
Quelle: Shutterstock / Shcherbakov Ilya
SMART METER:
Gut jeder zweite Messstellenbetreiber reißt Meldepflicht
Der Stand des Smart Meter Rollouts seit Oktober 2024 ist immer noch geheim. Grund: Die Netzagentur hat abgewartet, ob die Hälfte der Messstellenbetreiber wenigstens nachträglich meldet.
Im Keller, wo der Stromzähler steht, ist es dunkel, und so wird es nach Lage der Dinge auch mit dem Smart Meter Rollout bleiben.
Bis 24. Januar hätten die 879 deutschen Messstellenbetreiber an die Bundesnetzagentur melden müssen, wie weit sie Ende 2024 mit dem Einbau intelligenter
Messsysteme (iMSys) gekommen sind. Der hinkt bekanntlich hinterher. Die Installationsquoten vom 31. Dezember 2024 sind gut ein Quartal danach immer noch nicht veröffentlicht. Auf Anfrage kündigt der Regulierer an, dass dies
demnächst mit den Pflichterfüllungs-Quoten geschehe. Er sprach vage von „Anfang März“.
Die Netzagentur liefert einen „hauptsächlichen“ Grund für die „Verzögerung“ der Veröffentlichung − und der sowie ihr Umgang damit ist bezeichnend für den deutschen Smart Meter Rollout und sein Monitoring: „Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat ihre Meldungen nicht fristgerecht eingereicht.“
Das heißt: Mehr als 439 Messstellenbetreiber sind nicht in der Lage oder nicht willens, ihre Zähler zusammenzuzählen und dabei zu differenzieren nach alten Ferrariszählern, digitalen, aber nicht fernauslesbaren „modernen Messeinrichtungen“ (mME) und iMSys. In ein vorgegebenes Excel-Formular müssten sie nur nochmal zwischen obligatorischem und optionalem Einbau und zwischen bestimmten Verbrauchsgruppen differenzieren. Insgesamt handelt es sich nach Zählung dieser Redaktion um weniger als 50 Daten.
Über den Sinn dieser für jedes Quartal fälligen Meldung lässt sich freilich trefflich streiten. Offiziell soll sie der „Transparenz“ des Rollouts dienen. Doch die Netzagentur darf erst Anfang 2026 die erste Pflichteinbau-Quote durchsetzen, „in letzter Konsequenz“ mit Zwangsgeldern, wie sie schreibt. Es stehen bis dahin also noch vier Quartalsmeldungen an. Bis Ende diesen Jahres müssen bei den Verbrauchern zwischen 6.000 und 100.000 kWh pro Jahr 20 Prozent iMSys installiert sein. Es ist nur unklar, ob die steuerbaren Verbrauchseinrichtungen („14a-Fälle“) mitgezählt werden sollen.
Bei den Erzeugern zwischen 7 kW und 100 kW galt die Quote und die Frist bis vor kurzem auch. Aber seit 25. Februar 2025 ist ein novelliertes Messstellenbetriebsgesetz in Kraft. Nun müssen 90 Prozent der installierten Gesamtleistung von Kraftwerken, die seit diesem Jahr neu ans Netz gehen, bis Ende 2026 iMSys bekommen. Diejenigen wiederum, die von 2018 bis 2024 installiert wurden, müssen erst bis Ende 2028 zu 50 Prozent der Leistung ausgestattet sein, dafür zwingend auch mit Steuerbox.
Netzagentur operiert mit veralteten Daten
Die Behörde hatte im Februar an hunderte Messstellenbetreiber, deren Quoten im Hinblick auf dieses Ziel schlecht aussehen, „Hinweise“ verschickt. Dabei verwendete sie aber noch die Daten von Ende September 2024 (wir berichteten).
Ihr lagen aber drei Monate aktuellere Daten von knapp der Hälfte der Messstellenbetreiber bereits vor. Sie verwendete sie gleichwohl weder in dem Blauen Brief noch in der Öffentlichkeit, nachdem der „Hinweis“ an die Medien gelangt war und diese bei ihr nachgefragt hatten. Pressemitteilungen über den Fortschritt des Smart Meter Rollout schreibt die Behörde ohnehin nicht.
Vor allem aufgrund der massenhaften Meldeverweigerung der größeren Hälfte der Messstellenbetreiber verschiebt die Netzagentur nach eigenen Angaben die Veröffentlichung seit Ende Januar. Warum, bleibt unklar. Denn eine Stichprobe von fast jedem zweiten Messstellenbetreiber zu verwenden, wäre ein größerer Beitrag zur Transparenz gewesen, als einfach abzuwarten, ob noch Meldungen eintrudeln oder Messstellenbetreibern womöglich gar nicht vorgesehene Nachfristen einzuräumen. Von Aufsichtsmaßnahmen gegen die Meldeverweigerung war nicht die Rede.
Das Zurückhalten der jüngeren Zahlen lässt die Branche der Messstellenbetreiber auch schlechter dastehen, als sie mittlerweile dasteht, denn die Zahlen des Folgequartals können naturgemäß nur besser aussehen. Es wird also mit der „Transparenz“ womöglich auch Politik gemacht.
Die Verzögerung zieht sogar einen Messstellenbetreiber mit, der die Zahlen fürs vierte Quartal bereits abgegeben hat und neuerdings zu einer Veröffentlichung bereit wäre: Mitnetz Strom. Allerdings wartet sie damit ebenfalls auf die Behörde, geht aus einer Antwort an unsere Redaktion hervor. So beißt sich die Katze in den Schwanz.
So schlecht sehen die alten Daten aus
Wie schlecht die Messstellenbetreiber im September 2024 aussahen, das steht auf einer Unterseite der Netzagentur, zum Teil auf den Messstellenbetreiber genau, allerdings nur in den wenigen Fällen, in denen jener sein Einverständnis erklärt hat. Knapp 500 grundzuständige Messstellenbetreiber hatten damals noch keinen einzigen Pflichteinbau hinter sich. Etwa 200 weitere liegen unter 13 Prozent. Lediglich 24 hatten das gesetzliche Ziel für Ende 2025 erreicht oder überschritten.
Dabei galt tendenziell, wenn auch ausdrücklich nicht im Einzelfall: Je kleiner die Messtellenbetreiber sind, desto niedriger der erreichte Erfüllungsgrad. Laut Behörde waren Messtellenbetreiber mit mehr als 500.000 Messlokationen bei durchschnittlich 16 Prozent angelangt. Die Quote geht dann immer weiter nach unten: Bei den Unternehmen mit weniger als 30.000 Messlokationen endet die Statistik bei im Mittel 2 Prozent.
Wie viele Smart Meter sind eigentlich verbaut?
Vor gut fünf Monaten waren 0,7 Millionen Messlokationen mit einem iMSys ausgestattet. Das bedeutet, dass von damals bis Ende 2025 noch 6,2 Millionen iMSys eingebaut werden müssen − 89 Prozent der Pflichteinbau-Fälle. Insgesamt sind bundesweit gut 1 Million iMSys verbaut. 24,5 Millionen Messlokationen − fast jede zweite − werden mit mME gemessen. An 27,3 Millionen Messlokationen dürften noch Ferrariszähler stehen.
Die Netzagentur liefert einen „hauptsächlichen“ Grund für die „Verzögerung“ der Veröffentlichung − und der sowie ihr Umgang damit ist bezeichnend für den deutschen Smart Meter Rollout und sein Monitoring: „Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat ihre Meldungen nicht fristgerecht eingereicht.“
Das heißt: Mehr als 439 Messstellenbetreiber sind nicht in der Lage oder nicht willens, ihre Zähler zusammenzuzählen und dabei zu differenzieren nach alten Ferrariszählern, digitalen, aber nicht fernauslesbaren „modernen Messeinrichtungen“ (mME) und iMSys. In ein vorgegebenes Excel-Formular müssten sie nur nochmal zwischen obligatorischem und optionalem Einbau und zwischen bestimmten Verbrauchsgruppen differenzieren. Insgesamt handelt es sich nach Zählung dieser Redaktion um weniger als 50 Daten.
Über den Sinn dieser für jedes Quartal fälligen Meldung lässt sich freilich trefflich streiten. Offiziell soll sie der „Transparenz“ des Rollouts dienen. Doch die Netzagentur darf erst Anfang 2026 die erste Pflichteinbau-Quote durchsetzen, „in letzter Konsequenz“ mit Zwangsgeldern, wie sie schreibt. Es stehen bis dahin also noch vier Quartalsmeldungen an. Bis Ende diesen Jahres müssen bei den Verbrauchern zwischen 6.000 und 100.000 kWh pro Jahr 20 Prozent iMSys installiert sein. Es ist nur unklar, ob die steuerbaren Verbrauchseinrichtungen („14a-Fälle“) mitgezählt werden sollen.
Bei den Erzeugern zwischen 7 kW und 100 kW galt die Quote und die Frist bis vor kurzem auch. Aber seit 25. Februar 2025 ist ein novelliertes Messstellenbetriebsgesetz in Kraft. Nun müssen 90 Prozent der installierten Gesamtleistung von Kraftwerken, die seit diesem Jahr neu ans Netz gehen, bis Ende 2026 iMSys bekommen. Diejenigen wiederum, die von 2018 bis 2024 installiert wurden, müssen erst bis Ende 2028 zu 50 Prozent der Leistung ausgestattet sein, dafür zwingend auch mit Steuerbox.
Netzagentur operiert mit veralteten Daten
Die Behörde hatte im Februar an hunderte Messstellenbetreiber, deren Quoten im Hinblick auf dieses Ziel schlecht aussehen, „Hinweise“ verschickt. Dabei verwendete sie aber noch die Daten von Ende September 2024 (wir berichteten).
Ihr lagen aber drei Monate aktuellere Daten von knapp der Hälfte der Messstellenbetreiber bereits vor. Sie verwendete sie gleichwohl weder in dem Blauen Brief noch in der Öffentlichkeit, nachdem der „Hinweis“ an die Medien gelangt war und diese bei ihr nachgefragt hatten. Pressemitteilungen über den Fortschritt des Smart Meter Rollout schreibt die Behörde ohnehin nicht.
Vor allem aufgrund der massenhaften Meldeverweigerung der größeren Hälfte der Messstellenbetreiber verschiebt die Netzagentur nach eigenen Angaben die Veröffentlichung seit Ende Januar. Warum, bleibt unklar. Denn eine Stichprobe von fast jedem zweiten Messstellenbetreiber zu verwenden, wäre ein größerer Beitrag zur Transparenz gewesen, als einfach abzuwarten, ob noch Meldungen eintrudeln oder Messstellenbetreibern womöglich gar nicht vorgesehene Nachfristen einzuräumen. Von Aufsichtsmaßnahmen gegen die Meldeverweigerung war nicht die Rede.
Das Zurückhalten der jüngeren Zahlen lässt die Branche der Messstellenbetreiber auch schlechter dastehen, als sie mittlerweile dasteht, denn die Zahlen des Folgequartals können naturgemäß nur besser aussehen. Es wird also mit der „Transparenz“ womöglich auch Politik gemacht.
Die Verzögerung zieht sogar einen Messstellenbetreiber mit, der die Zahlen fürs vierte Quartal bereits abgegeben hat und neuerdings zu einer Veröffentlichung bereit wäre: Mitnetz Strom. Allerdings wartet sie damit ebenfalls auf die Behörde, geht aus einer Antwort an unsere Redaktion hervor. So beißt sich die Katze in den Schwanz.
So schlecht sehen die alten Daten aus
Wie schlecht die Messstellenbetreiber im September 2024 aussahen, das steht auf einer Unterseite der Netzagentur, zum Teil auf den Messstellenbetreiber genau, allerdings nur in den wenigen Fällen, in denen jener sein Einverständnis erklärt hat. Knapp 500 grundzuständige Messstellenbetreiber hatten damals noch keinen einzigen Pflichteinbau hinter sich. Etwa 200 weitere liegen unter 13 Prozent. Lediglich 24 hatten das gesetzliche Ziel für Ende 2025 erreicht oder überschritten.
Dabei galt tendenziell, wenn auch ausdrücklich nicht im Einzelfall: Je kleiner die Messtellenbetreiber sind, desto niedriger der erreichte Erfüllungsgrad. Laut Behörde waren Messtellenbetreiber mit mehr als 500.000 Messlokationen bei durchschnittlich 16 Prozent angelangt. Die Quote geht dann immer weiter nach unten: Bei den Unternehmen mit weniger als 30.000 Messlokationen endet die Statistik bei im Mittel 2 Prozent.
Wie viele Smart Meter sind eigentlich verbaut?
Vor gut fünf Monaten waren 0,7 Millionen Messlokationen mit einem iMSys ausgestattet. Das bedeutet, dass von damals bis Ende 2025 noch 6,2 Millionen iMSys eingebaut werden müssen − 89 Prozent der Pflichteinbau-Fälle. Insgesamt sind bundesweit gut 1 Million iMSys verbaut. 24,5 Millionen Messlokationen − fast jede zweite − werden mit mME gemessen. An 27,3 Millionen Messlokationen dürften noch Ferrariszähler stehen.

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Mittwoch, 05.03.2025, 08:35 Uhr
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