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Enerige & Management > Studie - Grüner Wasserstoff aus Afrika kaum konkurrenzfähig
Quelle: Shutterstock / r.classen
STUDIE:
Grüner Wasserstoff aus Afrika kaum konkurrenzfähig
Neue Berechnungen der TU München zeigen: Grüner Wasserstoff aus Afrika bleibt ohne politische Garantien deutlich teurer als angenommen und wäre auf dem EU-Markt nicht wettbewerbsfähig.
 
Grüner Wasserstoff aus afrikanischen Staaten kann Europas Bedarf voraussichtlich nur dann decken, wenn europäische Länder Preis- und Abnahmegarantien zusichern. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie unter Leitung der Technischen Universität München (TUM), die sich mit den Finanzierungskosten von Wasserstoffprojekten in 31 afrikanischen Ländern befasst. Veröffentlicht wurde die Untersuchung in der Fachzeitschrift Nature Energy unter dem Titel „Mapping the cost competitiveness of African green hydrogen imports to Europe“.

In der Studie berücksichtigt das Forschungsteam erstmals systematisch sozio-politische Risiken wie politische Instabilität, Korruption, schwache Rechtssysteme oder unzureichende Infrastruktur – etwa fehlende Stromnetze, Häfen oder Wasserversorgung. Die Forschenden legen dar, dass bisherige Modellrechnungen diese Faktoren ignoriert und dadurch die realen Kosten erheblich unterschätzt haben.

Insgesamt analysierten die Wissenschaftler in den 31 Ländern über 10.000 potenzielle Projektstandorte. Das Ergebnis: Nur rund 200 Standorte könnten bis 2030 für den Export nach Europa infrage kommen – und auch das nur unter der Bedingung staatlich abgesicherter Abnahmeverträge zu festen Preisen. Ohne solche Garantien bleibe Wasserstoff aus Afrika zu teuer, um mit Angeboten aus anderen Weltregionen mitzuhalten.

„Die gängigen Modelle für Grüner-Wasserstoff-Anlagen setzen meist pauschale Finanzierungskosten an“, sagt Florian Egli, Professor für Public Policy for the Green Transition an der TUM. „Sie ignorieren damit länderspezifische Investitionsrisiken, die in vielen afrikanischen Staaten erheblich sind.“ Diese Risiken schlagen sich direkt in den Zinssätzen nieder, die Projektbetreibende für die Finanzierung ihrer Vorhaben zahlen müssen.

Viele Risiken für Investoren

Grundlage der Berechnungen der TU sind vier Szenarien, in denen Leitzinsen sowie politische Sicherheiten variieren. In einem ungünstigen Szenario – hohe Zinsen, keine Garantien – steigen die Finanzierungskosten auf bis zu 27 Prozent. Bisherige Studien gingen hingegen nur von vier bis acht Prozent aus.

Entsprechend verteuert sich die Produktion: Müssen Investoren alle Risiken selbst tragen, kostet ein Kilogramm Wasserstoff mindestens fünf Euro. Erst wenn europäische Staaten langfristige Abnahmeverträge schließen und das Zinsniveau deutlich sinkt, sinkt der Preis in einzelnen Regionen auf etwa drei Euro pro Kilogramm – ein Wert, der gerade ausreicht, um mit subventionierten europäischen Projekten zu konkurrieren. Zum Vergleich: Die jüngste Ausschreibung der Europäischen Wasserstoffbank brachte Gebote von unter drei Euro.

Von den über 10.000 untersuchten Standorten liegen die wenigen mit wirtschaftlichem Exportpotenzial bis 2030 vor allem in einzelnen Regionen von Algerien, Kenia, Mauretanien, Marokko, Namibia und dem Sudan. Diese Länder bieten vereinzelt günstige Bedingungen für die Erzeugung und den Export grünen Wasserstoffs – etwa durch gute Solar- und Windressourcen oder Nähe zu europäischen Märkten. Die Studie betrachtet jedoch Sicherheitsrisiken nur auf nationaler Ebene. Lokale Instabilität, schwache Verwaltung oder fehlende Infrastruktur könnten die tatsächliche Eignung von Standorten erheblich einschränken.

Vor überhöhten Erwartungen warnt Stephanie Hirmer, Professorin für Climate Compatible Growth an der University of Oxford: „Grüner Wasserstoff aus Afrika ist deutlich teurer als bisher angenommen. Ohne stabile politische Rahmenbedingungen riskieren wir Projekte, die ökonomisch scheitern und lokal keinen Nutzen bringen.“

Auch langfristig sehen die Autoren politischen Handlungsbedarf. Damit der Handel mit grünem Wasserstoff zwischen Afrika und Europa entsteht, brauche es neben Abnahmeverträgen auch Instrumente wie Kreditausfallgarantien, etwa durch die Weltbank. „Nur so können Kostenrisiken begrenzt und Vertrauen bei Investoren aufgebaut werden“, so Egli. Nachhaltige Partnerschaften seien nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine entwicklungspolitische Frage.

Der Artikel „Mapping the cost competitiveness of African green hydrogen imports to Europe“  zur Studie ist über den Internetauftritt der Fachzeitschrift Nature Energy abrufbar.
 

Davina Spohn
Redakteurin
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