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STUDIEN:
Grüne Prozesswärme statt Dauersubventionen
Eine Prognos-Studie für die Deneff zeigt: Grüne Prozesswärme wächst und bietet Potenzial für Jobs, Export und Klimaziele – die Politik muss aber die richtigen Weichen stellen.
 
Obwohl industrielle Prozesswärme 23 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs bei der Wärme bundesweit ausmacht, wird sie seitens der Politik kaum beachtet, kritisiert Christian Noll. „Die Prozesswärme ist die vergessene Hälfte der Wärmewende“, so der geschäftsführende Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff). Deutschland schöpfe seine Effizienzpotenziale nach wie vor nicht aus. „Doch die Prozesswärme entscheidet sehr deutlich mit über Wettbewerbsfähigkeit, industrielle Souveränität Europas und die Klimaziele“, gibt er zu bedenken.

Welche Potenziale in diesem Segment schlummern, hat Prognos untersucht und die Studie mit dem Titel „Marktanalyse: Net-Zero Technologien für energieeffiziente Prozesswärme“ am 13. August gemeinsam mit der Deneff vorgestellt. Demnach entwickelt sich die industrielle Prozesswärme zu einem der dynamischsten Segmente der deutschen Green-Tech-Branche. Sie ist für rund zwei Drittel des industriellen Endenergieverbrauchs verantwortlich und verursacht knapp 90 Prozent der verbrennungsbedingten Emissionen in der Industrie – wird aber bisher zu über 75 Prozent fossil erzeugt. 

Laut einer Studie der Hochschule Niederrhein, die die Deneff bereits im vergangenen Jahr vorstellte, könnten Effizienzmaßnahmen und klimaneutrale Technologien den industriellen Energieverbrauch deutlich reduzieren (wir berichteten). Etwa die Hälfte der Prozesswärme ließe sich wirtschaftlich einsparen, was einem Drittel des gesamten industriellen Energiebedarfs entspricht. Für Unternehmen bedeutet das ein jährliches Einsparpotenzial von rund 21 Milliarden Euro – und damit könnten sie ihre Wettbewerbsfähigkeit spürbar steigern.

Die Branche für grüne Prozesswärme erwirtschaftet laut der aktuellen Prognos-Studie derzeit rund 5,5 Milliarden Euro jährlich und beschäftigt über 60.000 Menschen in Deutschland – ein Zuwachs von mehr als 70 Prozent seit 2010. Besonders stark wächst der Bereich industrieller Wärmepumpen mit 13,3 Prozent pro Jahr. Installations- und Beratungsleistungen sowie Prozessleit- und MSR-Technik sind weitere Schlüsselbereiche. 

Die Exporterlöse haben sich seit 2010 mehr als verdoppelt und lagen 2023 bei über 1 Milliarde Euro. Wichtigste Abnehmer sind die Schweiz, die Niederlande und Österreich. Weltweit gilt der Bereich Wärmepumpen als bedeutendstes und dynamischstes Segment, das den größten Teil des globalen Marktwachstums ausmacht.

Die Prognos-Analyse geht bei Einhaltung der Klimaziele von einem starken Marktwachstum aus: Bis 2030 könnte die Bruttowertschöpfung in Deutschland auf rund 25 Milliarden Euro steigen, bei etwa 270.000 Beschäftigten. Bis 2050 wäre eine Verachtzehnfachung des Marktvolumens auf 91 Milliarden Euro möglich, mit bis zu einer Million Beschäftigten.

„Dauersubventionen keine Lösung“

Noll betonte allerdings: „Effizienzmaßnahmen sind keine Selbstläufer.“ Zudem würden subventionierte Energiepreise ohne ökologische Gegenleistungen Effizienzanreize reduzieren. Seiner Meinung nach können „Dauersubventionen nicht die Lösung sein.“ Die Politik sollte die Energieproduktivität und damit Effizienzmaßnahmen deutlich mehr in den Blick nehmen statt allein Energiepreise zu dämpfen. Hier sei die Prozesswärme ein sehr guter Ansatzpunkt. Und es gibt laut Deneff einen doppelten Wettebwerbsvorteil: zum einen könnten Unternehmen Effizienzlösungen „Made in Germany“ exportieren, zum anderen würden Effizienzmaßnahmen den Subvenstionsbedarf reduzieren. 

Die Deneff fordert daher industriepolitische Impulse, gezielte Förderung, einen beschleunigten Netzanschluss und eine klare Strategie zur Dekarbonisierung der Prozesswärme. Nur so könne Europas Technologieführerschaft verteidigt und ausgebaut werden, betont Geschäftsführer Christian Noll.

 
Die Kurzstudie „Marktanalyse: Net-Zero Technologien für energieeffiziente Prozesswärme“ als PDF.
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Quelle: Deneff


Die Prognos-Studie „Marktanalyse: Net-Zero Technologien für energieeffiziente Prozesswärme“ zeigt zusammenfassend: 
  • Die Wertschöpfung im Bereich grüne Prozesswärme ist seit 2010 um durchschnittlich fast 7 Prozent pro Jahr gewachsen. Besonders dynamisch: industrielle Wärmepumpen mit 13,3 Prozent Wachstum jährlich.
  • Die Zahl der Beschäftigten ist seit 2010 um rund 70 Prozent gestiegen – auf aktuell etwa 60.000 Personen.
  • Der Export grüner industrieller Prozesswärmetechnologien aus Deutschland hat sich seit 2010 auf über 1 Milliarde Euro verdoppelt. Wichtigste Abnehmer: die Schweiz, die Niederlande und Österreich.
 

Heidi Roider
Redakteurin und Chefin vom Dienst
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