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Enerige & Management > Bilanz - Großhandelspreise und milder Winter drücken Erträge der EVN
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BILANZ:
Großhandelspreise und milder Winter drücken Erträge der EVN
Der Gewinn des niederösterreichischen Energiekonzern fiel im Geschäftsjahr 2023/24 um 11 Prozent niedriger aus als 2022/23. Haushalte versorgt er künftig mit österreichischem Erdgas.
 
Die gesunkenen Großhandelspreise für Strom und Erdgas sowie die vergleichsweise milden Temperaturen im vergangenen Winter verringerten die Erträge des niederösterreichischen Energiekonzerns EVN im Geschäftsjahr 2023/24, das mit 30. September des heurigen Jahres endete. Das berichteten Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz, Technikvorstand Stefan Stallinger und die seit 1. September in ihrer Funktion befindliche Finanzvorständin Alexandra Wittmann bei der Bilanzpressekonferenz am 17. Dezember in Wien.

Ihnen zufolge sanken die Umsatzerlöse gegenüber 2022/23 um 13,6 Prozent auf 3,26 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) verringerte sich um 8,0 Prozent auf 799,4 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) um 19,4 Prozent auf 426,2 Millionen Euro. In Summe ergab sich ein Konzerngewinn von 471,7 Millionen Euro, um 11,0 Prozent weniger als 2022/23.

Einen Verlust von 162,3 Millionen Euro musste die Vertriebsgesellschaft EVN KG hinnehmen. Immerhin verringerte sich ihr Verlust um 32,5 Prozent oder rund 78 Millionen Euro. Für seine Höhe maßgeblich waren der EVN zufolge zwei Bewertungseffekte: Erstens musste das Unternehmen dem Geschäftsbericht zufolge „als strategische Reserve beschaffte Erdgasvorräte“ um rund 39,7 Millionen Euro abwerten. Zweitens hatte es „Rückstellungen für drohende Rückzahlungen von Preiserhöhungen der Vergangenheit aufgrund strittiger Vertragsbedingungen“ zu bilden. Die Höhe der Rückstellungen wird im Geschäftsbericht nicht genannt.

Hinzu kam der zurückgegangene Energieabsatz an Endkunden. An sie verkaufte die EVN um rund 6,6 Prozent weniger Strom, um 25,4 Prozent weniger Erdgas und um 8,4 Prozent weniger Fern- sowie Nahwärme als im vorigen Geschäftsjahr. Wittmann zufolge ist eine verstärkte Abkehr der Endkunden von Erdgas zu verzeichnen: „Einerseits wird der Bedarf reduziert, andererseits auf andere Energieträger umgestellt.“ 
Gas aus Österreich für Haushalte

Angesichts der Ungewissheiten hinsichtlich der künftigen Gasimporte aus Russland stellte die EVN ihren bis 2027 laufenden Liefervertrag mit dem Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV um, ergänzte Szyszkowitz: Zur Versorgung ihrer Haushaltskunden bezieht sie ab 1. Januar 2025 ausschließlich Gas aus österreichischen Quellen. Dies diene nicht zuletzt dazu, „um Ruhe in das Produkt Erdgas hineinzubekommen“, erläuterte Szyszkowitz. Die österreichische Herkunft des betreffenden Gases belegt die OMV mit entsprechenden Nachweisen, die sie in die diesbezügliche Datenbank der Regulierungsbehörde E-Control einspeist.

An Haushalte verkauft die EVN jährlich rund 2,4 Milliarden kWh Erdgas, teilte Szyszkowitz der Redaktion mit. Zum Vergleich: Österreichs Gesamtbedarf im Jahr 2023 belief sich nach Angaben der E-Control auf rund 75,6 Milliarden kWh. Ihre Kunden in der Industrie versorgt die EVN wie bisher mit Erdgas, das sie im Großhandel beschafft.

„Eher seitliche“ Großhandelspreise

Zu den Debatten über eine mögliche Fortsetzung der staatlichen Maßnahmen zur Dämpfung der Energiekosten für die österreichischen Endkunden teilte Szyszkowitz mit, eine unternehmenseigene „Stromkostenbremse“ der EVN werde es nicht geben. Fix sei dagegen analog zu den vergangenen Jahren der Verzicht auf die Abschaltung der Anlagen in Zahlungsverzug geratener Kleinkunden im Zeitraum 1. Dezember 2024 bis einschließlich 28. Februar 2025. Ferner habe die EVN ihren Sozialhilfefonds um zwei Millionen Euro aufgestockt. Szyszkowitz zufolge erwartet die EVN auf absehbare Zeit eine „eher seitliche“ Entwicklung der Großhandelspreise für Strom und Erdgas.

Um die Preise dauerhaft auf ein niedrigeres Niveau zu bringen, hält die EVN ihrem Vorstand zufolge die Energiewende für unverzichtbar. Sie erhöht daher ihre Investitionen in erneuerbare Energien, den Netzausbau sowie die Digitalisierung von 735 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023/24 auf jährlich rund 900 Millionen Euro im Zeitraum bis 2030. Laut Technikvorstand Stallinger will die EVN die Leistung ihrer Windparks der EVN bis 2030 von derzeit rund 500 MW auf 770 MW steigern, jene ihrer PV-Anlagen von 100 auf 330 MW. Die Übertragungskapazität ihres Stromnetzes soll sich auf rund 6.000 MW in etwa verdoppeln.

Laut Szyszkowitz könnte mit diesen Investitionen ein Anstieg der Verschuldung des Konzerns um rund 150 Millionen Euro je Geschäftsjahr verbunden sein. Zum Vergleich: Von 2022/23 auf 2023/24 war die Verschuldung der EVN um 235 Millionen Euro auf 1,13 Milliarden Euro gesunken. Dies entspricht einem Verschuldungsgrad von rund 16,8 Prozent.

Weiter sinkendes Konzernergebnis

Für das am 1. Oktober begonnene Geschäftsjahr 2024/25 ist laut Finanzvorständin Wittmann mit einem Konzernergebis von 400 bis 440 Millionen Euro zu rechnen. Im Vergleich zu 2023/24 wäre dies ein Rückgang um knapp 7 bis 15 Prozent. Für die EVN KG wird dem Geschäftsbericht zufolge „die Rückkehr auf ein positives Ergebnisniveau erwartet“.
 

Klaus Fischer
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Dienstag, 17.12.2024, 13:24 Uhr

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