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Enerige & Management > Windkraft Offshore - Größter Ostsee-Windpark verzögert sich um zwei Jahre
Quelle: Shutterstock / Paul Biryukov
WINDKRAFT OFFSHORE:
Größter Ostsee-Windpark verzögert sich um zwei Jahre
Der zu Blackrock gehörende Entwickler des Windparks „Gennaker“ will fast doppelt so leistungsstarke Windräder errichten, dafür aber weniger. Dafür dauert alles wesentlich länger.
 
Der Projektentwickler des dann vorläufig größten deutschen Ostsee-Windparks „Gennaker“, Skyborn Renewables, feiert in einer Ad-hoc-Mitteilung vom 18. Juli den Abschluss eines Windturbinen-Bezugsvertrags mit Siemens Gamesa. Von „wir sind begeistert“ und einer Stärkung der Partnerschaft ist auf Englisch die Rede, von einem „direkten Beitrag zu Deutschlands Klimazielen“.

Eher beiläufig erwähnt Skyborn - die 2022 von der Bremer WPD abgespalten und an den Infrastrukturinvestor Global Infrastructure Partners (GIP) verkauft wurde, der wiederum Blackrock gehört -, dass die Offshore-Bauarbeiten auf See „Anfang 2028“ beginnen sollen. Genau drei Jahre früher hatte sich das bei Siemens Gamesa noch ganz anders angehört: Der deutsch-spanische Windturbinen-Hersteller (OEM) hatte damals noch die Installation aller Windräder für 2026 erwartet.

Dass es eine Verzögerung gibt, dafür sucht man in der aktuellen Skyborn-Mitteilung und in einer vorangegangenen vom Juni vergeblich einen ausdrücklichen Hinweis. Auch auf Nachfrage reagiert die ehemalige WPD Offshore nicht.

Die größten Windturbinen Deutschlands

Im Kontext erschließt sich allerdings die wahrscheinliche Hauptursache. Skyborn und Siemens Gamesa haben nämlich die vorgesehenen Anlagentypen ausgetauscht. Jetzt sollen, freilich vorbehaltlich der finalen Investitionsentscheidung (FID), 63 Windturbinen vom Typen SG 14-236 errichtet werden. Sie können bis zu 15 MW leisten und offenbar noch ein wenig darüber hinaus, denn die zuvor vorgesehene Gesamtleistung von 927 MW erhöht sich damit auf „bis zu 976,5 MW“, schreibt Skyborn. So oder so wird „Gennaker“ der größte deutsche Ostsee-Windpark, bevor dann 2030 der noch namenlose 1.000-MW-Trumm von Total Energies ans Netz geht.

Und die neuen Turbinen wären zumindest anfangs die größten in der deutschen See: Im Bestand sind die leistungsstärksten Windräder bisher bei 9 MW („Baltic Eagle“ von Iberdrola, ebenfalls in der Ostsee) und die Bestellungen bei 11 MW.

Vor allem aber ist die neue Typenwahl, die schon im Juni bekanntgegeben wurde, fast eine Verdopplung in der installierten Einzelleistung bei gleichzeitig drastischer Senkung der Zahl der Windturbinen: Im ursprünglichen „Master Supplier Agreement“ von 2022 war zwischen den Partnern die Lieferung von 103 Windrädern vom Typen SG 8.0-167 DD vereinbart worden. Sie wären einzeln höchstens auf 9 MW gekommen.

Warum Skyborn die Verzögerung wohl in Kauf nimmt

Skyborn hat eigentlich seit 2019 Baurecht auf „Gennaker“, hat aber danach das ganze Genehmigungsverfahren nochmal durchlaufen, um die neuen Turbinen durchzukriegen. Dadurch verschieben sich die ersten Stromerträge, also Geldrückflüsse, um weitere zwei Jahre.

Warum Skyborn das so macht, liegt mit Sicherheit zum einen am langen finanziellen Atem im Blackrock-Ökosystem, und zum anderen am Nutzen, wie Andeutungen und Zitaten in der Ad-hoc-Mitteilung zu entnehmen ist.

Skyborn spricht darin von einer „Aufwertung zum Stand der Technik hin“. Sprich: Die 9-MW-Turbinen erfüllten diesen Anspruch nicht mehr. Zweitens ist „Gennaker“ nicht irgendein Projekt von Skyborn, sondern soll, so lässt sich CEO Patrick Lammers zitieren, „unser Blaupausen-Projekt, der Demonstrationsfall für unsere durchgehende Fähigkeit sein, mit standardisierten Geschäftsprozessen alle zwölf bis 18 Monate neue Offshorewind-Projekte zum Leben zu erwecken“. Skyborn ist offshore in verschiedenen Entwicklungsstadien auch vor Taiwan, den USA, Schweden und Finnland aktiv. Und es ist mit Sicherheit einfacher und spezifisch günstiger, 63 Turbinen zu grundieren und zu errichten, als 103.

Und der Netzanschluss?


Und was ist dann mit dem Netzanschluss für „Gennaker“? Liegt dieser nun von 2026 an zwei Jahre lang nutzlos 15 Kilometer nördlich der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst herum? Nein, sagt der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz auf Nachfrage. Die entsprechende Netzanbindung OST-6-1 mit je einer Offshore-Plattform vor dem Darß und vor Zingst werde voraussichtlich am 1. Juli 2028 fertig. So dürfte es sich für Skyborn ohnehin gelohnt haben, eine zweijährige Modernisierungsschleife zu drehen. Wer zuerst da war, Henne oder Ei, Typenwechsel oder Netzanbindung in ferner Zukunft, das ließ sich aufgrund der knappen Antworten zunächst nicht aufklären.
 

Georg Eble
Redakteur
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