
100 Energiegenossen suchten den Acker nach Splittern des Rotorblatts ab. Quelle: Rhe-Wie
WINDKRAFT ONSHORE:
Genossen schauen nach Windrad-Havarie in die Röhre
Bei einem Windrad von Energiegenossen ist ein Flügel abgebrochen und hat die Ernte zerstört. Auch der Turm ist schadhaft. Die Genossenschaft verliert zunächst ihre Haupteinnahmequelle.
Ende September ist im ostwestfälischen Langenberg am helllichten Tag an einem modernen 5,7-MW-Windrad N-163 des Herstellers
Nordex ein Rotorblatt unweit der 164 Meter hohen Nabe abgeknickt und auf einen Acker gefallen. Verletzt wurde niemand. Das berichtet die Lokalzeitung Die Glocke. „Seither ist nichts mehr, wie es war in unserer Genossenschaft“, berichtet der Eigner − die Rheda-Wiedenbrücker Energiegenossenschaft eG (Rhe-Wie) − auf seiner Internetseite.
Der Fremdschaden ist immens, aber den zahlt wenigstens die Haftpflicht. Die Energiegenossen haben aber auch einen enormen Eigenschaden, und Vorstand Hubert Leiwes hält sich auf Anfrage bedeckt, ob der versichert ist.
Er bestätigt, dass der Turm in der Nähe des Übergangsstücks zur Gondel Risse aufweist und daher eine Manschette bekommen hat. Die Statik sei noch in Ordnung, sagt Leiwes. Das sei gutachterlich bestätigt worden.
Turmhersteller: Bekanntes, gebanntes Problem
Den Hersteller des Turms will der Energiegenosse nicht nennen und auch nicht sagen, ob der eine Schaden den anderen verursacht hat. Nordex hat nach seinen Angaben eine Reparaturbaustelle mit Kran eingerichtet.
Nach Informationen dieser Redaktion handelt es sich um einen Hybridturm der Max Bögl Wind AG. Diese teilte auf Anfrage mit, eine „Riss-Thematik an den Adaptern unserer Hybridtürme eines bestimmten Typs“ sei schon länger bekannt. Alle betroffenen Türme seien so nachgerüstet worden, dass die Risse nicht fortschreiten. Die endgültige Sanierung sei getestet und werde „zu Beginn des nächsten Jahres ins Feld gebracht“. Bereits 2023 habe Bögl die Adapterkonstruktion geändert. Seither seien keine Adapter mehr ausgeliefert worden, die solche Schäden bekommen. Alle Türme seien stets stand- und betriebssicher geblieben.

Energiegenosse Leiwes äußert sich zuversichtlich, dass die Nabe demnächst von Nordex drei komplett neue Rotorblätter bekommt. Der Windturbinen-Hersteller aus Hamburg untersucht derzeit die Ursache für die Havarie. Auf eine Anfrage dieser Redaktion reagierte er bis zum 4. Dezember nicht.
Hunderte Faserverbundstoff-Fragmente des abgebrochenen Rotorblatts, die meisten davon maximal 20 Zentimeter lang und wenige Millimeter breit, hatten sich auf dem darunterliegenden Acker verteilt. Sie sind zwar nach Auskunft des Landratsamtes Gütersloh weder schadstoffbelastet noch menschen- oder umweltgefährdend. Doch sie sind scharfkantig und könnten daher grasendes Vieh im Rachen verletzen.
850 Tonnen Ernte zu gefährlich für die Biogasanlage
Circa 850 Tonnen Mais und andere Ernteerzeugnisse mussten daher im November abgeerntet und zur Verbrennung zwischengelagert werden. Auch in einer Biogasanlage durfte der Bewuchs nicht landen, da die Gärreste mit den Fragmenten ausgebracht werden würden.
Etwa 100 Mitglieder der Energiegenossenschaft suchten auf dem Acker einen Tag lang nach Splittern des Rotorblatts. Für die 2013 unter anderen von Leiwes gegründete Energiegenossenschaft fallen nach seiner Darstellung seit der Havarie, also seit dem 26. September, etwa 60 Prozent der Stromerlöse aus.
Denn die eG zählt nur drei Windräder als ihren ganzen Besitz, und das havarierte Nordex-Windrad war mit 5,7 MW das leistungs- und ertragsstärkste, jüngste − und am härtesten erkämpfte. Es produzierte erst seit Juni 2023 Windstrom. Aufs Jahr gerechnet, würden Einnahmen aus 15 Millionen kWh fehlen. Oder 60 Prozent.
Die Rhe-Wie musste das gemeindliche Einvernehmen drei Jahre lang erkämpfen, steht auf deren Internetseite. Mittlerweile ist demnach die ursprünglich gegnerische Bürgermeisterin Susanne Mittag (UWG) zur Verbündeten der Genossen geworden.
Bei den ersten beiden Windrädern musste die Energie-eG anderthalb Jahre warten, bis ihr ein geeigneter Standort angeboten wurde, und zwar in der Stadt Rheda-Wiedenbrück selbst, deren Nachbargemeinde Langenberg ist. Aus einer angebotenen Anlage wurden schnell zwei Anlagen nebeneinander. Die erste der zwei Enercon E-82 E2 mit 2,3 MW installierter Leistung, für die die Rhe-Wie insgesamt 6,5 Millionen Euro zahlt, lieferte Anfang 2016 den ersten Strom. Der Bürgermeister von Rheda-Wiedenbrück jedenfalls, Theo Mettenborg (CDU), war von Anfang an begeistert dabei.
Eine vierte Windenergieanlage mit mindestens 5,7 MW bis 7,0 MW war bisher geplant. Jetzt dürften die knapp 400 Energiegenossen erst einmal andere Sorgen haben.
Der Fremdschaden ist immens, aber den zahlt wenigstens die Haftpflicht. Die Energiegenossen haben aber auch einen enormen Eigenschaden, und Vorstand Hubert Leiwes hält sich auf Anfrage bedeckt, ob der versichert ist.
Er bestätigt, dass der Turm in der Nähe des Übergangsstücks zur Gondel Risse aufweist und daher eine Manschette bekommen hat. Die Statik sei noch in Ordnung, sagt Leiwes. Das sei gutachterlich bestätigt worden.
Turmhersteller: Bekanntes, gebanntes Problem
Den Hersteller des Turms will der Energiegenosse nicht nennen und auch nicht sagen, ob der eine Schaden den anderen verursacht hat. Nordex hat nach seinen Angaben eine Reparaturbaustelle mit Kran eingerichtet.
Nach Informationen dieser Redaktion handelt es sich um einen Hybridturm der Max Bögl Wind AG. Diese teilte auf Anfrage mit, eine „Riss-Thematik an den Adaptern unserer Hybridtürme eines bestimmten Typs“ sei schon länger bekannt. Alle betroffenen Türme seien so nachgerüstet worden, dass die Risse nicht fortschreiten. Die endgültige Sanierung sei getestet und werde „zu Beginn des nächsten Jahres ins Feld gebracht“. Bereits 2023 habe Bögl die Adapterkonstruktion geändert. Seither seien keine Adapter mehr ausgeliefert worden, die solche Schäden bekommen. Alle Türme seien stets stand- und betriebssicher geblieben.

Die Windturbine Nordex N-163 in Langenberg (NRW) mit den herunterhängenden Verbundfasern vom abgeknickten Rotorblatt
Quelle: Rhe-Wie
Quelle: Rhe-Wie
Energiegenosse Leiwes äußert sich zuversichtlich, dass die Nabe demnächst von Nordex drei komplett neue Rotorblätter bekommt. Der Windturbinen-Hersteller aus Hamburg untersucht derzeit die Ursache für die Havarie. Auf eine Anfrage dieser Redaktion reagierte er bis zum 4. Dezember nicht.
Hunderte Faserverbundstoff-Fragmente des abgebrochenen Rotorblatts, die meisten davon maximal 20 Zentimeter lang und wenige Millimeter breit, hatten sich auf dem darunterliegenden Acker verteilt. Sie sind zwar nach Auskunft des Landratsamtes Gütersloh weder schadstoffbelastet noch menschen- oder umweltgefährdend. Doch sie sind scharfkantig und könnten daher grasendes Vieh im Rachen verletzen.
850 Tonnen Ernte zu gefährlich für die Biogasanlage
Circa 850 Tonnen Mais und andere Ernteerzeugnisse mussten daher im November abgeerntet und zur Verbrennung zwischengelagert werden. Auch in einer Biogasanlage durfte der Bewuchs nicht landen, da die Gärreste mit den Fragmenten ausgebracht werden würden.
Etwa 100 Mitglieder der Energiegenossenschaft suchten auf dem Acker einen Tag lang nach Splittern des Rotorblatts. Für die 2013 unter anderen von Leiwes gegründete Energiegenossenschaft fallen nach seiner Darstellung seit der Havarie, also seit dem 26. September, etwa 60 Prozent der Stromerlöse aus.
Denn die eG zählt nur drei Windräder als ihren ganzen Besitz, und das havarierte Nordex-Windrad war mit 5,7 MW das leistungs- und ertragsstärkste, jüngste − und am härtesten erkämpfte. Es produzierte erst seit Juni 2023 Windstrom. Aufs Jahr gerechnet, würden Einnahmen aus 15 Millionen kWh fehlen. Oder 60 Prozent.
Die Rhe-Wie musste das gemeindliche Einvernehmen drei Jahre lang erkämpfen, steht auf deren Internetseite. Mittlerweile ist demnach die ursprünglich gegnerische Bürgermeisterin Susanne Mittag (UWG) zur Verbündeten der Genossen geworden.
Bei den ersten beiden Windrädern musste die Energie-eG anderthalb Jahre warten, bis ihr ein geeigneter Standort angeboten wurde, und zwar in der Stadt Rheda-Wiedenbrück selbst, deren Nachbargemeinde Langenberg ist. Aus einer angebotenen Anlage wurden schnell zwei Anlagen nebeneinander. Die erste der zwei Enercon E-82 E2 mit 2,3 MW installierter Leistung, für die die Rhe-Wie insgesamt 6,5 Millionen Euro zahlt, lieferte Anfang 2016 den ersten Strom. Der Bürgermeister von Rheda-Wiedenbrück jedenfalls, Theo Mettenborg (CDU), war von Anfang an begeistert dabei.
Eine vierte Windenergieanlage mit mindestens 5,7 MW bis 7,0 MW war bisher geplant. Jetzt dürften die knapp 400 Energiegenossen erst einmal andere Sorgen haben.

© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 03.12.2024, 17:44 Uhr
Dienstag, 03.12.2024, 17:44 Uhr
Mehr zum Thema