
Die "Energie Expo Münsterland" in Heiden findet zum fünften Mal statt. Quelle: E&M / Volker Stephan
VERANSTALTUNG:
Gaskraftwerke als Reizthema im Münsterland
Die Sonne strahlt passend zum Treffen der Erneuerbaren-Branche im Münsterland. Das ist gut und schlecht für Solarentwickler, die den PV-Zubau bejubeln und die negativen Preise beklagen.
Das Münsterland ist beim Erneuerbaren-Zubau ein „Vorreiter“, gar ein „Hotspot“, der die Aufmerksamkeit der Landesregierung
auf sich ziehe. So äußerten sich Borkens Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing und Landtagsabgeordneter Wilhelm Korth (beide
CDU) auf der zum fünften Mal abgehaltenen „Energie Expo Münsterland“ am 12. Juni in Heiden.
Das Engagement für die Entwicklung von Wind- und Sonnenkraftwerken im überwiegend ländlich geprägten Landstrich erntet an diesem Tag viel Lob. Der Ausbau wird aber auch als Teil eines Problems gesehen. Des Problems, wie die volatile Erzeugung der Energieversorgung effizient dienen kann.
Und dann gehen die Meinungen über die aktuelle politische Entwicklung in Deutschland auch schnell auseinander. Auf der einen Seite unterstützt Mechtild Schulze Hessing ihre Parteikollegin und Bundesenergieministerin Katherina Reiche in ihren Bemühungen, eine Bestandsaufnahme der Energiewende vorzunehmen. Der Ausbau der Erneuerbaren müsse schließlich zu Ende gedacht sein und Speicher sowie Bezahlbarkeit berücksichtigen.
Bestandsaufnahme versus unterbetonter Klimaschutz
Einen Gegenpol dazu nimmt Jan-Niclas Gesenhues ein. Der Steinfurter ist grüner Bundestagsabgeordneter und war bis zur Abwahl der Ampel-Koalition Parlamentarischer Staatssekretär in Bundesumweltministerium. Ihm missfällt an der Haltung der schwarz-roten Bundesregierung, dass sie den Klimaschutz in der Vergangenheit für „übertont“ gehalten habe. Wer – wie Katherina Reiche – Reservekraftwerke mit 20.000 MW einseitig auf Gaskapazitäten ausrichte, „sendet nicht die richtigen Signale“. Dies zeige vielmehr, dass die neue Koalition den Klimaschutz „unterbetont“.
Ins selbe Horn stößt auch Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW), dessen Regionalabteilung die Energie-Expo ausrichtet. Die notwendigen Back-up-Systeme für den – zeitweise im Überfluss produzierten und dann wiederum kaum vorhandenen – Grünstrom dürften eben nicht „toxische Gaskraftwerke“ sein. „Wir als Branche müssen zeigen, was wir günstiger und schneller für die Reserve leisten können“, so Vogel.
Günstiger Ökostrom ist allerdings so eine Sache. Die Zahl der Stunden, in denen Solaranlagen zu negativen – also hochgradig unwirtschaftlichen – Preisen produziert haben, stieg im vergangenen Jahr auf 450 an. Ende April 2025 waren es bereits 130, so Thomas Voß, Geschäftsführer des Grünstromvermarkters Die Energielandwerker eG.

Die Politik müsse entsprechend mit dem neuen Strommarktdesign Antworten auf die großen Herausforderungen geben, denn der enorme Ausbau der Solarenergie „verändert den Markt massiv“. Er habe Signale aus dem Wirtschaftsministerium in Berlin empfangen, dass die Bundesregierung sich bei der Fortschreibung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes für die Jahre ab 2027 auf das Modell der produktionsabhängigen Differenzverträge festlegen wolle.
Strompreisbremse als Blaupause für neues Marktdesign
Dabei könnte also das Strompreisbremsen-Gesetz als Blaupause dienen. Wer gerade Strom produziert, wenn der Preis unterhalb des Marktwertes liegt, könne mit der Marktprämie das Umsatzminus ausgleichen. Wer wegen hoher Preise zu viel einnimmt, müsse oberhalb eines gewissen Korridors in den Fördertopf zurückzahlen. In diesem Fall liege die Eigenkapitalrendite für Erzeuger bei 13 Prozent.
Thomas Voß hält es für unangebracht, dass steuerbare Gaskraftwerke selbst in Zeiten negativer Strompreise – also bei einem Überfluss an erneuerbarer Energie – eine Grundlast bedienen. Regelenergie könnten auch Biogas-Anlagen liefern, Wind und Sonne seien hier erst in geringem Umfang verfügbar. Dennoch seien Gaskraftwerke nur während der Dunkelflauten erforderlich „und nicht in Zeiten, wenn alle produzieren“.
Die Energiewende sei eine große Herausforderung und „unumkehrbar“, sagen alle Teilnehmenden auf dem Podium in mehr oder weniger gleichen Worten. Die Stadt Borken sei weiter sehr aktiv, sagt etwa die Bürgermeisterin Schulze Hessing. Schließlich habe sie den Flächennutzungsplan geändert und Landschaftsschutzgebiete anders eingestuft, damit weitere 30 Windkraftanlagen entstehen können.
Vom Münsterland mit seinen ambitionierten regionalen Klimazielen „kann sich manche Region in Deutschland etwas abgucken“, sagt Jan-Niclas Gesenhues. Und so strahlen am Ende der Podiumsdiskussion dann doch alle Beteiligten ein wenig wie der Energiespender aus dem All.
Das Engagement für die Entwicklung von Wind- und Sonnenkraftwerken im überwiegend ländlich geprägten Landstrich erntet an diesem Tag viel Lob. Der Ausbau wird aber auch als Teil eines Problems gesehen. Des Problems, wie die volatile Erzeugung der Energieversorgung effizient dienen kann.
Und dann gehen die Meinungen über die aktuelle politische Entwicklung in Deutschland auch schnell auseinander. Auf der einen Seite unterstützt Mechtild Schulze Hessing ihre Parteikollegin und Bundesenergieministerin Katherina Reiche in ihren Bemühungen, eine Bestandsaufnahme der Energiewende vorzunehmen. Der Ausbau der Erneuerbaren müsse schließlich zu Ende gedacht sein und Speicher sowie Bezahlbarkeit berücksichtigen.
Bestandsaufnahme versus unterbetonter Klimaschutz
Einen Gegenpol dazu nimmt Jan-Niclas Gesenhues ein. Der Steinfurter ist grüner Bundestagsabgeordneter und war bis zur Abwahl der Ampel-Koalition Parlamentarischer Staatssekretär in Bundesumweltministerium. Ihm missfällt an der Haltung der schwarz-roten Bundesregierung, dass sie den Klimaschutz in der Vergangenheit für „übertont“ gehalten habe. Wer – wie Katherina Reiche – Reservekraftwerke mit 20.000 MW einseitig auf Gaskapazitäten ausrichte, „sendet nicht die richtigen Signale“. Dies zeige vielmehr, dass die neue Koalition den Klimaschutz „unterbetont“.
Ins selbe Horn stößt auch Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW), dessen Regionalabteilung die Energie-Expo ausrichtet. Die notwendigen Back-up-Systeme für den – zeitweise im Überfluss produzierten und dann wiederum kaum vorhandenen – Grünstrom dürften eben nicht „toxische Gaskraftwerke“ sein. „Wir als Branche müssen zeigen, was wir günstiger und schneller für die Reserve leisten können“, so Vogel.
Günstiger Ökostrom ist allerdings so eine Sache. Die Zahl der Stunden, in denen Solaranlagen zu negativen – also hochgradig unwirtschaftlichen – Preisen produziert haben, stieg im vergangenen Jahr auf 450 an. Ende April 2025 waren es bereits 130, so Thomas Voß, Geschäftsführer des Grünstromvermarkters Die Energielandwerker eG.

Die Herausforderungen der Energiewende diskutierten u.a. MdL Wilhelm Korth, Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing und Unternehmer
Thomas Voß (von links)
Quelle: E&M / Volker Stephan
Quelle: E&M / Volker Stephan
Die Politik müsse entsprechend mit dem neuen Strommarktdesign Antworten auf die großen Herausforderungen geben, denn der enorme Ausbau der Solarenergie „verändert den Markt massiv“. Er habe Signale aus dem Wirtschaftsministerium in Berlin empfangen, dass die Bundesregierung sich bei der Fortschreibung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes für die Jahre ab 2027 auf das Modell der produktionsabhängigen Differenzverträge festlegen wolle.
Strompreisbremse als Blaupause für neues Marktdesign
Dabei könnte also das Strompreisbremsen-Gesetz als Blaupause dienen. Wer gerade Strom produziert, wenn der Preis unterhalb des Marktwertes liegt, könne mit der Marktprämie das Umsatzminus ausgleichen. Wer wegen hoher Preise zu viel einnimmt, müsse oberhalb eines gewissen Korridors in den Fördertopf zurückzahlen. In diesem Fall liege die Eigenkapitalrendite für Erzeuger bei 13 Prozent.
Thomas Voß hält es für unangebracht, dass steuerbare Gaskraftwerke selbst in Zeiten negativer Strompreise – also bei einem Überfluss an erneuerbarer Energie – eine Grundlast bedienen. Regelenergie könnten auch Biogas-Anlagen liefern, Wind und Sonne seien hier erst in geringem Umfang verfügbar. Dennoch seien Gaskraftwerke nur während der Dunkelflauten erforderlich „und nicht in Zeiten, wenn alle produzieren“.
Die Energiewende sei eine große Herausforderung und „unumkehrbar“, sagen alle Teilnehmenden auf dem Podium in mehr oder weniger gleichen Worten. Die Stadt Borken sei weiter sehr aktiv, sagt etwa die Bürgermeisterin Schulze Hessing. Schließlich habe sie den Flächennutzungsplan geändert und Landschaftsschutzgebiete anders eingestuft, damit weitere 30 Windkraftanlagen entstehen können.
Vom Münsterland mit seinen ambitionierten regionalen Klimazielen „kann sich manche Region in Deutschland etwas abgucken“, sagt Jan-Niclas Gesenhues. Und so strahlen am Ende der Podiumsdiskussion dann doch alle Beteiligten ein wenig wie der Energiespender aus dem All.
Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 12.06.2025, 14:39 Uhr
Donnerstag, 12.06.2025, 14:39 Uhr
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