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Enerige & Management > Gas - Gasausstieg von MVV löst Ärger im Umland aus
2035 will MVV den Gashahn zudrehen. Im Umland sorgt das für Kritik. Quelle: MVV
GAS:
Gasausstieg von MVV löst Ärger im Umland aus
Als „unverantwortlich“ empfinden die Bürgermeister von sechs Kommunen die MVV-Pläne für den Ausstieg aus der Gasversorgung. Sie wenden sich in einem offenen Brief an die Mannheimer.
 
Große Verunsicherung in Mannheims Anrainerkommunen hat die Ankündigung ausgelöst, dass der Energiekonzern MVV schon 2035 aus dem Gasgeschäft aussteigen will. Die Bürgermeister von sechs Städten und Gemeinden, in denen die Mannheimer die Gasnetze betreiben, formulieren in einem offenen Brief an den MVV-Vorstand teils harsche Kritik.

So halten die Oberhäupter der baden-württembergischen Städte Ladenburg, Hemsbach und Schriesheim sowie der Gemeinden Hirschberg, Ilvesheim und Edingen-Neckarhausen es für „unverantwortlich“, erst aus einer Pressemitteilung von den MVV-Plänen erfahren zu haben und nicht in den Prozess einbezogen zu sein. Schließlich seien die Kommunen außerhalb Mannheims „auch von dieser strategischen Entscheidung betroffen“.

Eine Forderung in dem Brief ist, zu einem „realistischen Ziel“ für den Rückzug aus dem Gasgeschäft in den Umlandkommunen zu kommen. 2035 sei kein geeignetes Datum, es brauche mehr Zeit. Die Bürgermeister der Bergstraßen- und Neckar-Gemeinden fordern von dem scheidenden MVV-Chef Georg Müller eine öffentliche Erklärung, dass Übergangsfristen über das Jahr 2035 hinaus möglich sein sollen.

MVV zu Gesprächen mit den Bürgermeistern bereit

Hintergrund ist das vom Staat verordnete Aus für fossile Wärmequellen. Im Gebäudeenergiegesetz ist das Ende allerdings für 2045 vorgesehen. Mannheim ist mit einer konkreten Jahresangabe nun weiter vorgeprescht als Städte wie Stuttgart oder Hannover, die ebenfalls den vorgezogenen Gasausstieg planen.

Auf den offenen Brief vom 6. Dezember habe MVV inzwischen reagiert, erklärte eine Sprecherin der Stadt Ladenburg auf Anfrage dieser Redaktion. Der geforderte Austausch über das Thema sei in Vorbereitung.

Für die Stadt Hemsbach gilt als Besonderheit im Übrigen, dass die Stadtwerke Weinheim das Gasnetz betreiben. Diese erklären auf Anfrage, keinen vorzeitigen Gasausstieg zu planen und sich am Fahrplan des Landes Baden-Württemberg zu orientieren. Hier gilt Klimaneutralität bei der Energieversorgung bis 2040.

In ihrem vierseitigen Schreiben hatten die Kommunen verdeutlicht, warum sie 2035 aus ihrer Sicht für „völlig unrealistisch“ halten. Sie verfügten als Kleinstädte zum Beispiel weder über eigene Energieversorger, noch über Nahwärmenetze oder alternative Wärmequellen wie Kraftwerke oder Müllverbrennungsanlagen.

Kleine und mittlere Unternehmen vor großen Problemen

Außerdem seien die kommunalen Wärmeplanungen noch nicht abgeschlossen. Dadurch fehle der Bevölkerung die nötige Planungssicherheit. In den sechs Kommunen liege der Anteil der ans Gas angeschlossenen Haushalte teils bei mehr als 40 Prozent. In den historischen Stadtkernen sei ferner eine energetische Sanierung von Gebäuden kaum zu realisieren, Wärmepumpen oder -netze seien hier keine Alternative.

Wenn strombasierte Wärmelösungen die Alternative sein sollen, müssten auch hier zuerst der Ausbau der Netze erfolgen. Neben fehlenden Fachkräften in diesem Bereich sehen die Bürgermeister noch ein weiteres gravierendes Problem: Kleine und mittlere Unternehmen könnten durch das schnelle Aus fürs Gas in existenzielle Schieflage geraten. Es gebe aktuell schlicht keine kostengünstige Alternative zum Erdgas.

Die Bürgermeister bleiben auch am Schluss deutlich: Sie „bestehen auf eine realistische Zeitschiene, eine bessere Abstimmung sowie eine bessere Kommunikation, wie und wann ein Ausstieg aus der Gasversorgung zielführend ist“.

Der Energiekonzern MVV hat unterdessen öffentlich eingeräumt, dass die Ausstiegspläne „aktuell für Fragen“ sorge. Die Situation in den Umlandgemeinden hänge von deren kommunaler Wärmeplanung ab. Die Mannheimer „erwarten auch hier“ eine Planung, die perspektivisch nicht auf eine Versorgung mit fossilem Gas setze. Weitere Auskünfte wollte das Unternehmen auf Anfrage nicht geben, die Diskussionen führe MVV vertraulich.
 

Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 10.12.2024, 13:06 Uhr

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