
Quelle: E&M
AUS DER ZEITUNG:
Für mehr Tempo beim Rollout
Meter Asset Providers sollen nach britischem Vorbild den Rollout intelligenter Messsysteme in Deutschland beschleunigen. Erste Kooperationen hierzulande gibt es bereits.
Es sei die erste Partnerschaft dieser Art, heißt es in einer Mitteilung von Octopus Energy Deutschland vom Februar 2025. Die
Calisen-Gruppe, ein internationaler Metering-Dienstleister und Infrastrukturinvestor, werde die Finanzierung der intelligenten
Messsysteme von Octopus Energy übernehmen. Damit werde ein neues Marktsegment in Deutschland geschaffen: der Meter Asset Provider
(MAP).
In Großbritannien, wo Octopus und Calisen jeweils ihren Hauptsitz haben, ist diese Rolle schon seit Jahren fest im Ökosystem des intelligenten Messwesens etabliert. Dort gibt es sogar mit der Community of Meter Asset Providers (CMAP) einen Branchenverband, in dem sich Unternehmen zusammengeschlossen haben, die in Smart Meter und die damit verbundene Technik investieren. Zwölf Mitglieder weist die Internetseite der CMAP aktuell aus. Neben Calisen gehören beispielsweise auch Eon Energy und Centrica Smart Meter Assets dazu.
Angesichts hoher Anschaffungs- und Installationskosten müssten viele Anbieter einen Teil der Kosten an ihre Kunden weitergeben, hieß es vonseiten Octopus’ im Februar. Damals hatte gerade der wettbewerbliche Messstellenbetreiber mit den Kollegen von Rabot Energy, Tibber und Ostrom eine Reihe von grundzuständigen Messstellenbetreibern beschuldigt, sie würden bewusst unverhältnismäßig hohe Preise für den optionalen Einbau von Smart Metern aufrufen und damit den Rollout absichtlich ausbremsen. „Das wollen wir nicht zulassen“, hatte damals Merlin Lauenburg, Deutschland-Chef von Tibber gesagt.

Mittlerweile wurden die Preisobergrenzen angepasst und die Messstellenbetreiber müssen die Angemessenheit transparent nachweisen, wenn sie ein höheres Entgelt für den optionalen Einbau eines intelligenten Messsystems verlangen wollen.
Doch Anbieter wie Tibber, Rabot Energy, Ostrom oder Octopus haben ein großes Interesse an einem großflächigen Smart Meter Rollout, auch über die gesetzlich geregelten Pflichteinbaufälle hinaus. Denn die Unternehmen, die sich als digitale Ökostromanbieter bezeichnen und sowohl die Rolle des Energielieferanten als auch des wettbewerblichen Messstellenbetreibers einnehmen, setzen in ihren Produktportfolien stark auf flexible beziehungsweise dynamische Tarife, die zum Teil den Einsatz eines intelligenten Messsystems voraussetzen. Außerdem gehört die Vermarktung der Flexibilitätspotenziale ihrer Kunden zum Geschäftsmodell dieser Anbieter.
Großflächigen Rollout von intelligenten Messsystemen beschleunigen
Nicht selten erhalten die Kunden beim Abschluss eines entsprechenden Tarifs ein intelligentes Messsystem kostenlos. Die Kooperation mit Calisen soll beispielsweise sicherstellen, dass Octopus Energy weiterhin seinen Kunden beim Abschluss eines Stromtarifs kostenlos ein intelligentes Messsystem verbauen kann. So könne der großflächige Rollout von intelligenten Messsystemen beschleunigt und möglichst vielen Haushalten der Zugang zu intelligenten Tarifen eröffnet werden.
Allerdings müssen dynamische Tarife seit dem 1. Januar 2025 von allen Energieversorgern angeboten werden, sodass auch bei den etablierten Versorgern der Druck zunimmt, den Rollout zu beschleunigen.
Calisen ist nicht der einzige Meter Asset Provider, der im deutschen Markt für Octopus aktiv ist. Auch die Energiesparte des australischen Finanzkonzerns Macquarie wird für den Energieanbieter die Finanzierung und Beschaffung von intelligenten Messsystemen übernehmen. Macquarie Energy, das auch auf der Internetseite der Community of Meter Asset Providers als Mitglied geführt wird, bezeichnet sich selbst als einen der größten Finanziers im intelligenten Messwesen in Großbritannien. Nach eigenen Angaben hat das im Jahr 2003 gegründete Unternehmen rund 10 Millionen Smart Meter in seinem Portfolio und bislang rund 1,6 Milliarden Pfund (1,9 Milliarden Euro) in den Rollout in Großbritannien investiert.
Das Geschäftsmodell von Meter Asset Providers umfasst meist die Finanzierung der zum Messsystem gehörenden Geräte, gegebenenfalls auch moderne Messeinrichtungen, also „einfache“ elektronische Zähler. Künftig werden auch Steuerboxen dazugehören. Der MAP ist Eigentümer der Geräte und vermietet sie in der Regel langfristig an den Energieversorger beziehungsweise Messstellenbetreiber. Die Mietverträge, die in Großbritannien gebräuchlich sind, enthalten häufig eine Indexierung, um externe Einflüsse und Inflationseffekte abzubilden. Neben der Vermietung bieten die Meter Asset Providers häufig auch zusätzliche Dienstleistungen wie die Installation, die Wartung oder den Austausch der Geräte. Macquarie beschreibt beispielsweise die eigene Service-Spanne von der reinen Finanzierung bis zum End-to-End-Service.
Ein weiterer Meter Asset Provider, der mittlerweile in Deutschland aktiv ist, ist Horizon Energy Deutschland (HED). Deren Muttergesellschaft ist ebenfalls als Mitglied der britischen Community of Meter Asset Providers gelistet.
Die deutsche Tochter mit Sitz in München hat in diesem Frühjahr angekündigt, dem wettbewerblichen Messstellenbetreiber Spotmyenergy 50 Millionen Euro bereitzustellen. Das Geld soll in den kommenden beiden Jahren in die Beschaffung moderner Messeinrichtungen, Smart Meter Gateways und Steuerboxen fließen. Das Metering-Start-up aus Köln wurde 2023 von Jochen Schwill gegründet, dem ehemaligen Next-Kraftwerke-CEO, der dieses Unternehmen 2021 an Shell verkaufte.
Und auch Horizon Energy Deutschland ist noch ein Start-up. Die Gesellschaft wurde im Sommer 2024 gegründet und ist eine Tochter der britischen Horizon Energy Infrastructure. Diese wiederum finanziert in Großbritannien nach dem MAP-Modell den Rollout von Smart Metern, PV-Anlagen, Batteriespeichern, Ladeinfrastruktur und Wasserzählern. Seit der Gründung im Jahr 2009 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben in Großbritannien kumuliert 6 Millionen Smart Meter finanziert.
Beim Rollout hierzulande noch viel Luft nach oben
In Deutschland wird HED Spotmyenergy über die Finanzierung der Hardware hinaus auch „bei prozessualen, IT-technischen und regulatorischen Fragestellungen“ unterstützen, wie es in einer Mitteilung des Messstellenbetreibers heißt. „Die Finanzierung des Smart Meter Rollouts über Meter Asset Providers gibt uns die Möglichkeit, uns auf den Betrieb von Smart Metern zu konzentrieren“, sagte Spotmyenergy-Chef Jochen Schwill bei der Vorstellung der Partnerschaft. Das Finanzierungskonzept helfe, den Rollout jetzt zu beschleunigen, denn das benötigte Kapitalvolumen sei enorm.
In Großbritannien hätten sich MAP als „entscheidende Katalysatoren der Energiewende“ erwiesen, heißt es vonseiten der Horizon-Gruppe. Dort habe der Smart Meter Rollout eine Quote von 70 Prozent erreicht. „Wir setzen mit unserem Modell auf dauerhafte Partnerschaften und wollen mit Spotmyenergy zeigen, dass dieses Modell auch hier ein Erfolgsfaktor in allen Dimensionen sein wird“, so HED-Geschäftsführer Emil Bruusgaard.
In Deutschland hat der Rollout intelligenter Messsysteme nach verschiedenen Gesetzesnovellen zwar Fahrt aufgenommen. Die Zahlen, die von der Bundesnetzagentur bei den Messstellenbetreibern hierzulande erhoben werden, zeigen jedoch, dass noch viel Luft nach oben ist. Die zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe im Mai vorliegenden aktuellen Werte beziehen sich auf den Stichtag 31. Dezember 2024.
„Betrachtet man die Einbauquote aller Messlokationen in Deutschland (…), also nicht nur die Pflichteinbaufälle, liegt diese für intelligente Messsysteme bei 2,18 Prozent. Moderne Messeinrichtungen sind bereits bei 47,95 Prozent der Messstellen verbaut“, schreibt die Bundesnetzagentur auf ihrer Internetseite. Die ausschließliche Betrachtung der vom Gesetz erfassten rund 4,6 Millionen Pflichteinbaufälle in Deutschland ergab eine Quote von 13,91 Prozent (639.189 intelligente Messsysteme).
In Großbritannien, wo Octopus und Calisen jeweils ihren Hauptsitz haben, ist diese Rolle schon seit Jahren fest im Ökosystem des intelligenten Messwesens etabliert. Dort gibt es sogar mit der Community of Meter Asset Providers (CMAP) einen Branchenverband, in dem sich Unternehmen zusammengeschlossen haben, die in Smart Meter und die damit verbundene Technik investieren. Zwölf Mitglieder weist die Internetseite der CMAP aktuell aus. Neben Calisen gehören beispielsweise auch Eon Energy und Centrica Smart Meter Assets dazu.
Angesichts hoher Anschaffungs- und Installationskosten müssten viele Anbieter einen Teil der Kosten an ihre Kunden weitergeben, hieß es vonseiten Octopus’ im Februar. Damals hatte gerade der wettbewerbliche Messstellenbetreiber mit den Kollegen von Rabot Energy, Tibber und Ostrom eine Reihe von grundzuständigen Messstellenbetreibern beschuldigt, sie würden bewusst unverhältnismäßig hohe Preise für den optionalen Einbau von Smart Metern aufrufen und damit den Rollout absichtlich ausbremsen. „Das wollen wir nicht zulassen“, hatte damals Merlin Lauenburg, Deutschland-Chef von Tibber gesagt.

Jochen Schwill (l.), Gründer und Geschäftsführer von Spotmyenergy, und Emil Bruusgaard, Geschäftsführer von Horizon Energy
Deutschland
Quelle: Spotmyenergy
Quelle: Spotmyenergy
Mittlerweile wurden die Preisobergrenzen angepasst und die Messstellenbetreiber müssen die Angemessenheit transparent nachweisen, wenn sie ein höheres Entgelt für den optionalen Einbau eines intelligenten Messsystems verlangen wollen.
Doch Anbieter wie Tibber, Rabot Energy, Ostrom oder Octopus haben ein großes Interesse an einem großflächigen Smart Meter Rollout, auch über die gesetzlich geregelten Pflichteinbaufälle hinaus. Denn die Unternehmen, die sich als digitale Ökostromanbieter bezeichnen und sowohl die Rolle des Energielieferanten als auch des wettbewerblichen Messstellenbetreibers einnehmen, setzen in ihren Produktportfolien stark auf flexible beziehungsweise dynamische Tarife, die zum Teil den Einsatz eines intelligenten Messsystems voraussetzen. Außerdem gehört die Vermarktung der Flexibilitätspotenziale ihrer Kunden zum Geschäftsmodell dieser Anbieter.
Großflächigen Rollout von intelligenten Messsystemen beschleunigen
Nicht selten erhalten die Kunden beim Abschluss eines entsprechenden Tarifs ein intelligentes Messsystem kostenlos. Die Kooperation mit Calisen soll beispielsweise sicherstellen, dass Octopus Energy weiterhin seinen Kunden beim Abschluss eines Stromtarifs kostenlos ein intelligentes Messsystem verbauen kann. So könne der großflächige Rollout von intelligenten Messsystemen beschleunigt und möglichst vielen Haushalten der Zugang zu intelligenten Tarifen eröffnet werden.
Allerdings müssen dynamische Tarife seit dem 1. Januar 2025 von allen Energieversorgern angeboten werden, sodass auch bei den etablierten Versorgern der Druck zunimmt, den Rollout zu beschleunigen.
Calisen ist nicht der einzige Meter Asset Provider, der im deutschen Markt für Octopus aktiv ist. Auch die Energiesparte des australischen Finanzkonzerns Macquarie wird für den Energieanbieter die Finanzierung und Beschaffung von intelligenten Messsystemen übernehmen. Macquarie Energy, das auch auf der Internetseite der Community of Meter Asset Providers als Mitglied geführt wird, bezeichnet sich selbst als einen der größten Finanziers im intelligenten Messwesen in Großbritannien. Nach eigenen Angaben hat das im Jahr 2003 gegründete Unternehmen rund 10 Millionen Smart Meter in seinem Portfolio und bislang rund 1,6 Milliarden Pfund (1,9 Milliarden Euro) in den Rollout in Großbritannien investiert.
Das Geschäftsmodell von Meter Asset Providers umfasst meist die Finanzierung der zum Messsystem gehörenden Geräte, gegebenenfalls auch moderne Messeinrichtungen, also „einfache“ elektronische Zähler. Künftig werden auch Steuerboxen dazugehören. Der MAP ist Eigentümer der Geräte und vermietet sie in der Regel langfristig an den Energieversorger beziehungsweise Messstellenbetreiber. Die Mietverträge, die in Großbritannien gebräuchlich sind, enthalten häufig eine Indexierung, um externe Einflüsse und Inflationseffekte abzubilden. Neben der Vermietung bieten die Meter Asset Providers häufig auch zusätzliche Dienstleistungen wie die Installation, die Wartung oder den Austausch der Geräte. Macquarie beschreibt beispielsweise die eigene Service-Spanne von der reinen Finanzierung bis zum End-to-End-Service.
Ein weiterer Meter Asset Provider, der mittlerweile in Deutschland aktiv ist, ist Horizon Energy Deutschland (HED). Deren Muttergesellschaft ist ebenfalls als Mitglied der britischen Community of Meter Asset Providers gelistet.
Die deutsche Tochter mit Sitz in München hat in diesem Frühjahr angekündigt, dem wettbewerblichen Messstellenbetreiber Spotmyenergy 50 Millionen Euro bereitzustellen. Das Geld soll in den kommenden beiden Jahren in die Beschaffung moderner Messeinrichtungen, Smart Meter Gateways und Steuerboxen fließen. Das Metering-Start-up aus Köln wurde 2023 von Jochen Schwill gegründet, dem ehemaligen Next-Kraftwerke-CEO, der dieses Unternehmen 2021 an Shell verkaufte.
Und auch Horizon Energy Deutschland ist noch ein Start-up. Die Gesellschaft wurde im Sommer 2024 gegründet und ist eine Tochter der britischen Horizon Energy Infrastructure. Diese wiederum finanziert in Großbritannien nach dem MAP-Modell den Rollout von Smart Metern, PV-Anlagen, Batteriespeichern, Ladeinfrastruktur und Wasserzählern. Seit der Gründung im Jahr 2009 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben in Großbritannien kumuliert 6 Millionen Smart Meter finanziert.
Beim Rollout hierzulande noch viel Luft nach oben
In Deutschland wird HED Spotmyenergy über die Finanzierung der Hardware hinaus auch „bei prozessualen, IT-technischen und regulatorischen Fragestellungen“ unterstützen, wie es in einer Mitteilung des Messstellenbetreibers heißt. „Die Finanzierung des Smart Meter Rollouts über Meter Asset Providers gibt uns die Möglichkeit, uns auf den Betrieb von Smart Metern zu konzentrieren“, sagte Spotmyenergy-Chef Jochen Schwill bei der Vorstellung der Partnerschaft. Das Finanzierungskonzept helfe, den Rollout jetzt zu beschleunigen, denn das benötigte Kapitalvolumen sei enorm.
In Großbritannien hätten sich MAP als „entscheidende Katalysatoren der Energiewende“ erwiesen, heißt es vonseiten der Horizon-Gruppe. Dort habe der Smart Meter Rollout eine Quote von 70 Prozent erreicht. „Wir setzen mit unserem Modell auf dauerhafte Partnerschaften und wollen mit Spotmyenergy zeigen, dass dieses Modell auch hier ein Erfolgsfaktor in allen Dimensionen sein wird“, so HED-Geschäftsführer Emil Bruusgaard.
In Deutschland hat der Rollout intelligenter Messsysteme nach verschiedenen Gesetzesnovellen zwar Fahrt aufgenommen. Die Zahlen, die von der Bundesnetzagentur bei den Messstellenbetreibern hierzulande erhoben werden, zeigen jedoch, dass noch viel Luft nach oben ist. Die zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe im Mai vorliegenden aktuellen Werte beziehen sich auf den Stichtag 31. Dezember 2024.
„Betrachtet man die Einbauquote aller Messlokationen in Deutschland (…), also nicht nur die Pflichteinbaufälle, liegt diese für intelligente Messsysteme bei 2,18 Prozent. Moderne Messeinrichtungen sind bereits bei 47,95 Prozent der Messstellen verbaut“, schreibt die Bundesnetzagentur auf ihrer Internetseite. Die ausschließliche Betrachtung der vom Gesetz erfassten rund 4,6 Millionen Pflichteinbaufälle in Deutschland ergab eine Quote von 13,91 Prozent (639.189 intelligente Messsysteme).

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Donnerstag, 05.06.2025, 08:16 Uhr
Donnerstag, 05.06.2025, 08:16 Uhr
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