
Von links: Daniel Husseus (ZDS), Ina Kamps (BP), Tim Meyerjürgens (Tennet), Connor Schulze (Fugro), Felix Lindschau (Trianel), Moderator Dennis Kruse (Windguard)
WINDKRAFT OFFSHORE:
Für die Offshore-Häfen fehlen 400 Millionen Euro
In der Diskussion um die laufenden Offshore-Ausschreibungen fordern Akteure der Branche: Die abzusehenden Einnahmen sollen in die Häfen und die Windkraft-Industrie fließen.
Auf der Windforce Conference in Bremerhaven haben Akteure eine langsame Umsetzung der Nationalen Hafenstrategie bemängelt.
Gefordert wurde eine Umwidmung der absehbaren Einnahmen aus den deutschen Offshore-Windflächenausschreibungen über das Kriterium
einer „Transformationskomponente“.
Der Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Daniel Husseus, berief sich auf eine Studie der Windguard, wonach die Windindustrie allein in Niedersachsen 200 Hektar zusätzliche Hafen- und Lagerfläche braucht, um nur die deutschen Ausbauziele on- und offshore zu erfüllen. Bisher stehen ihm zufolge 70 Hektar zur Verfügung.
Die jüngste Entscheidung der Bundesregierung, den Ausbau im größten deutschen Offshore-Hafen Cuxhaven mit 100 Millionen Euro mitzufinanzieren und damit zu ermöglichen, ist für Husseus zwar „wichtig“. Er vertritt allerdings 16 Häfenstandorte an der deutschen See. Husseus forderte auf Basis der Windguard-Studie, den Hafenlastenausgleich vom Bund an die Länder von derzeit 38 auf 400 Millionen Euro zu vervielfachen.
Das decke den dringlichsten Ausbaubedarf, der sich insgesamt im Milliardenbereich bewege. Allein Niedersachsen brauche nur für die Windkraft, Wasserstoff, Ammoniak und Methanol eine Kapazität in Größenordnung eines weiteren Jade-Weser-Ports (Wilhelmshaven), der vor 15 Jahren 1 Milliarde Euro gekostet habe.
Die Investitionssicherheit bräuchten Häfen und Windbranche jetzt, „sonst droht wirklich, dass die Energiewende versemmelt wird“, so Husseus weiter. Erfahrungsgemäß dauerten Hafenausbauten fünf Jahre, „wenn niemand dagegen klagt und nichts dazwischenkommt“. Bis 2028 sollen jährlich allein in der deutschen See 3.000 MW Offshore-Leistung installiert werden, 2029 soll sie sich dann drastisch erhöhen und 2030 eine Spitze von 10.000 MW Ausbaukapazität erreichen. Danach flacht die Kurve wieder ab. Bisher sind 8.500 MW erreicht.
Arbeitskreis statt Geldzusage
Doch statt die 400 Millionen Euro in den Haushalt 2024 zu schreiben − die Bundesregierung will dessen Entwurf Anfang Juli vorstellen − sei lediglich eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe eingerichtet worden und würden Studien abgewartet, beklagte Husseus weiter: „Das zieht sich wie Kaugummi!“ Mittlerweile höre er nicht von „Wochen bis Monaten“ Entscheidungsfrist, sondern von „Monaten bis Jahren“, weil auch Föderalismusprobleme erörtert würden. Die Verzögerung sei „inakzeptabel“.
Zwei weitere Finanzierungsmodelle
Zur Finanzierung forderte der Lobbyist der Seehafenbetreiber kein konkretes Modell, er findet aber eine „Transformationskomponente“ in den Offshore-Ausschreibungen, wie sie die EU ermöglicht hat, genauso charmant wie ein Windkraft-Sondervermögen oder eine Umlenkung der Emissionshandels-Erlöse aus der Schifffahrt.
Auf einem Podium hielt Husseus die Wahrscheinlichkeit, dass die Seehäfen die 200 Hektar bekommen, für „ziemlich gering“. Vor der Presse relativierte der ZDS-Geschäftsführer, er habe eine „gewisse Skepsis“, dass der Ausbau „zeitnah“ finanziert werde. Das Ganze sei „auf Kante genäht“.
Die für Offshorewind geeigneten deutschen Häfen könnten jedenfalls mit den Wettbewerbern in Dänemark (Esberg) und den Niederlanden (Eemshaven) mithalten. Es fehle ihnen ausschließlich an Kai- und Lagerkapazitäten.
Jens Assheuer, ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des Verbandes Wab aus Bremerhaven, der die Windforce veranstaltet, sekundierte Husseus: „Zwei Häfen (Cuxhaven und eventuell künftig Bremerhaven, die Redaktion) reichen nicht, wir brauchen alle.“
2023 hatte der Bund aus den Offshore-Vergaberunden gut 13 Milliarden Euro für 7.000 MW eingenommen. Das Geld soll weitgehend die Stromnetzentgelte dämpfen und zu je 5 Prozent in Fischerei- und Nachhaltigkeitsprojekte rund um WIndparks auf See fließen. Derzeit bereitet die Bundesnetzagentur die dynamische Auktionsphase um weitere 2.500 MW vor. Um sie hatten bis zu neun Projektierer am 1. Juni Zahlungsbereitschaft signalisiert (wir berichteten). Am 1. August findet eine Offshore-Ausschreibung um weitere Flächen statt. Um die zu erwartenden Erlöse umzulenken, müsste das Windenergie-auf-See-Gesetz geändert werden.
Ina Kamps, Leiterin Offshorewind Deutschland beim BP-Konzern, der 2023 zweimal 2.000 MW ersteigert hatte, forderte ebenfalls die Transformationskomponente − eines der Instrumente, die die EU bei Ausschreibungen erlaubt. Die Einnahmen sollten, wenn es nach Kamps geht, in die gesamte Lieferkette der Offshore-Windindustrie fließen. Dass die Einnahmen voriges Jahr auch Biodiesel subventionieren, „verstehe ich gar nicht“, sagte Kamps.
BP hat in Hamburg unter Leitung von Kamps zum Eintritt in den deutschen Offshoremarkt ein 30-köpfiges Team aufgebaut. Bisher ist der Öl- und Gaskonzern bei Windkraft in der britischen und amerikanischen See tätig.
Die Windforce 2024
Die offshorelastige Windforce Conference findet vom 11. bis 13. Juni in Bremerhaven statt. Markus Nölke, Geschäftsführer des veranstaltenden Verbandes Wab, sprach auf Anfrage unserer Redaktion von gut 300 Anmeldungen wie 2023 auch. Das sei eine „Punktlandung“.
Der Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Daniel Husseus, berief sich auf eine Studie der Windguard, wonach die Windindustrie allein in Niedersachsen 200 Hektar zusätzliche Hafen- und Lagerfläche braucht, um nur die deutschen Ausbauziele on- und offshore zu erfüllen. Bisher stehen ihm zufolge 70 Hektar zur Verfügung.
Die jüngste Entscheidung der Bundesregierung, den Ausbau im größten deutschen Offshore-Hafen Cuxhaven mit 100 Millionen Euro mitzufinanzieren und damit zu ermöglichen, ist für Husseus zwar „wichtig“. Er vertritt allerdings 16 Häfenstandorte an der deutschen See. Husseus forderte auf Basis der Windguard-Studie, den Hafenlastenausgleich vom Bund an die Länder von derzeit 38 auf 400 Millionen Euro zu vervielfachen.
Das decke den dringlichsten Ausbaubedarf, der sich insgesamt im Milliardenbereich bewege. Allein Niedersachsen brauche nur für die Windkraft, Wasserstoff, Ammoniak und Methanol eine Kapazität in Größenordnung eines weiteren Jade-Weser-Ports (Wilhelmshaven), der vor 15 Jahren 1 Milliarde Euro gekostet habe.
Die Investitionssicherheit bräuchten Häfen und Windbranche jetzt, „sonst droht wirklich, dass die Energiewende versemmelt wird“, so Husseus weiter. Erfahrungsgemäß dauerten Hafenausbauten fünf Jahre, „wenn niemand dagegen klagt und nichts dazwischenkommt“. Bis 2028 sollen jährlich allein in der deutschen See 3.000 MW Offshore-Leistung installiert werden, 2029 soll sie sich dann drastisch erhöhen und 2030 eine Spitze von 10.000 MW Ausbaukapazität erreichen. Danach flacht die Kurve wieder ab. Bisher sind 8.500 MW erreicht.
Arbeitskreis statt Geldzusage
Doch statt die 400 Millionen Euro in den Haushalt 2024 zu schreiben − die Bundesregierung will dessen Entwurf Anfang Juli vorstellen − sei lediglich eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe eingerichtet worden und würden Studien abgewartet, beklagte Husseus weiter: „Das zieht sich wie Kaugummi!“ Mittlerweile höre er nicht von „Wochen bis Monaten“ Entscheidungsfrist, sondern von „Monaten bis Jahren“, weil auch Föderalismusprobleme erörtert würden. Die Verzögerung sei „inakzeptabel“.
Zwei weitere Finanzierungsmodelle
Zur Finanzierung forderte der Lobbyist der Seehafenbetreiber kein konkretes Modell, er findet aber eine „Transformationskomponente“ in den Offshore-Ausschreibungen, wie sie die EU ermöglicht hat, genauso charmant wie ein Windkraft-Sondervermögen oder eine Umlenkung der Emissionshandels-Erlöse aus der Schifffahrt.
Auf einem Podium hielt Husseus die Wahrscheinlichkeit, dass die Seehäfen die 200 Hektar bekommen, für „ziemlich gering“. Vor der Presse relativierte der ZDS-Geschäftsführer, er habe eine „gewisse Skepsis“, dass der Ausbau „zeitnah“ finanziert werde. Das Ganze sei „auf Kante genäht“.
Die für Offshorewind geeigneten deutschen Häfen könnten jedenfalls mit den Wettbewerbern in Dänemark (Esberg) und den Niederlanden (Eemshaven) mithalten. Es fehle ihnen ausschließlich an Kai- und Lagerkapazitäten.
Jens Assheuer, ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des Verbandes Wab aus Bremerhaven, der die Windforce veranstaltet, sekundierte Husseus: „Zwei Häfen (Cuxhaven und eventuell künftig Bremerhaven, die Redaktion) reichen nicht, wir brauchen alle.“
2023 hatte der Bund aus den Offshore-Vergaberunden gut 13 Milliarden Euro für 7.000 MW eingenommen. Das Geld soll weitgehend die Stromnetzentgelte dämpfen und zu je 5 Prozent in Fischerei- und Nachhaltigkeitsprojekte rund um WIndparks auf See fließen. Derzeit bereitet die Bundesnetzagentur die dynamische Auktionsphase um weitere 2.500 MW vor. Um sie hatten bis zu neun Projektierer am 1. Juni Zahlungsbereitschaft signalisiert (wir berichteten). Am 1. August findet eine Offshore-Ausschreibung um weitere Flächen statt. Um die zu erwartenden Erlöse umzulenken, müsste das Windenergie-auf-See-Gesetz geändert werden.
Ina Kamps, Leiterin Offshorewind Deutschland beim BP-Konzern, der 2023 zweimal 2.000 MW ersteigert hatte, forderte ebenfalls die Transformationskomponente − eines der Instrumente, die die EU bei Ausschreibungen erlaubt. Die Einnahmen sollten, wenn es nach Kamps geht, in die gesamte Lieferkette der Offshore-Windindustrie fließen. Dass die Einnahmen voriges Jahr auch Biodiesel subventionieren, „verstehe ich gar nicht“, sagte Kamps.
BP hat in Hamburg unter Leitung von Kamps zum Eintritt in den deutschen Offshoremarkt ein 30-köpfiges Team aufgebaut. Bisher ist der Öl- und Gaskonzern bei Windkraft in der britischen und amerikanischen See tätig.
Die Windforce 2024
Die offshorelastige Windforce Conference findet vom 11. bis 13. Juni in Bremerhaven statt. Markus Nölke, Geschäftsführer des veranstaltenden Verbandes Wab, sprach auf Anfrage unserer Redaktion von gut 300 Anmeldungen wie 2023 auch. Das sei eine „Punktlandung“.
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Dienstag, 11.06.2024, 15:21 Uhr
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