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Enerige & Management > Regenerative - Fraunhofer sieht Innovationskraft Deutschlands in Gefahr
Quelle: Fotolia / Simon Kraus
REGENERATIVE:
Fraunhofer sieht Innovationskraft Deutschlands in Gefahr
Für 2024 hat der Bund die Fördermittel für die Projektforschung gekürzt. Fraunhofer Forscher sehen darin eine Gefahr für die Entwicklung innovativer Technologien für die Energiewende.
 
Der Verbund „Energietechnologien und Klimaschutz“ der Fraunhofer-Gesellschaft rechnet mit einer Kürzung der verfügbaren Mittel für neue Projekte in Höhe von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Grundfinanzierung der Forschungsinstitute sind von den Kürzungen nicht betroffen, wie der Verbund erklärt. Stattdessen treffen die Einsparungen im Bereich der Projektförderung insbesondere die gemeinsam mit Industrieunternehmen durchgeführten Forschungsprojekte.

Vor diesem Hintergrund warnt der Verbund vor einem massiven Rückgang der Innovationsfähigkeit der deutschen Industrie bei Technologien für die Energiewende. In dem Verbund sind neun Institute der Fraunhofer-Gesellschaft organisiert, die die anwendungsorientierte Energieforschung vorantreiben.

„Die Forschungsförderung ist für die schnelle und erfolgreiche Umsetzung der Energiewende essenziell. Sie ist Grundlage für die bewährte und erfolgreiche Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei der Entwicklung und Markteinführung neuer Technologien“, betont Prof. Dr. Hans-Martin Henning, Verbundsvorsitzender und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Seine Befürchtung: Durch die Kürzungen unterbleiben wichtige Innovationen, die Deutschland dringend benötigt, um seine Klimaziele zu erreichen und um seine Position als führender Standort im Bereich wichtiger Zukunftstechnologien zu erhalten und auszubauen. „Zugleich steigt die Gefahr einer wachsenden Abhängigkeit im Bereich dieser Technologien vom Ausland“, so Henning.

Projektförderung der Themen Batterien und Wasserstoff betroffen

Zum Hintergrund: Im Haushalt für das Jahr 2024 reduzierte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Verpflichtungsermächtigungen des Titels „Energieforschung“ um 12 Prozent. Zusätzlich führte das Urteil des Bundesverfassungsgerichts im November 2023, in dessen Folge 60 Milliarden Euro weniger im Klima- und Transformationsfonds (KTF) der Bundesregierung zur Verfügung stehen, zu einer substanziellen Reduktion von Finanzmitteln für die Forschung an Technologien für die Energiewende. Davon betroffen sind Programme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Projektförderung in den Themen Batterie und Wasserstoff.

In Summe gehen die Ministerien von einer Verringerung der verfügbaren Mittel für die Projektförderung um bis zu 30 Prozent aus. Für den Haushalt 2025 sind weitere Rückgänge bei der Energieforschungsförderung nicht auszuschließen. Die Fraunhofer Forscher sehen den diesjährigen Einbruch der Fördermittel als den einschneidendsten seit Bestehen der Energieforschungsprogramme des Bundes.
  Weniger Geld gleich weniger Personal

Wie die Forscher mitteilen, seien die Mittelkürzungen schon jetzt spürbar. So wurden bereits einzelne vorliegende Anträge nicht bewilligt, die Gelder für das laufende Jahr und die folgenden Jahre benötigen. Zudem pausiert seit Dezember 2023 die Annahme von Anträgen für Forschungsprojekte in den KTF-Förderprogrammen des BMWK. Insgesamt werden bereits für das Jahr 2024 und noch stärker für die Folgejahre signifikant weniger Projektmittel zur Verfügung stehen.

„Die aktuellen Kürzungen sind weitreichend und betreffen die ganze Bandbreite der erneuerbaren Energien und der Schlüsseltechnologien des heutigen und zukünftigen Energiesystems: von Windenergie, Photovoltaik und Geothermie über Wasserstoff und Wärme bis hin zu umfassenden Systemlösungen“, betont Prof. Dr. Andreas Reuter, stellvertretender Vorsitzender des Verbunds und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme IWES. „Aufseiten der Forschungseinrichtungen führen die Kürzungen zu Stellenabbau, sodass weniger Personen für die Arbeit in diesen zukunftsträchtigen Industrien qualifiziert werden können.“

Folgen im Bereich der Batterieindustrie

In einer Studie hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI bereits im Januar zu Beginn dieses Jahres gezeigt, wie sich Kürzungen der Fördermittel auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Batterieindustrie auswirken. Sie verstärken den ohnehin schon bestehenden Fachkräftemangel noch weiter. Laut der Studie wurde in den vergangenen Jahren allein in Deutschland etwa 15.000 Fachkräfte dafür ausgebildet − maßgeblich in Forschungsförderprojekten der öffentlichen Hand, in denen Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten entstehen. Wie Fraunhofer mitteilt, steht die Qualifizierung dieser Fachkräfte durch die Kürzungen auf dem Spiel, obwohl sie dringend benötigt werden.
 

Davina Spohn
Redakteurin
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Dienstag, 25.06.2024, 12:37 Uhr

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