• Energiemärkte warten auf US-Zollentscheid
  • Hitze treibt Stromverbrauch in Frankfurt auf Höchststand
  • Fernwärme legt in Mainz deutlich zu
  • Gericht begründet „Kundenanlagen“-Beschluss
  • 70 Jahre alte Mietshäuser heizen mit Erdwärme
  • Entega-Tochter wächst mit PPA-Verträgen
  • Kölner Großwärmepumpe kommt später
  • Medien: Heike Heim fordert Geld von den Dortmunder Stadtwerken
  • Duschwasser wärmt Hamburger Heizungen
  • Geschäftsführerwechsel in Potsdam
Enerige & Management > Elektrofahrzeuge - Fraunhofer-Institut zerpflückt E-Auto-Mythen
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
ELEKTROFAHRZEUGE:
Fraunhofer-Institut zerpflückt E-Auto-Mythen
Wie umweltfreundlich sind Stromer, wie lange halten die Batterien? Eine große Überblickstudie kommt nun aber zu klaren Aussagen.
 
Wer kein Elektroauto fahren will, findet bei einer Internetsuche viele Ausreden. Teuer und in Wahrheit schlecht fürs Klima, heißt es dort teilweise. Doch eine aktuelle Übersicht des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe zeigt nun: Die große Mehrheit der Wissenschaft kommt zu einem anderen Urteil − und es fällt recht deutlich zugunsten der Stromer aus.

„Generell gibt es in Deutschland noch eine relativ hohe Skepsis gegen das Elektroauto“, sagt Studienautor Martin Wietschel, der am Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) die Abteilung Energietechnologien und Energiesysteme leitet. „Viele Gründe dafür können wir aus wissenschaftlicher Perspektive aber nicht nachvollziehen.“ Mehr als 70 Studien und andere wissenschaftliche Quellen haben er und seine Mitautoren ausgewertet, um aus wissenschaftlicher Perspektive den Sachstand zusammenzufassen. Es ist die Neuauflage eines ähnlichen Überblicks aus dem Jahr 2020. „Seither hat sich viel getan, gerade bei den Batterien“, sagt der Experte. 

„Bei den Treibhausgasemissionen gehen die Einschätzungen nicht mehr so weit auseinander wie früher“, sagt Wietschel. Bei einer ganzheitlichen Betrachtung von der Herstellung bis zur Entsorgung attestieren die Forschenden einem heute in Deutschland gekauften Mittelklasse-Stromer bei durchschnittlicher Fahrleistung rund 40 bis 50 Prozent weniger Treibhausgas-Ausstoß als einem vergleichbaren Verbrenner. In der Herstellung kommen die Stromer demnach zwar je nach Energiequelle, Energieeffizienz der Produktion und der Batteriegröße auf Treibhausgasemissionen, die um 60 bis 130 Prozent höher sind als bei Verbrennern. Beim Fahren ist der CO2-Ausstoß dann aber deutlich geringer. Geht man vom deutschen Strommix und einem Anhalten der Energiewende aus, kommt man auf lange Sicht zum oben genannten Vorteil. 

Allerdings verschweigen die Forscher auch nicht, dass es Ausnahmen gibt: „Wird ein schweres, wenig effizientes E-Fahrzeug mit großer Batteriekapazität und geringer jährlicher Fahrleistung bilanziert, welches generell nur mit dem derzeitigen deutschen Strommix lädt, so ist die Treibhausgasbilanz kaum besser gegenüber einem entsprechenden konventionellen Fahrzeug.“ Und mit einem Voranschreiten der Energiewende und damit grünerem Strom werde der Vorteil der Stromer größer, heißt es. 

„Schon heute kann ein Elektroauto günstiger sein als ein Verbrenner, wenn Sie auf die kompletten Kosten schauen − nicht nur auf den in der Regel höheren Anschaffungspreis“, sagt Wietschel. „Wir gehen dabei von Neuwagen aus, mit billigeren Gebrauchtwagen könnte das noch deutlicher zugunsten des Elektroautos ausfallen.“ Insgesamt kommt es aber auf verschiedene Faktoren an, unter anderem darauf, wo und wie man lädt. Habe man zu Hause oder am Arbeitsplatz eine Lademöglichkeit, „dann können E-Fahrzeuge bereits nach drei Jahren Haltedauer wirtschaftlicher sein als vergleichbare Verbrenner“, heißt es in der Studie. Insgesamt spricht sie von schon heute ähnlichen Kilometerkosten bei durchschnittlichen Fahrleistungen in der Mittelklasse. „Die derzeit noch höheren Anschaffungskosten werden durch die geringeren laufenden Kosten ausgeglichen.“ 

Bidirektionales Laden als Kostensenker

Einerseits gehen die Forscher von sinkenden Preisen für die Elektroautos und besseren und günstigeren Batterien aus. Andererseits bringt bidirektionales Laden nicht nur etwas für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel. Die Möglichkeit, dass das Auto Energie aufnimmt und später wieder ins eigene Haus oder sogar ins Netz abgibt, könne ein starker weiterer Schub für die Wirtschaftlichkeit sein, sagt Wietschel. „Im Idealfall kann man dadurch bis zu 1.000 Euro im Jahr sparen. Und auch für die Umwelt wäre das gut, weil beispielsweise Sonnenstrom dann besser genutzt werden kann.“

Sorgen, dass die Batterien des Autos dadurch schneller kaputtgehen könnten, halten die Forscher für unberechtigt. „Und spätestens in ein paar Jahren werden wir wahrscheinlich ohnehin den Punkt erreichen, bei dem die Batterie deutlich länger hält als der Rest des Autos“, sagt Wietschel. Noch gebe es wenige Autos, mit denen bidirektionales Laden möglich sei, schränkt er allerdings ein. „Was schon jetzt funktioniert ist gesteuertes Laden am Smart Meter.“ Auch das verbessere Umweltfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit.

„Es gibt umweltfreundlichere Arten, sich fortzubewegen als ein Elektroauto“, fasst Wietschel zusammen. „Aber ein Elektroauto ist immer noch klar umweltfreundlicher als ein vergleichbarer Verbrenner.“ 
 

dpa
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 22.05.2025, 13:34 Uhr

Mehr zum Thema