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Enerige & Management > Windkraft Offshore - Forderung: Offshorewind-Chemikalien regulieren
Quelle: Shutterstock / Paul Biryukov
WINDKRAFT OFFSHORE:
Forderung: Offshorewind-Chemikalien regulieren
Es fehlen internationale technische Standards für die Verwendung von Chemie auf Offshore-Windparks. Das monieren das BSH und andere maritime Forschungseinrichtungen der Nordsee.
 
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) fordert zusammen mit maritimen Forschungseinrichtungen aus Frankreich und Belgien internationale Branchenstandards für Einsatz und Vermeidung chemischer Substanzen bei der Errichtung und im Betrieb von Offshore-Windparks. Dies ergebe sich aus dem künftigen Ausbau der Windkraft auf See, teilte das BSH im Rahmen des Interreg-3-Forschungsprojekts „Anemoi“ mit. So will etwa Deutschland seine installierte Leistung in Nord- und Ostsee von jetzt 9.200 MW bis 2045 auf 70.000 MW steigern.

Laut BSH, das in dem Forschungsvorhaben auch mit dem Internationalen Rat für Meeresforschung zusammenarbeitete, fehlen international verbindliche technische Richtlinien für Genehmigung und Betrieb von Offshore-Windparks, wie sie etwa der Schiffsverkehr kenne.

Gleichzeitig gibt die zentrale maritime Behörde Deutschlands einen Überblick, was bereits jetzt in der deutschen See gilt: Projektierer müssen bei ihm im Bauantrag ein Konzept zur Beschreibung, Minderung und Vermeidung von Emissionen einreichen, genauso fürs Abfall- und fürs Abwassermanagement, das Handling von Betriebsstoffen, Brandlösch- und Kühlsystemen sowie für den Korrosionsschutz. Und jeder Flächennutzungsplan des BSH für die ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ, zwischen 12 und 200 Seemeilen von der Küste) enthält eine Fülle von Festlegungen zugunsten von Arten- und Umweltschutz.

Verboten sind etwa zinkbasierte Anoden für den Rostschutz oder biozidhaltige Anstriche, um Bewuchs zu verhindern. Deutschland sei international ein Vorreiter, schreibt das BSH. Doch es wünscht sich alternative Korrosionsschutzsysteme, geschlossene Kühlkreisläufe und biologisch abbaubare Betriebsstoffe.

Ausmaß des Eintrags soll noch erforscht werden

Wie viel an chemischen Substanzen die deutschen, französischen und belgischen Offshore-Windparks tatsächlich ins Meer einleiten, das wissen auch nach dem Forschungsprojekt weder das BSH noch dessen Kollegen vom französischen Forschungsinstitut für die Nutzung der Meere (IFREMER) und vom belgischen Forschungsinstitut für Agrar-, Fischerei- und Lebensmittelforschung (ILVO). Die Tonnage war auch nicht Gegenstand des „Anemoi“-Teilprojektes. Gerade in Meeresregionen mit mehreren potenziellen Verschmutzern an einem Ort sei die Herkunft der Chemikalien mit Bordmitteln schwer nachzuvollziehen. Die Institutionen regen daher weitere Forschung, moderne Analysemethoden und standardisierte Modellierungsverfahren an. Auch Messungen vor und nach Errichtung eines Windparks seien anzuraten. Die Bundesregierung hatte kürzlich der AfD-Fraktion Auskünfte über den relativ geringen Eintrag der Offshore-Windparks gegeben (wir berichteten).

Da wird bestimmt noch Raum für ein weiteres Teilprojekt sein, schließlich läuft „Anemoi“ bis Ende 2026, und andere Teilprojekte hatten sich auf den Eintrag von Coatings (Beschichtungen) ins Seewasser oder in die Sedimente sowie auf den Mikroplastik-Abrieb von Rotorblättern fokussiert (wir berichteten).

62 umweltrelevante Stoffe

Die Forscher wissen jetzt − nach dem Studium von Forschungsaufsätzen, Berichten und Sicherheitsdatenblättern − nur, was alles an Chemie potenziell ins Meer geraten könnte. Sie kamen auf 228 chemische Substanzen. Von ihnen sind demnach 62 „besonders umweltrelevant“, weil sie „potenziell“ toxisch, persistent (nicht abbaubar), hormonell wirksam oder krebserregend „sein können“, so die Mitteilung. Oder sie reichern sich in der Nahrungskette an. Sie sind entweder von der Europäischen Chemikalienagentur erfasst oder in der EU-Wasserrahmenrichtlinie aufgeführt.

64 Prozent der Substanzen gehören zur organischen Chemie, weitere 19 Prozent zur anorganischen. 70 Prozent entstammen Korrosionsschutzsystemen, jede zehnte ist ein Öl oder ein Schmierstoff. Hinzu kommen Kühl- und Feuerlöschmittel.

Die englischsprachige Studie ist im Internet veröffentlicht. 
 

Georg Eble
Redakteur
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