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Enerige & Management > Wärmenetz - Flensburger Fördewasser für die Wärmeversorgung
Quelle: Shutterstock / Richard Bradford
WÄRMENETZ:
Flensburger Fördewasser für die Wärmeversorgung
Die Stadtwerke Flensburg schaffen eine Großwärmepumpe mit einer thermischen Leistung von 60 MW an. Mehr als 10.000 Tonnen Fördewasser sollen pro Stunde durch die Anlage fließen.
 
Der Liefervertrag ist unterschrieben, nur der Förderbescheid fehlt noch. Die Stadtwerke Flensburg haben beim Technikkonzern Johnson Controls eine Großwärmepumpenanlage bestellt. Die Anlage, die erste für den kommunalen Versorger, soll eine thermische Leistung von 60 MW haben. Das Investitionsvolumen liegt nach Unternehmensangaben bei 70 Millionen Euro.

Karsten Müller-Janßen, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke, rechnet mit einer staatlichen Finanzspritze. „Wir haben als eines der ersten Unternehmen der Branche im November 2023 unseren Förderantrag für die Betriebskostenförderung eingereicht und warten nun dringend auf den Förderbescheid für die Großwärmepumpe“, so der Technik-Chef. Für den Fall, dass die Förderung ausbleibt, habe man im Vertrag mit dem Pumpenhersteller eine Ausstiegsoption vereinbart.

Installiert werden soll die Anlage beim Flensburger Heizkraftwerk, der Baustart ist für das zweite Quartal 2025 vorgesehen. Da der Untergrund der Förde nicht stabil für eine derart große Anlage ist, ist eine Tiefgründung auf mehreren hundert Pfählen geplant.

Die Wärmepumpenlage besteht aus drei Modulen, jedes davon ist rund 13 Meter lang, acht Meter breit und 11 Meter hoch. Die Module sollen im Oktober 2026 geliefert werden, in Betrieb gehen sollen sie im August 2027, wie die Stadtwerke mitteilen.

Fernwärme für mehr als 90 Prozent der Haushalte

Gespeist werden soll die Großwärmepumpe mit gut 10.000 Tonnen Fördewasser pro Stunde. Die elektrische Leistung, die nötig ist, um das Wasser für die Fernwärmeversorgung auf 60 bis 95 Grad zu bringen, beziffern die Stadtwerke auf 21 MW. Der Strom soll vollständig aus erneuerbaren Energiequellen kommen.

Um die Wärmepumpenanlage optimal betreiben zu können, müssen zusätzlich die Vorlauftemperaturen im Fernwärmenetz gesenkt werden, so die Stadtwerke. Damit die Kunden in Summe trotzdem genügend Wärme haben, müsse mehr Fernwärmewasser mit niedriger Temperatur durch die Leitungen fließen. Das könnten aber einige Leitungen nicht mehr leisten und müssten durch neue Leitungen mit größerem Durchmesser ersetzt werden.

Dirk Thole, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke, resümiert: „Da wir mehr als 90 Prozent aller Haushalte mit Fernwärme versorgen, ist die Transformation der Wärmeerzeugung im Flensburger Heizkraftwerk ein riesiger Hebel, mit der wir fast die ganze Wärmeversorgung der Stadt klimaneutral stellen können. Das ist in Deutschland wohl einzigartig.“

Die Stadtwerke Flensburg streben die CO2-Neutralität der Wärmeversorgung bereits für das Jahr 2035 an – zehn Jahre früher als im Klimaschutzgesetz festgeschrieben. Im November 2023 hatte das Unternehmen seinen Transformationsplan zur Klimaneutralität bis 2035 vorgestellt. 400 Millionen Euro will man in Erzeugungsanlagen und ins Fernwärmenetz investieren.

Geringes geothermisches Potenzial

Als nicht aussichtsreich hatte sich damals Geothermie als Wärmequelle erwiesen. Gemeinsam mit dem dänischen Geothermieentwickler Innargi hatten die Stadtwerke untersucht, ob Flensburgs Untergrund genügend Potenzial für eine klimaneutrale Wärmeversorgung mit Erdwärme hat. „Es gibt durchaus warmes Wasser im Untergrund von Flensburg, es gibt aber zu wenig davon und die Temperaturen sind zu niedrig, um sie als Wärmequelle nutzen zu können“, stellte Innargi fest.

Ganz aufgegeben haben die Stadtwerke die Geothermie jedoch nicht. Man wolle laufende Forschungsprojekte und Ideen für neue Technologien weiter im Auge behalten, die eine Neubewertung sinnvoll machen könnten, wenn sie die entsprechende technische Reife erreichen, teilte das kommunale Unternehmen mit.
 

Manfred Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 16.01.2025, 14:21 Uhr

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