
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
WIRTSCHAFT:
Extreme Preisverwerfungen an der Epex Spot
Eine technische Panne hat am 25. Juni zu einem extremen Anstieg der Preise am deutschen Strom-Spotmarkt geführt.
Hintergrund war laut Marktinformationen die gescheiterte Kopplung der europäischen Day-Ahead-Strommärkte, sodass ausschließlich
lokale Aktionen durchgeführt werden konnten. Die Folge waren stundenweise Preise im vierstelligen Bereich. Experten sehen
darin das bisher größte Decoupling am europäischen Strommarkt.
„Der entkoppelte Handel wurde von der Epex Spot gemäß den etablierten und vereinbarten Verfahren durchgeführt“, teilte eine Sprecherin der Börse MBI TradeNews Energy auf Nachfrage mit. Man arbeite an einer detaillierten Analyse des Marktgeschehens, einschließlich einer Orderbuchanalyse. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es daher nicht möglich, genauere Einschätzungen abzugeben. Man gehe davon aus, dass die kommenden Handelssitzungen wieder normal laufen, so die Epex-Sprecherin weiter.
Die Entkopplung der Märkte führe zu stärkeren Preisschwankungen, da so geringere Volumina zusammenkämen als üblich, hieß es zur Erklärung aus dem Handel. Zudem fehlen so Importmengen aus Nachbarländern, die kurzfristige Knappheiten oder Überschüsse ausgleichen. Die Epex Spot hatte die Orderbücher für die Märkte in Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, den Niederlanden und Polen am Dienstag in einer Wiederholung bis 14:45 Uhr geöffnet und die Preise um 15:06 Uhr veröffentlicht.
„Wir kennen den wahren Grund der Entkopplung noch nicht. Wahrscheinlich weiß Epex das selbst noch nicht und es wird eine Untersuchung dazu geben“, sagte ein Experte von einem europäischen Übertragungsnetzbetreiber. Lokale Überschüsse und Knappheiten hätten die Ergebnisse mitbestimmt. Die Bundesnetzagentur will erst gegen 16 Uhr eine Bewertung der Vorgänge abgeben.
Astronomische Strompreise
An der Epex Spot kam es für die 7. Stunde zu einem Gipfel 2.325,83 Euro, während der Preis für Frankreich bei nur 0,07 Euro und für die Niederlande mit 88,00 Euro/MWh auf einem nicht ungewöhnlichen Niveau lagen. Auch in der zweiten Off-Peak-Phase kam es für die 21. Stunde zu einem lokalen Gipfel von 1.796,32 Euro für Deutschland und deutlich niedrigeren Preisen in Frankreich und den Niederlanden. Für die 21. Stunde mag einem noch ein höherer Strombedarf für die Fußball-EM in den Sinn kommen, wenn für die Stadien und die Fan-Meilen mehr Elektrizität benötigt wird, aber dies erklärt nicht den massiv Preisausschlag am Morgen. Auch für Österreich kam es zu exorbitanten Preisausschlägen.
Kräftige Preisausschläge an Strommärkten sind auch in der Vergangenheit, insbesondere in den USA, beobachtet worden. In der Regel lag dabei aber auch eine exogen verursachte Störung in der Infrastruktur vor, etwa Unterbrechungen der Stromleitungen oder Ausfälle von Kraftwerken. Ein Angriff, etwa von Hackern, wurde jedoch von offizieller Seite nicht berichtet. An der Infrastruktur für Stromproduktion oder -distribution lag es also nicht. Bei einer solchen Störung wären ja dann auch astronomische Preise im Peak zu erwarten, aber da lagen die Notierungen an der Epex Spot auf einem normalen Niveau und für Deutschland waren auch die Preise im negativen Bereich.
Die massiven Preisausschläge gehen dennoch auf eine Störung zurück, aber nicht bei Produktion oder Distribution, sondern beim Handel an den Strombörse. Nach Auskünften der Epex Spot kam es an dieser Börse zu einem technischen Fehler, der zu einem sog. Decoupling führte. Die Börse musste deshalb für jedes Land eigene lokale Auktionen durchführen. Diese hätten zu den heftigen Preisausschlägen geführt.
Dies wirft die Frage auf, wie das Decoupling aussah. Konnten ausländische Marktteilnehmer keine Gebote für Lieferungen nach Deutschland oder Österreich abgeben, weil sie keinen Zugang zum Handel hatten und an diesem Tag nur Gebote für den Handel im jeweiligen Herkunftsland abgeben konnten? Oder bedeutete das Decoupling, dass die Strommärkte selbst getrennt waren, weil keine Übertragungskapazität zur Verfügung stand und somit Gebote für Lieferungen aus dem Ausland physisch nicht erfüllbar waren?
Der technische Fehler bei der Epex Spot führte dazu, dass es bei den Stromproduzenten, die für heute Strom in den Stunden mit astronomischen Preisen liefern können, zu „windfall-profits“ kam. Die Stromkäufer und -verbraucher mussten hingegen erheblich tiefer in die Taschen greifen, um die benötigten Strommengen zu erhalten. Hier ist zum einen die Marktaufsicht in der EU gefragt, die genauen Ursachen des Decoupling aufzuklären.
Wünschenswert wäre in dieser Lage auch eine schnelle Aufklärung seitens der Epex Spot durch Mitteilungen zu Preisausschlägen und deren Ursachen gewesen. Die geschädigten Stromkäufer müssen zuverlässig informiert werden, wer der Verursacher ist, um entsprechende Schadensersatzansprüche geltend machen zu können.
„Der entkoppelte Handel wurde von der Epex Spot gemäß den etablierten und vereinbarten Verfahren durchgeführt“, teilte eine Sprecherin der Börse MBI TradeNews Energy auf Nachfrage mit. Man arbeite an einer detaillierten Analyse des Marktgeschehens, einschließlich einer Orderbuchanalyse. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es daher nicht möglich, genauere Einschätzungen abzugeben. Man gehe davon aus, dass die kommenden Handelssitzungen wieder normal laufen, so die Epex-Sprecherin weiter.
Die Entkopplung der Märkte führe zu stärkeren Preisschwankungen, da so geringere Volumina zusammenkämen als üblich, hieß es zur Erklärung aus dem Handel. Zudem fehlen so Importmengen aus Nachbarländern, die kurzfristige Knappheiten oder Überschüsse ausgleichen. Die Epex Spot hatte die Orderbücher für die Märkte in Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, den Niederlanden und Polen am Dienstag in einer Wiederholung bis 14:45 Uhr geöffnet und die Preise um 15:06 Uhr veröffentlicht.
„Wir kennen den wahren Grund der Entkopplung noch nicht. Wahrscheinlich weiß Epex das selbst noch nicht und es wird eine Untersuchung dazu geben“, sagte ein Experte von einem europäischen Übertragungsnetzbetreiber. Lokale Überschüsse und Knappheiten hätten die Ergebnisse mitbestimmt. Die Bundesnetzagentur will erst gegen 16 Uhr eine Bewertung der Vorgänge abgeben.
Astronomische Strompreise
An der Epex Spot kam es für die 7. Stunde zu einem Gipfel 2.325,83 Euro, während der Preis für Frankreich bei nur 0,07 Euro und für die Niederlande mit 88,00 Euro/MWh auf einem nicht ungewöhnlichen Niveau lagen. Auch in der zweiten Off-Peak-Phase kam es für die 21. Stunde zu einem lokalen Gipfel von 1.796,32 Euro für Deutschland und deutlich niedrigeren Preisen in Frankreich und den Niederlanden. Für die 21. Stunde mag einem noch ein höherer Strombedarf für die Fußball-EM in den Sinn kommen, wenn für die Stadien und die Fan-Meilen mehr Elektrizität benötigt wird, aber dies erklärt nicht den massiv Preisausschlag am Morgen. Auch für Österreich kam es zu exorbitanten Preisausschlägen.
Kräftige Preisausschläge an Strommärkten sind auch in der Vergangenheit, insbesondere in den USA, beobachtet worden. In der Regel lag dabei aber auch eine exogen verursachte Störung in der Infrastruktur vor, etwa Unterbrechungen der Stromleitungen oder Ausfälle von Kraftwerken. Ein Angriff, etwa von Hackern, wurde jedoch von offizieller Seite nicht berichtet. An der Infrastruktur für Stromproduktion oder -distribution lag es also nicht. Bei einer solchen Störung wären ja dann auch astronomische Preise im Peak zu erwarten, aber da lagen die Notierungen an der Epex Spot auf einem normalen Niveau und für Deutschland waren auch die Preise im negativen Bereich.
Die massiven Preisausschläge gehen dennoch auf eine Störung zurück, aber nicht bei Produktion oder Distribution, sondern beim Handel an den Strombörse. Nach Auskünften der Epex Spot kam es an dieser Börse zu einem technischen Fehler, der zu einem sog. Decoupling führte. Die Börse musste deshalb für jedes Land eigene lokale Auktionen durchführen. Diese hätten zu den heftigen Preisausschlägen geführt.
Dies wirft die Frage auf, wie das Decoupling aussah. Konnten ausländische Marktteilnehmer keine Gebote für Lieferungen nach Deutschland oder Österreich abgeben, weil sie keinen Zugang zum Handel hatten und an diesem Tag nur Gebote für den Handel im jeweiligen Herkunftsland abgeben konnten? Oder bedeutete das Decoupling, dass die Strommärkte selbst getrennt waren, weil keine Übertragungskapazität zur Verfügung stand und somit Gebote für Lieferungen aus dem Ausland physisch nicht erfüllbar waren?
Der technische Fehler bei der Epex Spot führte dazu, dass es bei den Stromproduzenten, die für heute Strom in den Stunden mit astronomischen Preisen liefern können, zu „windfall-profits“ kam. Die Stromkäufer und -verbraucher mussten hingegen erheblich tiefer in die Taschen greifen, um die benötigten Strommengen zu erhalten. Hier ist zum einen die Marktaufsicht in der EU gefragt, die genauen Ursachen des Decoupling aufzuklären.
Wünschenswert wäre in dieser Lage auch eine schnelle Aufklärung seitens der Epex Spot durch Mitteilungen zu Preisausschlägen und deren Ursachen gewesen. Die geschädigten Stromkäufer müssen zuverlässig informiert werden, wer der Verursacher ist, um entsprechende Schadensersatzansprüche geltend machen zu können.
Marie Pfefferkorn
© 2025 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 26.06.2024, 12:39 Uhr
Mittwoch, 26.06.2024, 12:39 Uhr
Mehr zum Thema