Zum Black Friday fehlte offenbar nicht viel: Ab 14.05 Uhr sackte die Netzfrequenz von 50 Hertz schlagartig auf bis zu 49,74
   Hertz ab. Rund eine Stunde dauerte es, bis die Netzbetreiber die Probleme behoben und das europäische Stromnetz wieder vereint
   hatten, nachdem zwischenzeitlich Teile von Südosteuropa abgekoppelt waren.
Durch koordinierte Aktionen und kurzfristige Maßnahmen durch die beteiligten europäischen Übertragungsnetzbetreiber konnte
   die Wahrung der Systemstabilität in den meisten europäischen Ländern sichergestellt werden. Um 15.08 Uhr konnte die Resynchronisierung
   erfolgreich durchgeführt werden“, heißt es in einer Mitteilung des Übertragungsnetzbetreibers Amprion.
Ausgangspunkt vermutlich in Südosteuropa
Ihm kam bei der ganzen Aktion eine besondere Rolle zu: Amprion nimmt aktuell die Rolle des europäischen Frequenzkoordinators
   wahr. Das Unternehmen mit Sitz in Dortmund hatte somit die Aufgabe, die erforderlichen Maßnahmen zur Wahrung der Systemstabilität
   mit anderen europäischen Netzbetreibern zu koordinieren, wie ein Sprecher gegenüber E&M erklärte. Nach Angaben der Bundesnetzagentur
   wurde dann ab 15.27 Uhr wieder „Normalbetrieb“ verzeichnet.
Mit der Ursachenforschung wird sich jetzt der europäische Netzbetreiberverband Entso-E befassen. Bisher kommt man dort freilich
   nur zu der Erkenntnis, dass „koordinierte Maßnahmen und eine sofortige Reaktion der kontinentaleuropäischen Übertragungsnetzbetreiber“
   sichergestellt hätten, dass die Systemstabilität in den meisten europäischen Ländern nicht beeinträchtigt gewesen sei.
Das europäische Höchstspannungsnetz reicht von Dänemark im Norden bis nach Marokko und in die Türkei im Süden. Die Tatsache,
   dass Teile Südosteuropas (Griechenland, Nord-Mazedonien, Bulgarien, Serbien, Rumänien, Bosnien und Herzegowina, die Türkei
   und Kroatien) während der Störung herausgefallen waren, stützt Meldungen, dass in Rumänien plötzlich der Strom von drei Kraftwerken
   gefehlt habe. Dort soll es auch zu Stromausfällen gekommen sein. Als Ausgleich wurden beispielsweise in Österreich zahlreiche
   Kraftwerke hochgefahren, erklärte Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie.
Wie ein Sprecher der Bundesnetzagentur auf E&M-Anfrage mitteilte, haben französische und italienische Übertragungsnetzbetreiber
   für rund 40 Minuten vertraglich vereinbarten Lastabschaltungen genutzt und zur Stabilisierung 1.000 und 1.300 MW vom Netz
   genommen. In Deutschland sei das nicht nötig, die Versorgungssicherheit hierzulande nicht in Gefahr gewesen.
Der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Martin Neumann erklärte, diese bisher zweitschwersten Störung zeige
   deutlich, dass die europäische Versorgungssicherheit auf wackligen Beinen stehe. Er forderte ganzheitliche Konzepte, um Systemstabilität
   in Europa zu gewährleisten.
 
Versorgungsprobleme in Frankreich
Die bisher schwerste Störung im europäischen Stromnetz ereignete sich im November 2006, als zwei damals von Eon betriebene
   Höchstspannungsleitungen, die über die Ems führen, abgeschaltet wurden. Damit wollte man einem Schiff aus der Meyer-Werft
   in Papenburg das Auslaufen ermöglichen. Das Ganze war aber offenbar mangelhaft mit den anderen Netzbetreibern abgestimmt und hatte katastrophale Folgen. Urplötzlich fehlten riesige Mengen Windkraftstrom, die über die Trassen flossen, im Süden, während im Norden auf einmal viel zu viel Energie unterwegs war.
Es kam zu Stromausfällen in mehreren Regionen Europas. 10 Mio. Haushalte waren betroffen, Züge blieben auf offener Strecke
   stehen. Erst nach mehreren Stunden waren die gröbsten Störungen beseitigt und es dauerte zwei Tage, bis wieder von Normalbetrieb
   die Rede sein konnte.
Als Konsequenz aus dem Vorfall haben die Übertragungsnetzbetreiber in Europa verschiedene Methoden entwickelt, um Großstörungen
   wieder in den Griff zu bekommen. Dazu gehört das European Awareness System (EAS), das jetzt bei den Frequenzproblemen zum
   Einsatz kam.
Montag, 11.01.2021, 16:15 Uhr
		
	
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