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Enerige & Management > Windkraft Offshore - Erstmals chinesische Turbinen in deutscher See
Quelle: Shutterstock / Paul Biryukov
WINDKRAFT OFFSHORE:
Erstmals chinesische Turbinen in deutscher See
Zum ersten Mal hat sich der Entwickler eines deutschen Offshore-Windparks für einen chinesischen Hersteller entschieden. Das findet der europäische Wind-Dachverband bedenklich.
 
Der Projektentwickler des deutschen Nordsee-Windparks „Waterkant“, Luxcara, hat nach eigenen Angaben dem chinesischen Windturbinen-Hersteller (OEM) Ming Yang den Status „bevorzugter Turbinenlieferant“ gegeben.

Es handelt sich zwar nur um 16 Turbinen für den mit lediglich 270 MW geplanten Windpark „Waterkant“ im Borkum-Cluster nördlich dreier bestehender Windparks anderer Betreiber, doch neu daran ist zweierlei: der Chinafaktor und der Leistungsfaktor.

Der bevorzugte OEM stammt aus China. Bisher ist die OEM-Welt weitgehend zweigeteilt: Vor Chinas Küsten bekommen so gut wie keine westlichen Turbinenhersteller Aufträge und umgekehrt. Bislang stammen nur die wenigen Windenergieanlagen im italienischen 40-MW-Forschungswindpark „Taranto“ aus China, nämlich von Goldwind. Und onshore kamen Chinesen bisher nur in Rumänien und dem Nicht-EU-Mitglied Serbien zum Zuge.

Aber auch in europäischen Windturbinen stecken im Europaschnitt 60 Prozent chinesische Komponenten, schätzte der Hersteller GE Vernova 2023 auf der Messe Husum Wind (wir berichteten).

Luxcara ist ein 2009 in Hamburg gegründeter Investor in grüne Energieinfrastruktur, der vor allem Gelder von Pensionsfonds aus aller Welt einsammelt. Er versucht in seiner Unternehmensmitteilung mehrfach, Sorgen vor einem weiteren chinesischen Einfallstor in Europa und mögliche Kritik an einem reinen Preiswettbewerb zu zerstreuen: Das Preferred Supplier Agreement sei das Ergebnis einer Ausschreibung Luxcaras, die schon Ende 2023 begonnen habe. Den Ausschlag hätten neben finanziellen und technologischen Gesichtspunkten eine tiefgehende und von DNV und KPMG unterstützte Untersuchung der Lieferkette, der Einhaltung der EU-Taxonomie und der Cybersicherheit gegeben.

Luxcara-Geschäftsführerin Alexandra von Bernstorff sagte dem Handelsblatt, auch versteckte Subventionen und Dumpingpreise seien geprüft worden. Im Übrigen sei Luxcara jetzt nur der Pionier, dem weitere westliche Projektierer folgen würden. Der Grund sei schlicht, dass Ming Yang der einzige Hersteller weltweit gewesen sei, der eine zeitgerechte Lieferung mit 18 MW pro Stück bis 2028 garantiert habe.

Die Windturbinen würden, liest man wiederum in der Pressemitteilung, mit 100 Prozent erneuerbaren Energien hergestellt, und Ming Yang werde auch in Europa Arbeitsplätze schaffen. Überdies kämen „relevante“ elektronische Komponenten von europäischen Zulieferern.

Luxcara-Projektleiter Holger Matthiesen versicherte obendrein, dass „Management, Entwicklung und Betrieb des Waterkant-Windparks“ in deutschen Händen bleibe. Unausgesprochen: Das sei kein Anfang einer Entwicklung, in dem letztlich der ganze Windpark verkauft wird.
 
Der dünne hellblaue Streifen links oben ist die
Fläche für das 270-MW-Vorhaben „Waterkant“
(Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle Wab

​Wind Europe: Zugang Chinas zu Kritis

Der Dachverband Wind Europe widerspricht Luxcara auf Anfrage dieser Redaktion: „Die europäische Wertschöpfungskette wäre bereitgestanden, um die Turbinen für dieses Projekt zu liefern.“ Ein Verbandssprecher gab außerdem folgendes zu bedenken: „Mit diesem Projekt erhält China Zugang zu kritischer Infrastruktur (Kritis, die Redaktion) in Deutschland.“ Berlin und Brüssel sollten sich mal entscheiden, ob sie die Windbranche für strategisch halten, „bevor es zu spät ist“.

Luxcara hatte den dünnen Meeresstreifen „N-6.7“, den es dann „Waterkant“ nannte (siehe Grafik), im August 2023 erworben (wir berichteten). Wie viel es dafür gezahlt hatte, blieb ein Geheimnis. Doch im Durchschnitt mit drei anderen Windflächen, die zunächst an RWE gingen, waren es unterdurchschnittliche 0,4 Millionen Euro/MW, während bei den Ausschreibungen im Juni 2023 und 2024 siebenstellige Beträge geboten wurden. Der Investor ist auf subventionsfreie Wind- und PV-Parks, Ladeinfrastruktur und grünen Wasserstoff spezialisiert. Sein Portfolio umfasst 6.000 MW weltweit, sein Investitionsvolumen 6 Milliarden Euro.

Die weltgrößte Einzelleistung bestellt

Es werden 2028, wenn „Waterkant“ fertig sein soll, mit die leistungsstärksten Windenergieanlagen der Welt sein: bis zu 18,5 MW, zu denen 260 Meter lange Rotoren beitragen. Bisheriger Rekord im Bestand in der deutschen See sind 11,5-MW-Turbinen im Windpark „Gode Wind 3“ von Orsted, die seit Kurzem eine nach der anderen installiert werden (wir berichteten). Bei den Bestellungen sind in Deutschland 15 MW die Benchmark, in der britischen See 16 MW.
 

Georg Eble
Redakteur
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Mittwoch, 03.07.2024, 15:58 Uhr

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