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Enerige & Management > Gas - Erdgas wird noch länger gebraucht
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
GAS:
Erdgas wird noch länger gebraucht
Die Unternehmensberatung McKinsey sieht den Erdgasverbrauch in Deutschland nur langsam zurückgehen. In einem Bereich sieht sie sogar Zuwächse.
 
Deutschland bleibt voraussichtlich länger als geplant auf Erdgas angewiesen. Das ist die zentrale Aussage des aktuellen „Energiewende-Index“ der Unternehmensberatung McKinsey, der halbjährlich veröffentlicht wird.

Trotz ambitionierter Klimaziele zeigt sich, dass Erdgas weiterhin eine zentrale Säule der Energieversorgung darstellt, so McKinsey in einer Mitteilung. Neue Berechnungen weisen darauf hin, dass der Gesamtverbrauch von derzeit 740 TWh bis 2030 nur geringfügig auf 720 bis 690 TWh zurückgehen werde. Das sei „deutlich geringer als die Prognose aus dem Netzentwicklungsplan, die von einem Erdgasbedarf von 550 bis 650 TWh ausgeht“, teilt McKinsey mit.

Ein Grund für den langsameren Rückgang liegt laut den Autoren im schleppenden Umstieg auf alternative Heiztechnologien sowie einem erhöhten Gasbedarf für die Strom- und Fernwärmeerzeugung.

Denn trotz einer zunehmenden Verbreitung von Wärmepumpen bleibt der Ausbau hinter den Erwartungen zurück. Im Jahr 2024 wurden lediglich 193.000 neue Wärmepumpen installiert – eine Zahl, die weit unter dem Ziel von 6 Millionen Einheiten bis 2030 liegt. Selbst die hohe Installationsrate im Neubausektor reicht nicht aus, um die gesetzten Ausbauziele zu erreichen.

Fernwärme und sichere Stromproduktion erhöhen Nachfrage

Parallel dazu spielt Fernwärme eine wachsende Rolle in der Wärmeversorgung. Derzeit nutzen rund 14 Prozent der Haushalte Fernwärme, und mittelfristig sollen jährlich etwa 100.000 weitere Gebäude an entsprechende Netze angeschlossen werden. Nachdem diese Marke im Jahr 2023 erstmals erreicht wurde, erscheint das Ziel als realistisch, so McKinsey.
  Der angestrebte Wechsel von dezentralen Heizsystemen zur zentralen Fernwärme erhöht allerdings den Erdgasbedarf. „Der Umstieg der Verbraucher von dezentraler auf leitungsgebundene Wärme erhöht den Bedarf an zentral hergestellter Fernwärme, bei der viele Kommunen in ihrer Wärmeplanung vermehrt auf Erdgas setzen“, heißt es.

Gleichzeitig erfordert der schrittweise Ausstieg aus Kohle- und Kernenergie mehr Erdgas in der Stromproduktion, da erneuerbare Energien aufgrund ihrer Erzeugungsvolatilität die Nachfrage nur begrenzt decken können. Wurden 2023 noch 140 TWh Erdgas zur Strom- und 55 TWh zur Fernwärmeerzeugung genutzt, könnte sich dieser Wert auf 170 bis 175 TWh (Stromerzeugung) und 75 bis 80 TWh (Fernwärme) erhöhen.

„Deutschland wird voraussichtlich noch länger auf Erdgas angewiesen sein als angenommen“, sagt Thomas Vahlenkamp, Senior Partner im Düsseldorfer Büro von McKinsey. Angesichts der Diskrepanzen zwischen Planung und möglicher höherer Nachfrage empfiehlt McKinsey folgende Maßnahmen:
  • Gasnachfrage realistisch abschätzen: Hierzu ist eine klare Analyse der Fakten und Nachfrageentwicklungen erforderlich.
  • Gasversorgung sichern: Deutschland hat zunehmend auf die Versorgung per LNG (liquefied natural gas) umgeschwenkt – doch eine knappe Versorgungslage könnte erneut zu Preisspitzen für Erdgas führen.
  • Infrastruktur anpassen: Mit Blick auf die Zukunft des 600.000 km langen Erdgasnetzes gilt es, Möglichkeiten zur integrierten Optimierung auszuloten. Auch bei einem längerfristig sinkenden Erdgasbedarf könnte die bestehende Infrastruktur noch von großem Nutzen sein – etwa durch die Umwidmung von Pipelines für den Transport von Wasserstoff oder CO2 mittels CCS.
 

Stefan Sagmeister
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