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Enerige & Management > E&M Vor 20 Jahren - Eon Netz an der Kapazitätsgrenze
Quelle: Fotolia / Tom Bayer
E&M VOR 20 JAHREN:
Eon Netz an der Kapazitätsgrenze
Vor 20 Jahren machte man sich in der damaligen Eon-Netzgesellschaft Sorgen, wie man wenig mehr als 7.000 MW Windleistung abfedern solle. Heute ist es - bundesweit - das Neunfache.
 
Aufgeregtheiten vor 20 Jahren haben sich bestätigt. Oder nicht. E&M berichtete 2004 von der Sorge der damaligen „Eon Netz“, 7.050 MW Windkraft ausregeln zu können. Mittlerweile sind bundesweit 65.000 MW alle. in von Windenergieanlagen am Netz, PV nicht mitgerechnet, und das Stromsystem ist immer noch nicht zusammengebrochen. Und damals wurde gewarnt, Erdleitungen für 380 kV und höher kämen mindestens sieben Mal so teuer. Okay, ein wenig überschätzt: „nur“ drei Mal so teuer.

Ein Schlüssel für den Erfolg erneuerbarer Energien „ist ihre verbesserte Einbindung in die Stromversorgung“, so Martin Fuchs, Vorsitzender der Geschäftsführung der Eon Netz GmbH. In der Regelzone des Eon-Konzerns wurden Ende 2004 Windkraftanlagen mit rund 7 050 MW Gesamtleistung betrieben - etwa 43 % der bundesweit installierten Windkraftkapazität. Mit Wohlwollen beobachtet Fuchs, dass „der anhaltende Ausbau der Windkraft in Deutschland die Herausforderungen ihrer systemtechnischen Integration zunehmend ins öffentliche Bewusstsein rückt“. Fuchs betreibt mit rund 1 900 Mitarbeitern das Stromnetz des Eon-Konzerns, das sich mit über 32 500 km Hoch- und Höchstspannungsleitungen von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen erstreckt.

Allein die Windkraftanlagen im Netzgebiet von Eon erzeugten 2004 rund 11,3 Mrd. kWh Strom. Die Anlagenbetreiber in dieser Regelzone erhielten dafür Einspeisevergütungen in Höhe von etwa 1 Mrd. Euro, heißt es im „Windreport 2005“ des Energiekonzerns. Die maximale monatliche Windstrom-Einspeisung war mit 1,18 Mrd. kWh im Februar fast doppelt so hoch wie die minimale Einspeisung von 646 Mio. kWh im Juli. Die höchste Windstrom-Einspeisung im Eon-Netz lag kurzfristig bei etwa 6 000 MW und betrug damit etwa 85 % der zu diesem Zeitpunkt installierten Windkraftleistung. Die im Jahresdurchschnitt eingespeiste Leistung lag den Angaben zufolge bei 1 295 MW.

Um auch dann eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wenn Windkraftanlagen nur wenig oder keinen Strom produzieren - etwa bei Flaute oder sturmbedingten Abschaltungen - müssen permanent traditionelle Kraftwerkskapazitäten als Reserve bereitstehen, heißt es in Bayreuth. Laut Studien der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) sowie des Instituts für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft (IAEW) der RWTH Aachen trägt die Windkraft heute mit etwa 8 % ihrer installierten Leistung zur gesicherten Erzeugungskapazität in Deutschland bei. Nur in diesem Umfang könne Windenergie herkömmliche Stromerzeugung ersetzen. „Mehr als 90 % der installierten Windkraftleistung müssen also weiterhin in traditionellen Kraftwerken vorgehalten werden“, so die Eon Netz GmbH. Um den Bedarf an Reserveleistung dabei möglichst gering zu halten, setzt Eon ein System zur Windstrom-Prognose ein, das gemeinsam mit dem Kasseler Institut für Solare Energieversorgungstechnik (ISET) entwickelt wurde.

Investitionen in die Erweiterung des Stromnetzes sind dennoch unumgänglich, da die Leitungen nicht mehr ausschließlich Versorgungszwecken dienen, sondern auch dem großräumigen Transport des Windstroms. Laut dem Eon-Windreport stoßen die Netze in Schleswig-Holstein und Niedersachsen schon heute bei hoher Windstrom-Einspeisung an ihre Kapazitätsgrenzen. Denn in küstennahen, vergleichsweise dünn besiedelten und verbrauchsschwachen Gebieten wurden Windparks errichtet, die in Starkwindzeiten mehr Strom erzeugen, als in der jeweiligen Region gleichzeitig verbraucht wird. Beispielsweise liegt der gesamte Stromverbrauch (Netzlast) in Nordfriesland zwischen 40 und 120 MW, während in der gleichen Gegend Windkraftanlagen mit über 500 MW Gesamtleistung in Betrieb sind.

Aktuell plant Eon in Schleswig-Holstein rund 110 km neue 110-kV-Hochspannungs-Freileitungen zu Kosten von etwa 70 Mio. Euro. In Niedersachsen sollen über 180 km Hoch- und Höchstspannungs-Freileitungen für insgesamt rund 120 Mio. Euro gebaut werden.

Bei dem geplanten Netzausbau hat sich Eon gegen Erdkabel entschieden, weil diese „im Bereich des Höchstspannungsnetzes um den Faktor 7 bis 10“ und „im Hochspannungs-Bereich etwa zwei bis drei Mal“ teurer sind als Freileitungen. Zudem lägen die Ausfallszeiten von Erdkabeln bei Störungen erheblich über denen von Freileitungen, argumentiert Eon.

Um zu verhindern, dass - wie bei der geltenden Rechtslage – etwa 7 bis 10 Jahre von der Planung bis zur Inbetriebnahme von Stromleitungen vergehen, vereinbarte die Eon Netz GmbH Anfang Juni mit dem Wirtschaftsministerium in Schleswig-Holstein eine entsprechende Absichtserklärung. Grundlage dafür ist ein Rechtsgutachten von Prof. Dr. Dr. Peter Salje (Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Hannover), das Vorschläge zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren liefert.
 

Michael Pecka
Redakteur
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