
Kerstin Andreae (rechts) bei der Vorstellung des BDEW-Berichts zur Energieversorgung 2024. Quelle: E&M / Davina Spohn
ENERGIEMARKT:
Energiewende kein Projekt einer einzelnen Legislatur
Deutliche Fortschritte beim Erneuerbaren-Ausbau registriert der BDEW bei der Vorstellung seines Jahresberichtes 2024. Der Verband fordert insbesondere den Zubau von steuerbaren Lasten.
Einen neuen Spitzenwert beim Zubau von Photovoltaikanlagen erreichte Deutschland in diesem Jahr. Über eine Million neue Anlagen
wurden 2024 installiert und an das Netz angeschlossen, was die Zubauzahlen von 2021 vervierfacht. Dies zeigt der aktuelle
Jahresbericht des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), den Kerstin Andreae am 18. Dezember der Öffentlichkeit vorstellte. Auch der Windkraftausbau bleibt, wie die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung
anführte, auf hohem Niveau, was zu einem erneuten Anstieg des Anteils der Erneuerbaren an der Stromerzeugung führte.
Im Jahr 2024 erreichten erneuerbare Energien einen Anteil von 58 Prozent an der Bruttostromerzeugung und 55 Prozent am Stromverbrauch. Diese positive Entwicklung geht einher mit einer Reduktion der CO2-Emissionen im Sektor Energiewirtschaft: Laut BDEW lagen die Emissionen 2024 bei 188 Millionen Tonnen, was einen Rückgang von 60 Prozent im Vergleich zu 1990 darstellt. „Wir sind bei der Erfüllung des Zielpfades bei den CO2-Emissionen auf Kurs“, betonte Andreae
Aber es gibt auch Herausforderungen: Insbesondere die PV-Anlagen, die zum Großteil unter 100 kW Leistung liegen, speisen teils unkontrolliert ins Netz ein. Der BDEW fordert eine gesetzliche Grundlage zur Steuerbarkeit dieser Anlagen. Andreae zog den Vergleich zum Straßenverkehr: „In jeder Stadt haben Sie Kreuzungen und Ampeln. Sie haben Regeln, dass mal einer nicht fahren darf. Dies alles, damit das System stabil bleibt.“ Gleiches sei nötig bei den PV-Anlagen. „Ungesteuert ins Netz einzuspeisen, kann die Netze überfordern. Deswegen brauchen wir eine Steuerbarkeit der Anlagen. Solange diese nicht gegeben ist, brauchen wir eine Wirkleistungsbegrenzung.“ Andreae hofft auf eine zeitnahe Entscheidung seitens der Bundespolitik noch vor den Neuwahlen im Februar 2025 − in den letzten drei Sitzungswochen dieser Legislatur.
Dunkelflauten nicht pauschalisieren
Als „politisches Aufregerthema“ führte die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung die Themen Dunkelflaute und Preisspitzen an. Sie bezog sich dabei auf Medienberichte der vergangenen Zeit, die sich über 1.000 Euro/MWh als Strompreis mokierten. Zum Hintergrund: Preisspitzen entstehen, sobald wenig Strom aus Wind- und Solarenergie verfügbar ist und auch keine günstigeren Stromimporte möglich sind. In Zeiten hoher Produktion können die Preise sogar negativ werden.
Laut Andreae seien diese Schwankungen in einem Stromsystem, das auf Erneuerbare basiert, nicht überraschend − „das ist Markt. Das ist das, was wir erwarten“. Entscheidend seien weniger Einzelmomente, sondern die Antworten auf die Fragen, wie hoch ist der Durchschnittspreis für den Strom und wer ist von den Preisspitzen betroffen? „Betroffen von den Preisschwankungen sind die, die am Spotmarkt einkaufen. Die Versorger kaufen hingegen langfristig am Terminmarkt ein. Dann nivellieren sich diese Preisschwankungen“, so Andreae.
Als Pendant, Dunkelflauten zu managen, nannte sie die steuerbaren zusätzlichen Kapazitäten. „Im Wesentlichen sind das die wasserstofffähigen Gaskraftwerke“. Auch wenn das Kraftwerkssicherheitsgesetz keine parlamentarischen Mehrheiten in dieser Legislatur erlangen konnte, habe sich Deutschland entschieden: „Der Partner für die Erneuerbaren ist das Gas mit der Perspektive Wasserstoff.“ Als weitere Drehschrauben, Dunkelflauten zu managen, nannte Andreae Speicher und Flexibilitäten.
Mit Blick auf die neue Regierung betonte die BDEW-Chefin die Langfristigkeit. „Die Umsetzung der Energiewende ist kein Projekt einer Legislatur, sondern ein Jahrzehnteprojekt, das schon vor vielen Jahren auf den Weg gebracht wurde.“ Dafür brauche es einen verlässlichen Regulierungsrahmen − „schlank, keine Verregulierung, die Machbarkeit im Blick“.
Insbesondere für die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) − oft als Heizungsgesetz bezeichnet − spricht sich der Verband aus. Das Gesetz müsse nachjustiert und einfacher werden. Andreae bezog sich dabei auf sie teils kleinteiligen Regelungen zum Heizungsaustausch. Der Bedarf zum Austausch sei groß: So heizten im Wohnungsbestand nach wie vor drei Viertel der Haushalte mit Gas oder Öl.
Höherer Stromimport in 2024
Ein weiterer Punkt im Jahresbericht ist der Stromimport: 2024 flossen 23,5 Milliarden kWh mehr Strom aus dem Ausland nach Deutschland als umgekehrt ins benachbarte Ausland. Die Stromimporte sind im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Laut Verband kam ein großer Teil des Stroms aus Frankreich und war vermutlich zu einem großen Teil Atomstrom.
Andreae verteidigt den gestiegenen Stromimport. „Wir importieren nicht aus Knappheitsgründen. Wir hätten inländisch ausreichend Kapazität gehabt, diese Stromnachfrage zu decken.“ Der Import sei das Ergebnis eines „gewollten und auch von uns gewollten europäischen Energiebinnenmarkts.“ Dort, wo Energie günstiger erzeugt werde, werde sie auch gekauft.
Das 57-seitige Dokument „Die Energieversorgung 2024“ lässt sich über die Internetseite des BDEW downloaden.
Im Jahr 2024 erreichten erneuerbare Energien einen Anteil von 58 Prozent an der Bruttostromerzeugung und 55 Prozent am Stromverbrauch. Diese positive Entwicklung geht einher mit einer Reduktion der CO2-Emissionen im Sektor Energiewirtschaft: Laut BDEW lagen die Emissionen 2024 bei 188 Millionen Tonnen, was einen Rückgang von 60 Prozent im Vergleich zu 1990 darstellt. „Wir sind bei der Erfüllung des Zielpfades bei den CO2-Emissionen auf Kurs“, betonte Andreae
Aber es gibt auch Herausforderungen: Insbesondere die PV-Anlagen, die zum Großteil unter 100 kW Leistung liegen, speisen teils unkontrolliert ins Netz ein. Der BDEW fordert eine gesetzliche Grundlage zur Steuerbarkeit dieser Anlagen. Andreae zog den Vergleich zum Straßenverkehr: „In jeder Stadt haben Sie Kreuzungen und Ampeln. Sie haben Regeln, dass mal einer nicht fahren darf. Dies alles, damit das System stabil bleibt.“ Gleiches sei nötig bei den PV-Anlagen. „Ungesteuert ins Netz einzuspeisen, kann die Netze überfordern. Deswegen brauchen wir eine Steuerbarkeit der Anlagen. Solange diese nicht gegeben ist, brauchen wir eine Wirkleistungsbegrenzung.“ Andreae hofft auf eine zeitnahe Entscheidung seitens der Bundespolitik noch vor den Neuwahlen im Februar 2025 − in den letzten drei Sitzungswochen dieser Legislatur.
Dunkelflauten nicht pauschalisieren
Als „politisches Aufregerthema“ führte die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung die Themen Dunkelflaute und Preisspitzen an. Sie bezog sich dabei auf Medienberichte der vergangenen Zeit, die sich über 1.000 Euro/MWh als Strompreis mokierten. Zum Hintergrund: Preisspitzen entstehen, sobald wenig Strom aus Wind- und Solarenergie verfügbar ist und auch keine günstigeren Stromimporte möglich sind. In Zeiten hoher Produktion können die Preise sogar negativ werden.
Laut Andreae seien diese Schwankungen in einem Stromsystem, das auf Erneuerbare basiert, nicht überraschend − „das ist Markt. Das ist das, was wir erwarten“. Entscheidend seien weniger Einzelmomente, sondern die Antworten auf die Fragen, wie hoch ist der Durchschnittspreis für den Strom und wer ist von den Preisspitzen betroffen? „Betroffen von den Preisschwankungen sind die, die am Spotmarkt einkaufen. Die Versorger kaufen hingegen langfristig am Terminmarkt ein. Dann nivellieren sich diese Preisschwankungen“, so Andreae.
Als Pendant, Dunkelflauten zu managen, nannte sie die steuerbaren zusätzlichen Kapazitäten. „Im Wesentlichen sind das die wasserstofffähigen Gaskraftwerke“. Auch wenn das Kraftwerkssicherheitsgesetz keine parlamentarischen Mehrheiten in dieser Legislatur erlangen konnte, habe sich Deutschland entschieden: „Der Partner für die Erneuerbaren ist das Gas mit der Perspektive Wasserstoff.“ Als weitere Drehschrauben, Dunkelflauten zu managen, nannte Andreae Speicher und Flexibilitäten.
Mit Blick auf die neue Regierung betonte die BDEW-Chefin die Langfristigkeit. „Die Umsetzung der Energiewende ist kein Projekt einer Legislatur, sondern ein Jahrzehnteprojekt, das schon vor vielen Jahren auf den Weg gebracht wurde.“ Dafür brauche es einen verlässlichen Regulierungsrahmen − „schlank, keine Verregulierung, die Machbarkeit im Blick“.
Insbesondere für die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) − oft als Heizungsgesetz bezeichnet − spricht sich der Verband aus. Das Gesetz müsse nachjustiert und einfacher werden. Andreae bezog sich dabei auf sie teils kleinteiligen Regelungen zum Heizungsaustausch. Der Bedarf zum Austausch sei groß: So heizten im Wohnungsbestand nach wie vor drei Viertel der Haushalte mit Gas oder Öl.
Höherer Stromimport in 2024
Ein weiterer Punkt im Jahresbericht ist der Stromimport: 2024 flossen 23,5 Milliarden kWh mehr Strom aus dem Ausland nach Deutschland als umgekehrt ins benachbarte Ausland. Die Stromimporte sind im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Laut Verband kam ein großer Teil des Stroms aus Frankreich und war vermutlich zu einem großen Teil Atomstrom.
Andreae verteidigt den gestiegenen Stromimport. „Wir importieren nicht aus Knappheitsgründen. Wir hätten inländisch ausreichend Kapazität gehabt, diese Stromnachfrage zu decken.“ Der Import sei das Ergebnis eines „gewollten und auch von uns gewollten europäischen Energiebinnenmarkts.“ Dort, wo Energie günstiger erzeugt werde, werde sie auch gekauft.
Das 57-seitige Dokument „Die Energieversorgung 2024“ lässt sich über die Internetseite des BDEW downloaden.
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Mittwoch, 18.12.2024, 17:14 Uhr
Mittwoch, 18.12.2024, 17:14 Uhr
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