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Enerige & Management > Kernkraft - Energiemarkt-Analysten sehen "ernüchtert" auf Atomkraft-Pläne
Atomkraftwerk Neckarwestheim. Quelle: E&M / Volker Stephan
KERNKRAFT:
Energiemarkt-Analysten sehen "ernüchtert" auf Atomkraft-Pläne
Mit Enttäuschung blickt der Marktanalyst Enervis auf die Pläne der Bundesregierung für die drei noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke. Es müsse wirklich jede Kilowattstunde zählen.
 
Als „aus energiewirtschaftlicher Sicht ernüchternd“ bezeichnet Mirko Schlossarczyk den Umgang der Bundesregierung mit den drei noch laufenden Atomkraftwerken. Der Strommarktexperte des Berliner Marktanalyse-Unternehmens bemängelt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) von seiner Maxime „Jede Kilowattstunde zählt“ im Falle des Kernkraftwerk-Trios abrücke.

„Wenn man diese Aussage für bare Münze nimmt“, so Schlossarczyk weiter, „muss auch jede verfügbare Anlage ans Netz.“ Habeck will zwei der eigentlich am Jahresende 2022 stillzulegenden Atommeiler im ersten Quartal 2023 je nach Lage als Reserve aktivieren (Isar 2 und Neckarwestheim 2), einen weiteren (Emsland) endgültig abschalten. Für den Enervis-Experten ist eine regulatorische Verlängerung der drei „funktionierenden Grundlastkraftwerke“ eigentlich „ein logischer Schritt“. Dieser sei auch geboten, weil den Bürgerinnen und Bürgern aktuell enorme Sparanstrengungen beim Energieverbrauch abverlangt würden.

Nach überarbeiteten Enervis-Berechnungen, die nun die Leistung von zusätzlich in die Erzeugung rückgeholten Kohlekraftwerken einbezieht, würden die beiden Notreserve-Atommeiler 4 Mrd. kWh Strom aus Gas ersetzen, sofern sie bis April 2023 tatsächlich zum Einsatz kämen. Dies würde auf 14 Mrd. kWh steigen, sofern die drei Blöcke über das gesamte Jahr 2023 am Netz blieben.

Schlossarczyk weiß um die überschaubaren Effekte der von ihm befürworteten Laufzeitverlängerung. Käme die von Habeck vorgesehene Notreserve bis April voll zum Einsatz, würde dies die Stromproduktion in Deutschland um insgesamt 6 Mrd. kWh steigern. Bei einer Laufzeit bis Ende 2023 mache dies 19 Mrd. kWh aus. Bei aktuell etwa 10 Billionen kWh Strom, die aus Gas erzeugt werden, liegt die mögliche Einsparquote über die Atomkraftwerke über das gesamte Jahr 2023 bei etwa 1,4 %. „In Bezug auf den Gesamtverbrauch ist die Wirkung verschwindend gering“, so Schlossarczyk. „Wenn man den Grundsatz, dass jede Kilowattstunde zähle, heranzieht, ist das aber viel“.

Die Entscheidung Habecks empfindet Schlossarczyk als „nicht durchdachten Kompromiss. Der Gasverbrauch im Stromsektor wird steigen und die Abhängigkeit von Stromlieferungen aus dem Ausland zunehmen.“
 

Volker Stephan
© 2024 Energie & Management GmbH
Dienstag, 06.09.2022, 15:50 Uhr

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