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Enerige & Management > Stadtwerke - Energie Calw spinnt ein immer größeres Netz lokaler Versorger
Die EnCW ist nun auch in Großbottwar aktiv. Quelle: Energie Bottwartal
STADTWERKE:
Energie Calw spinnt ein immer größeres Netz lokaler Versorger
Calw auf der Mission Energiewende: Immer mehr Kleinstkommunen gründen mit dem Energiedienstleister aus dem Schwarzwald gemeinsame Gesellschaften. Ein jüngeres Beispiel ist Großbottwar.
 
Er sieht es als „unsere gesellschaftliche Verpflichtung“ an, am „Drehbuch der Energiewende im ländlichen Raum“ mitzuschreiben. In diesem Sinne fügt Horst Graef, Geschäftsführer der Energie Calw GmbH (EnCW), Szene um Szene hinzu. Das von ihm geführte Unternehmen geht reihenweise Energie-Kooperationen mit anderen kleineren Kommunen in Baden-Württemberg ein.

Die Liste der gegründeten Energiegesellschaften wird länger und länger. Ein Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist die Energie Bottwartal GmbH, die Ende September ihr Kundenzentrum am Sitz Großbottwar eröffnet. Das „Groß“ im Namen geht etwas an den Realitäten vorbei, in der Kleinstadt längs des Flusses Bottwar leben gut 8.000 Menschen. Der Ort liegt im Landkreis Ludwigsburg etwa auf der Hälfte zwischen der Kreisstadt im Süden und Heilbronn im Norden.
 
Die Partner bei der Energie Bottwartal: (von links) Großbottwars Bürgermeister Ralf Zimmermann, die Geschäftsführer Oliver Kämpf und Christian Flack (EnCW) sowie EnCW-Chef Horst Graef
Quelle: Energie Bottwartal

Graef: Das Modell funktioniert


Der EnCW gehe es laut Graef darum, mit vielen Städten und Kommunen die lokale und dezentrale Energiegewinnung und -versorgung voranzutreiben. Allein die Abkürzung legt eine Nähe zu einem Energieriesen nahe: zur EnBW, der Energie Baden-Württemberg. In der Tat sind die Karlsruher seit 2007 Partner bei der EnCW, als einer der Gesellschafter neben den Stadtwerken Calw.

Nun könnte man glauben, die Idee der lokalen Energiewende im ländlichen Raum sei nicht ganz uneigennützig. Schließlich ist in Großbottwar mit der Frankfurter Süwag ein Konkurrent der EnBW Grundversorger bei Strom und Gas. Der Eindruck täuscht allerdings. Denn in anderen Orten, in denen die EnCW ebenfalls Kooperationen eingegangen ist, ist EnBW Platzhirsch.

Die Historie der Calwer Expansionspläne ist lang. Seit Ende 2013 existiert die Tochter Schwarzwald Energy (SE), die bundesweit Ökostrom und Gas anbietet. Im Jahr 2021 folgte die erste gemeinsame Gesellschaft außerhalb der Stadtgrenzen, im benachbarten Weil der Stadt (Landkreis Böblingen). Im Spätsommer 2024 entstand im Enzkreis die Energie Kieselbronn GmbH.

Wie in Weil der Stadt und Kieselbronn folgt die Strategie der Calwer auch andernorts demselben Muster: Die jeweilige Gemeinde hält die knappe Mehrheit am lokalen Energieanbieter, die EnCW kommt auf bis zu 49 Prozent und entsendet eine Vertretung in die geteilte Geschäftsführung. So auch bei der Energie Kämpfelbach GmbH (Enzkreis), gegründet am 30. Juli 2025. So auch in Althengstett (Landkreis Calw) im Frühjahr sowie in den beiden Enzkreis-Gemeinden Friolzheim und Ötisheim in diesem Sommer.

Die Erfahrung aus den verschiedenen Kooperationen zeige, „dass dieses Modell sehr gut funktioniert und für die Kommunen durch die neu gegründeten Gesellschaften enorme Handlungsmöglichkeiten entstehen“, sagte Horst Graef bei einer der Vertragsunterschriften.

In Großbottwar will das gemeinsame Unternehmen beispielsweise der umfassende Ansprechpartner zu Energiethemen sein. Das reicht von der Versorgung mit Strom und Gas, über eigene Solarenergie-Projekte bis hin zu Angeboten im Bereich Elektromobilität und Ladeinfrastruktur.

Die EnCW selbst ist dabei seit der Gründung 2007 kontinuierlich gewachsen und beschäftigt in sechs Sparten heute etwa 200 Mitarbeitende. Und die Mission der lokalen Energiewende und -versorgung soll noch nicht an ihr Ende gelangt sein, weitere Energiegesellschaften in der Fläche sollen folgen.
 

Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 16.09.2025, 13:34 Uhr

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