• Klage gegen Windräder im Forstenrieder Park
  • Regionaler Strommarkt startet im Kreis Regensburg
  • Data Act droht zur Innovationsbremse zu werden
  • Projektpipeline von Statkraft wächst weiter
  • Die EU führt einen Klimazoll ein
  • Schadenprofil älterer Windparks „sieht gut aus“
  • Treibhausgasemissionen nach Sektoren
  • Energiemärkte legen weiter zu
  • Verbände: Klimafonds „kein Notgroschen“
  • Schleupen will Softwareplattform 2025 weiter ausbauen
Enerige & Management > Bilanz - Enercity sieht sich im Wachstumkurs bestätigt
Aurelie Alemany, Marc Hansmann und Aufsichtsratschefin Anja Ritschel (v.l.). Quelle: E&M / Volker Stephan
BILANZ:
Enercity sieht sich im Wachstumkurs bestätigt
Sehr zufrieden ist Enercity mit dem Geschäftsjahr 2024. Es blieb zwar unter dem Rekordwert des Vorjahres, das die Hannoveraner aber als Ausreißer in ihrer Bewertung ausklammern.
 
Gut, solide, stolz: Das Urteil der Verantwortlichen bei Enercity über das Geschäftsjahr 2024 fällt durchweg positiv aus. Weil auf den Energiemärkten ein Preisverfall gegenüber 2023 zu verzeichnen war, reichen weder der Umsatz von 7,35 Milliarden Euro noch der Gewinn (nach Steuern und Zinsen) von 301 Millionen Euro an das Vorjahr heran (9,15 Milliarden bzw. 562 Millionen Euro).

Enercity-Chefin Aurelie Alemany sieht das Unternehmen dennoch angesichts eines „herausfordernden Marktumfelds sehr gut im Wettbewerb“ positioniert, wie sie am 3. April vor einer Medienrunde sagte. Auch eine höhere Anzahl an Kundinnen und Kunden spreche für Enercity als „verlässlichen Energiepartner“. Genaue Kundenzahlen behält das Unternehmen traditionell für sich.

Durch das Plus an Neukunden ließen sich Energiehandel und -vertrieb steigern, beim Strom auf über 17 Milliarden kWh (2023: 16,7 Milliarden) und beim Erdgas auf über 35 Milliarden kWh (30,9 Milliarden). Der milde Winter schwächte das Wärmegeschäft leicht ab, auf 2,59 Milliarden kWh (2,61 Milliarden). Der Netzabsatz fiel bei Strom und Gas etwas hinter die Werte von 2023 zurück.

Investitionen sollen nahezu 1 Milliarde Euro betragen

Erstmals präsentierte die Vorstandsvorsitzende für ihren neuen Arbeitgeber die Zahlen eines kompletten Bilanzjahrs. Seit Juli 2024 ist die Bretonin an der Leine im Amt. „Wir bleiben auf Wachstumskurs“, kündigte sie an. Die Investitionen im laufenden Jahr sollen aufgerundet 1 Milliarde Euro erreichen, das wäre mehr als 2024 (625 Millionen Euro) und überträfe vermutlich auch das Rekordjahr 2023 (909 Millionen Euro).

Nicht alle Investitionen will Enercity aus eigener Kraft stemmen. Etwa bei Windkraftprojekten, so Finanzvorstand Marc Hansmann, wollen die Norddeutschen private Geldgeber akquirieren. Allerdings werde das Unternehmen an den Erzeugungsgesellschaften stets die (knappe) Mehrheit halten. Für Windenergie will Enercity den 2024 investierten Betrag von 180 Millionen Euro noch einmal steigern. 
Für die wichtige und teure Wärmewende will Enercity ebenfalls viel Geld in die Hand nehmen. Den Bund forderte Hansmann auf, an der Fernwärme-Förderung in Höhe von 30 bis 40 Prozent festzuhalten. Anders sei hier „kein Business-Case zu schaffen“.

Allein in Hannover hat das Fernwärme-Netz eine Länge von 300 Kilometern, der Ausbau betrug 2024 etwa 10 Kilometer. Außerdem baut Hannover mit Töchtern in Hamburg und Bremen die Netze aus. Für etwa eine Million Menschen in Deutschland treibe Enercity die Wärmeplanung voran.

Plus beim Eigenkapital lässt höhere Ausschüttung an die Eigner zu

Auf den ersten Blick erstaunt die höhere Ausschüttung an die Anteilseigner trotz rückläufiger Gewinne. So gehen für 2024 insgesamt 115 Millionen Euro an die Stadt Hannover und (zu einem geringerem Anteil) an die Region. Das sind gegenüber dem besseren Jahresabschluss 2023 insgesamt 13 Millionen Euro mehr.

Marc Hansmann erklärte dies mit dem um etwa 180 Millionen Euro (17 Prozent) auf 1,2 Milliarden Euro angewachsenen Eigenkapital. Das werfe Zinsen ab und lasse eben eine höhere Ausschüttung zu. 16 Millionen Euro gehen überdies an den anderen Anteilseigner, die Münchener Thüga.

Am Erfolg von Enercity sind immer mehr Menschen beteiligt. Die Zahl der Mitarbeitenden wuchs noch einmal um über 10 Prozent auf 3.689 gegenüber 3.261 Ende des Jahres 2023.

Im Bereich Erzeugung werde Enercity schnell noch „grüner“, ließen die Verantwortlichen wissen. Schon jetzt liege der Anteil der Erneuerbaren beim Strom bei 58 Prozent, bei der Wärme bei 27 Prozent. Dieser Wert sei im Vergleich mit anderen Wärmeproduzenten „viel“, so Marc Hansmann. Und Enercity werde noch besser, wenn der erste Block des Kohlekraftwerks in Hannover Ende des Jahres vom Netz gehe.

Für die weitere Dekarbonisierung der Wärme sind die Planungen klar. Enercity baut in Hannover ein Biomasse-Heizkraftwerk, das noch im Herbst 2025 ans Netz gehen soll. Dazu sind als Ersatz für den zweiten Block des Kohlekraftwerks noch eine Geothermie-Anlage und Großwärmepumpen in Arbeit.

Vorsichtig optimistisch äußerte sich Hansmann zu dem schwelenden Rechtsstreit mit den Stadtwerken Neustadt am Rübenberge und der Eon-Tochter Avacon. Enercity will bekanntlich das Strom- und Gasnetz der Stadtwerke Garbsen übernehmen, was Neustadt und Avacon verhindern wollen. Sie reklamieren Ansprüche auf die Leitungen über die gemeinsam mit Garbsen gehaltene Leine Netz GmbH. Mit den Parteien führe Enercity „intensivste Gespräche“, um nicht auf den Ausgang von Gerichtsverfahren warten zu müssen.
 

Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 03.04.2025, 17:23 Uhr

Mehr zum Thema