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Enerige & Management > Bilanz - EnBW sieht sich zur Jahresmitte weiter auf Kurs
Quelle: EnBW / Uli Deck
BILANZ:
EnBW sieht sich zur Jahresmitte weiter auf Kurs
EnBW verdient weiter Geld im erwarteten Rahmen. Für das erste Halbjahr 2024 melden die Karlsruher ein operatives Ergebnis von 2,6 Milliarden Euro, rund eine Milliarde weniger als zuvor.
 
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) steuert auf ihr prognostiziertes Jahresergebnis zu. Am 9. August präsentierte der Karlsruher Konzern seine Halbjahreszahlen, die hinter dem von hohen Energiepreisen gekennzeichneten Vorjahreszeitraum zurückbleiben. Das zeichnete sich bereits im ersten Quartal ab. Finanzvorstand Thomas Kusterer erklärt: „Das Halbjahresergebnis spiegelt unsere Erwartungen vollumfänglich wider.“

EnBWs stellvertretender Vorstandsvorsitzende bewertet das bereinigte operative Ergebnis (adjusted Ebitda) von 2,6 Milliarden Euro als „normalisiert, im Vergleich zu einem herausragenden Vorjahr infolge ungewöhnlicher Preisniveaus an den Märkten“. Das sind rund 900.000 Euro weniger (minus 26 Prozent) als zur Mitte 2023. Der bereinigte Konzerngewinn beläuft sich nach den ersten sechs Monaten auf 927 Millionen Euro, das kommt einer Abnahme von ungefähr 44 Prozent gegenüber 2023 gleich (1,65 Milliarden Euro).

Thomas Kusterer geht unverändert davon aus, dass EnBW das Jahr 2024 mit einem bereinigten Ebitda von 4,6 Milliarden bis 5,2 Milliarden Euro beschließen werde. Zum Vergleich: Ende 2023 stand ein üppiges Plus von rund 6,4 Milliarden Euro zu Buche, Ende 2022 kratzte EnBW an der Marke von 4 Milliarden Euro.

Investitionen um 60 Prozent höher als zur Jahresmitte 2023

Bei den Investitionen folgen die Karlsruher ihrem im Frühjahr ausgegebenen Ziel, bis 2030 etwa 40 Milliarden Euro für die Energiewende auszugeben. Bis zur Mitte des laufenden Jahres waren es 2,5 Milliarden Euro und damit etwa 60 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2023. Das Geld gibt EnBW vor allem für Meereswindparks, flexible Gaskraftwerke und neue Stromnetze aus.

Zuletzt hatte der Konzern sich mit 1,2 Milliarden Euro über „Grüne Anleihen“ eingedeckt. Damit „haben wir die für 2024 geplante Kapitalmarktfinanzierung bereits zur Jahresmitte erfolgreich in voller Höhe ,grün‘ abgeschlossen”, so Thomas Kusterer.

Das erste Halbjahr war bei der Energieerzeugung von sinkenden Mengen Kohlestroms und einem geringeren Beitrag aus Pumpspeicherkraftwerken gekennzeichnet. Nebeneffekt: Die CO2-Emissionen verringerten sich, wodurch EnBW nunmehr von 290 bis 350 Gramm CO2 je erzeugter kWh am Jahresende ausgeht (statt 390 bis 450 Gramm).

BMP Greengas kein Faktor mehr in der Bilanz, Senec schon

Die Karlsruher führen auch die Kohlekraftwerke unter „Nachhaltige Erzeugung“, dieses Segment landete zur Jahresmitte bei 1,5 Milliarden Euro (minus 44 Prozent). Der selektive Blick auf die Erneuerbaren zeigt aufgrund der gesunkenen Preise ein Minus von 35 Prozent mit aktuell 596 Millionen Euro. Aus Windkraft und Laufwasserkraftwerken erwirtschaftete EnBW dabei höhere Erträge.

Mehr Geld nahmen die Karlsruher mit den Netzen ein. Mit Strom- und Gasleitungen stieg um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. EnBW erklärt diesen Sprung mit höheren Erlösen aus der Netznutzung und sich rentierenden Investitionen. Gleichzeitig gab der Konzern hier mehr Geld für Personal aus. Für die Karlsruher arbeiteten zum Halbjahr 29.329 Beschäftigte und damit 6 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2023.

Insgesamt fallen die Belastungen durch zwei angeschlagene Tochtergesellschaften weniger schwer ins Gewicht. Der in die Insolvenz geglittene Biogas-Händler BMP Greengas (wir berichteten) taucht in der Bilanz nicht mehr auf. Ob das von Dauer ist, bleibt abzuwarten. In diesem Juni hatten einige Gläubiger ihren Unmut über ausbleibende Zahlungen kundgetan, der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hatte sich − wie ebenfalls berichtet − der Kritik angeschlossen.

Senec, der Leipziger Hersteller von Solarstrom-Heimspeichern, benötigt dagegen weiter Geld der Mutter. Unter dem Strich legt der hier zuständige Bereich „Intelligente Infrastruktur“ bei einem bereinigten Ebitda von 173 Millionen Euro, das ist eine Vervielfachung gegenüber den 21 Millionen Euro zur Jahresmitte 2023.
 

Volker Stephan
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Freitag, 09.08.2024, 14:17 Uhr

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