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Die Übergabestation der Gemeindewerke Wilhermsdorf an N-Ergie Netz. Quelle: E&M / Heinz Wraneschitz
STROMNETZ:
Einer der ersten kleinen Sromnetzbetreiber gibt auf
Die Gemeindewerke Wilhermsdorf in Bayern verkaufen ihr Stromnetz und ziehen sich auch aus dem Stromvertrieb zurück. Laut einem Gemeinderat ist gewollt, dass kleine Netzbetreiber gehen.
Am 1. Januar 2025 bekommt die „N-Ergie Netz“ über alle Stromleitungen und -kabel im Wilhermsdorfer Gemeindegebiet das Sagen.
Denn zum Jahreswechsel übernimmt der große Nürnberger Verteilnetzbetreiber das Elektrizitätsnetz der Gemeindewerke Wilhermsdorf.
Wie am 19. August bekannt wurde, gibt der bisherige örtliche Versorger gleichzeitig auch den Stromverkauf auf: Künftig kümmert er sich
nur noch um das Trinkwasser im Hauptort der 5.500-Einwohner-Marktgemeinde im Landkreis Fürth.
„Die Überlegungen reifen seit 2022“, erklärt Bürgermeister Uwe Emmert (CSU) gegenüber unserer Redaktion. Kürzlich habe der Marktgemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung „schweren Herzens, aber mit eindeutiger Mehrheit, also mit nur wenigen Gegenstimmen den Verkauf beschlossen“.
Warum der Nürnberger Konzern das Stromnetz am Ende des Zenngrunds übernimmt, dafür gebe es mehrere Gründe. Emmert: „Schon bisher ist die N-Ergie der vorgelagerte Netzbetreiber.“ Bisher betreuten sie die Leitungen bis zur Übergabestation am Freizeitgelände, „künftig haben sie auch noch unsere 20-kV-Mittelspannungsleitungen und die 400-Volt-Kabel im Eigentum. Das war bisher unser Inselnetz“, so Emmert. In den Ortsteilen wie Kirchfarrnbach betreibe ohnehin die N-Ergie das Mittel- und Niederspannungsnetz.
Anstehende Investitionen
Im Hauptort selber nennen die Gemeindewerke aktuell 9 Kilometer 20-kV- und 69 Kilometer 400-V-Leitungen ihr Eigen, dazu einige Trafostationen und den Ortsteil der besagten Übergabestation. Der Wert des Netzes und damit der Kaufpreis, der vom Bayerischen Gemeindetag ermittelt worden sein soll, dürfte demnach knapp im Millionenbereich liegen. Zu genauen Zahlen wollten sich aber weder die Gemeinde noch die N-Ergie äußern. Fachleute bestätigen uns jedoch unter der Hand die Größenordnung.
Als aktuellen Grund für den Verkauf führt Bürgermeister Emmert vor allem an, dass durch neue bürokratische Vorschriften auf die Netzbetreiber hohe Kosten zukommen: Er rechnet mit circa 10 Millionen Euro Finanzbedarf im nächsten Dutzend Jahren, gerade wegen der Digitalisierung bei den Stromzählern (Smart Metering). Damit würden die ohnehin schon um 4 Cent/kWh gegenüber dem N-Ergie-Verteilnetz höheren Netzentgelte noch weiter steigen müssen, weil die Kosten umgelegt werden müssten, so Emmert.
Laut dem Bürgermeister bringt die Übernahme auch noch andere Vorteile für die Gemeinde: Die N-Ergie werde wohl bald eine zweite Einspeisung für das örtliche Netz schaffen. 2021 wurde die Übergabestation im Zenngrund überschwemmt, was zu einem ganzen Tag Stromausfall geführt hat. Außerdem werden die Nürnberger den Notdienst übernehmen, der bisher die „Infra Fürth“ bereitgestellt hat.
Den hohen Investitionsbedarf wegen bürokratischer Vorgaben bestätigt auch Fritz Ruf, Fraktionssprecher der Freien Wähler: „Im ersten Moment habe ich den Verkauf als schlecht empfunden. Doch offensichtlich ist es vom Gesetzgeber so gewollt, dass kleine Netzbetreiber aufgeben.“ Er kenne auch andere kommunale Stromnetz-Betreiber, die aktuell verkauft werden sollen, so Ruf.
Ex-Bürgermeister: Ende des Querverbunds, Ende des Bades
Harry Scheuenstuhl, Emmerts langjähriger Vorgänger als Bürgermeister und im Herbst 2023 wiedergewählter SPD-Landtagsabgeordneter, sieht die Verkaufsentscheidung dagegen „als traurigen Tag für Wilhermsdorf. Das ist Tafelsilber, das man nur einmal verkaufen kann.“ Schon früher habe es Übernahme-Angebote von größeren Netzbetreibern gegeben, denen bisher aber Absagen erteilt worden seien. Unter anderem, „weil die Gewinne der Gemeindewerke mit den Verlusten des Hallenbads verrechnet wurden. Aus meiner Sicht bedeutet das das Ende des Hallenbads“, so der SPD-Mann mit Bezug auf den steuerlichen Querverbund.
Das sieht der amtierende Ortschef anders: „Die Gemeindewerke sind kein Eigenbetrieb. Das Hallenbad ist zwar indirekt über die Gemeindewerke abgerechnet worden, doch die Verluste werden wie heute auch im gemeindlichen Haushalt finanziert.“ Emmert bestätigt zudem, dass die Werks-Mitarbeitenden der Gemeinde erhalten bleiben: „Die sind mindestens noch bis Ende nächsten Jahres mit der Abwicklung beschäftigt. Das wird von der N-Ergie vergütet. Und auch die Straßenbeleuchtung werden wir erst mal behalten.“
In Kürze werden die Haushalte im Ort per Brief über den Wechsel des Netzbetreibers informiert, kündigt die Nürnberger Gesellschaft bereits jetzt an. Ohnehin könne jeder Kunde seit langem selbst entscheiden, wer ihm den Strom liefern dürfe, ergänzt Uwe Emmert.
Die N-Ergie-Konzern hofft aber wohl, dass viele Stromkunden von den Gemeindewerken zu ihm wechseln: Im September stehen drei Termine im Rathaus an für „individuelle Beratung und Abschluss eines neuen Vertrags“.
„Die Überlegungen reifen seit 2022“, erklärt Bürgermeister Uwe Emmert (CSU) gegenüber unserer Redaktion. Kürzlich habe der Marktgemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung „schweren Herzens, aber mit eindeutiger Mehrheit, also mit nur wenigen Gegenstimmen den Verkauf beschlossen“.
Warum der Nürnberger Konzern das Stromnetz am Ende des Zenngrunds übernimmt, dafür gebe es mehrere Gründe. Emmert: „Schon bisher ist die N-Ergie der vorgelagerte Netzbetreiber.“ Bisher betreuten sie die Leitungen bis zur Übergabestation am Freizeitgelände, „künftig haben sie auch noch unsere 20-kV-Mittelspannungsleitungen und die 400-Volt-Kabel im Eigentum. Das war bisher unser Inselnetz“, so Emmert. In den Ortsteilen wie Kirchfarrnbach betreibe ohnehin die N-Ergie das Mittel- und Niederspannungsnetz.
Anstehende Investitionen
Im Hauptort selber nennen die Gemeindewerke aktuell 9 Kilometer 20-kV- und 69 Kilometer 400-V-Leitungen ihr Eigen, dazu einige Trafostationen und den Ortsteil der besagten Übergabestation. Der Wert des Netzes und damit der Kaufpreis, der vom Bayerischen Gemeindetag ermittelt worden sein soll, dürfte demnach knapp im Millionenbereich liegen. Zu genauen Zahlen wollten sich aber weder die Gemeinde noch die N-Ergie äußern. Fachleute bestätigen uns jedoch unter der Hand die Größenordnung.
Als aktuellen Grund für den Verkauf führt Bürgermeister Emmert vor allem an, dass durch neue bürokratische Vorschriften auf die Netzbetreiber hohe Kosten zukommen: Er rechnet mit circa 10 Millionen Euro Finanzbedarf im nächsten Dutzend Jahren, gerade wegen der Digitalisierung bei den Stromzählern (Smart Metering). Damit würden die ohnehin schon um 4 Cent/kWh gegenüber dem N-Ergie-Verteilnetz höheren Netzentgelte noch weiter steigen müssen, weil die Kosten umgelegt werden müssten, so Emmert.
Laut dem Bürgermeister bringt die Übernahme auch noch andere Vorteile für die Gemeinde: Die N-Ergie werde wohl bald eine zweite Einspeisung für das örtliche Netz schaffen. 2021 wurde die Übergabestation im Zenngrund überschwemmt, was zu einem ganzen Tag Stromausfall geführt hat. Außerdem werden die Nürnberger den Notdienst übernehmen, der bisher die „Infra Fürth“ bereitgestellt hat.
Den hohen Investitionsbedarf wegen bürokratischer Vorgaben bestätigt auch Fritz Ruf, Fraktionssprecher der Freien Wähler: „Im ersten Moment habe ich den Verkauf als schlecht empfunden. Doch offensichtlich ist es vom Gesetzgeber so gewollt, dass kleine Netzbetreiber aufgeben.“ Er kenne auch andere kommunale Stromnetz-Betreiber, die aktuell verkauft werden sollen, so Ruf.
Ex-Bürgermeister: Ende des Querverbunds, Ende des Bades
Harry Scheuenstuhl, Emmerts langjähriger Vorgänger als Bürgermeister und im Herbst 2023 wiedergewählter SPD-Landtagsabgeordneter, sieht die Verkaufsentscheidung dagegen „als traurigen Tag für Wilhermsdorf. Das ist Tafelsilber, das man nur einmal verkaufen kann.“ Schon früher habe es Übernahme-Angebote von größeren Netzbetreibern gegeben, denen bisher aber Absagen erteilt worden seien. Unter anderem, „weil die Gewinne der Gemeindewerke mit den Verlusten des Hallenbads verrechnet wurden. Aus meiner Sicht bedeutet das das Ende des Hallenbads“, so der SPD-Mann mit Bezug auf den steuerlichen Querverbund.
Das sieht der amtierende Ortschef anders: „Die Gemeindewerke sind kein Eigenbetrieb. Das Hallenbad ist zwar indirekt über die Gemeindewerke abgerechnet worden, doch die Verluste werden wie heute auch im gemeindlichen Haushalt finanziert.“ Emmert bestätigt zudem, dass die Werks-Mitarbeitenden der Gemeinde erhalten bleiben: „Die sind mindestens noch bis Ende nächsten Jahres mit der Abwicklung beschäftigt. Das wird von der N-Ergie vergütet. Und auch die Straßenbeleuchtung werden wir erst mal behalten.“
In Kürze werden die Haushalte im Ort per Brief über den Wechsel des Netzbetreibers informiert, kündigt die Nürnberger Gesellschaft bereits jetzt an. Ohnehin könne jeder Kunde seit langem selbst entscheiden, wer ihm den Strom liefern dürfe, ergänzt Uwe Emmert.
Die N-Ergie-Konzern hofft aber wohl, dass viele Stromkunden von den Gemeindewerken zu ihm wechseln: Im September stehen drei Termine im Rathaus an für „individuelle Beratung und Abschluss eines neuen Vertrags“.
Heinz Wraneschitz
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 20.08.2024, 09:39 Uhr
Dienstag, 20.08.2024, 09:39 Uhr
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