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Enerige & Management > Ppa-Barometer - Eine Wolkenfront schiebt sich vor reine PV-PPA
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
PPA-BAROMETER:
Eine Wolkenfront schiebt sich vor reine PV-PPA
Der Markt für grüne Power Purchase Agreements (PPA) ist professioneller geworden. Ein Selbstläufer sind sie nach wie vor nicht - wie das siebte PPA-Barometer von E&M und Enervis zeigt.
 
Der Solarausbau hierzulande schwächelt heuer ein bisschen. Die bis Jahresmitte neu installierte Leistung liegt unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Ob das für dieses Jahr geplante Ausbauvolumen von 18.000 MW erreicht wird, scheint fraglich. 

Da passt es ins Bild, dass vor solare Power Purchase Agreements (PPA) als einem Finanzierungsinstrument für Freiflächen-Projekte eine Wolkenfront gezogen ist. Angesichts der seit Mai unter 2 Cent/kWh gesunkenen PV-Marktwerte keine Überraschung. „Wer als Betreiber oder Investor sein Solarprojekt nicht mit einem Batteriespeicher kombiniert, dürfte kaum einen Partner für einen PPA-Vertrag finden“, weiß Amani Joas, Chef des seit 2022 aktiven Energiehandelshauses CFP Flexpower in Hamburg. „Wenn wir ein Marktsignal wahrnehmen, dann das, dass der Markt für Flexibilisierung steigt und dass Hybridprojekte dafür ein Muss sind.“

Die Einschätzung von CFP Flexpower sieht Enervis-Geschäftsführer Nicolai Herrmann durch die Ergebnisse der siebten PPA-Markterhebung von E&M und Enervis voll bestätigt. An ihr haben 36 Unternehmen teilgenommen, sieben mehr als 2024. „Die Luft für PV-Projekte, die sich allein auf Basis eines PPA refinanzieren, wird dünner – zwar sind die Strom-Gestehungskosten der Solarprojekte in den letzten zwölf Monaten weiter leicht zurückgegangen, gleichzeitig haben aber die erzielbaren PPA-Preise erheblich nachgegeben. Das liegt einerseits an sinkenden Strompreisen, aber vor allem auch an einer zunehmenden Zahl negativer Preise und der erheblichen Kannibalisierung der PV-Marktwerte. Diese Entwicklung macht es schwierig, die Kosten neuer PV-Projekte alleine über einen PPA zu decken.“
 
Nicolai Herrmann
Quelle: Enervis

Nach wie vor, so ein weiteres Ergebnis des PPA-Barometers, sind PPA alles andere als ein Selbstläufer bei der grünen Strombeschaffung: „Rund 80 Prozent der teilnehmenden Marktakteure sehen die aktuell niedrigen PPA-Preise als Hindernis für den Abschluss neuer PPA, während bei Wind-PPA ein tendenziell ausgewogener Markt beobachtet wird“, so Nicolai Herrmann.

Auch kurzfristig sind PPA nicht der Königsweg bei der Finanzierung neuer regenerativer Projekte: „PPA funktionieren vor allem dort, wo eine konkrete Nachfrage nach Grünstrom auf ein entsprechendes Angebot trifft, Nachfrage von Unternehmen oder kleineren Verbrauchern, die entweder direkt oder gebündelt durch Energieversorger einkaufen und dabei eine noch auskömmliche Zahlungsbereitschaft an den Tag legen. Solche Käufer-Verkäufer-Kombinationen fallen nicht vom Himmel, sie müssen gezielt angebahnt werden.“
 
Patrick Koch
Quelle: Statkraft

Statkraft: größere Flexibilität gefragt

Bei Statkraft laufen die PPA-Geschäfte in Deutschland rund. „Wir sind stabil unterwegs“, sagt Patrick Koch, der in der Düsseldorfer Dependance für deutsche grüne PPA zuständig ist. 2024 habe Statkraft allein an Industriekunden an die 6 Milliarden kWh via PPA geliefert, „das könnten wir wohl auch in diesem Jahr schaffen.“

Allerdings hat Energiehändler Koch zuletzt zwei Veränderungen wahrgenommen: „Die klassischen Langläufer-PPA zum Fixpreis gibt es zwar noch, bei der Beschaffung ist mittlerweile aber größere Flexibilität beim Preis und den Vertragslaufzeiten angesagt.“ PPA werden laut Koch von mehr Gewerbe- und Industriekunden wie Baseload-Produkte gehandhabt: „PPA müssen einfach reibungslos in die Gesamtstrategie beim Energieeinkauf passen, der grüne Nachhaltigkeitsaspekt ist oft nicht mehr das entscheidende Kriterium.“ 

Statkraft sieht jedenfalls keinen Anlass, seine PPA-Strategie zu ändern: „Nach Wunsch unserer Kunden strukturieren wir die gewünschten PPA – und zwar nach den unterschiedlichen regenerativen Technologien, nach Laufzeiten und Preisen.“ Deshalb bleibe das PPA-Geschäft weiterhin ein „sehr individuelles Geschäft.“

Mitentscheidend: die nächste EEG-Novelle

Wie sich das deutsche PPA-Segment weiterentwickelt, hängt stark von der Energiepolitik ab, unter anderem von der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Herbst. Nicolai Herrmann von Enervis: „Eine zentrale Unsicherheit hat unsere Umfrage herausgearbeitet: die geplante Umstellung des EEG auf Differenzkontrakte (CfD, die Redaktion). Je nach Ausgestaltung hat das erhebliche Rückwirkungen auf den PPA-Markt, da beispielsweise allen CfD-Projekten langfristig die Wechseloption in PPA verwehrt wird. Daher sollte die Energiepolitik genau prüfen, ob und wie PPA neben einem neu zu definierenden CfD-System bestehen sollen.“

Das komplette aktuelle PPA-Barometer von E&M und Enervis erscheint am 1. August in der gedruckten E&M und in deren E-Paper.
 

Ralf Köpke
© 2025 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 30.07.2025, 10:42 Uhr

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