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Enerige & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Eine Viertelmilliarde Euro als Schnäppchen
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Eine Viertelmilliarde Euro als Schnäppchen
Für Offshore-Windflächen sind Projektierer bereit zu zahlen, seit es die Ausschreibungen gibt. Bis hin zu Milliarden. Oder auch fast nichts, bewies die August-Ausschreibung.
 
Die Bundesnetzagentur hält − wie immer bei August-Ausschreibungen − die Gebotshöhen untersuchter Flächen unter Verschluss, zu denen 2024 zwei Bieter insgesamt 5.500 MW zusätzliche Offshore-Leistung in der Nordsee zugeteilt bekommen haben. Der Hamburger Vermögensverwalter Luxcara, der 1.500 MW davon erworben hatte, verriet ebenfalls nichts zu seiner Zahlungsbereitschaft. Dafür RWE: Man habe für zwei 2.000-MW-Flächen zusammen 250 Millionen Euro gezahlt, heißt es in einer Konzernmitteilung.

Warum RWE erneut so gesprächig war, darüber kann man nur spekulieren: Vielleicht wollte der Konzern für die künftigen Ausschreibungen ein Kostendämpfungszeichen setzen. Die Rekordpreise von 1,56 bis gut 2 Millionen Euro/MW vom Juni 2023 sind zwar bei der folgenden Juni-Runde 2024 nicht mehr geboten worden. Doch die echten dynamischen Juni-Auktionen von Flächen, die die Projektierer noch untersuchen müssen, sind mit den statischen Geboten auf Papier in den August-Vergaben nur bedingt zu vergleichen, bei denen gar nicht mehr auf ein höheres Gebot eines Wettbewerbers reagiert werden kann.

Preisverfall um sechs Siebtel

Trotzdem ist der Preisverfall binnen eines Jahres und der nachlassende Wettbewerbsdruck im August bemerkenswert: Für gut 1.500 MW in drei verschiedenen Flächen hatte RWE 2023 nach eigenen Angaben noch 436.000 Euro/MW hingelegt und das, obwohl die Essener in 900 MW davon eigene Eintrittsrechte hatten. In weiteren 630 MW hielt Vattenfall Eintrittsrechte − und übte sie auch aus.

„Eintrittsrechte“ waren eine verfassungsrechtliche Vorgabe, als der Bund zu Ausschreibungen übergegangen war: Altprojektierer, die schon Geld in die Entwicklung von Flächen gesteckt hatten, durften eigentlich erfolgreichen Bietern die Flächen abnehmen, allerdings nur zu deren Zuschlagspreis.

Solche Altrechte reduzieren natürlich bei potenziellen Wettbewerbern den Anreiz mitzubieten. Als Motive bleiben nur übrig, dem Altrechteinhaber Flächen nicht allzu billig zu überlassen und − theoretisch − einen Preis zu bieten, der für einen selbst gerade noch wirtschaftlich ist, aber nicht mehr für den anderen.
Im August diesen Jahres gab es keine Eintrittsrechte mehr, die zu beachten gewesen wären. Und trotzdem fiel der mittlere Zuschlagspreis um fast sechs Siebtel auf 62.500 Euro/MW.

Mehr noch: Um die eine der beiden 2.000-MW-Flächen für RWE (N-9.2) und um die 1.500-MW-Fläche für Luxcara (N-9.3) hatte jeweils nur ein einziger Konkurrent geboten. Die anderen 2.000 MW (N-9.1) hätte RWE mit Sicherheit auch gratis bekommen, denn es gab überhaupt kein anderes Gebot. Freilich konnte niemand außer dem Auktionator Netzagentur vorher wissen, wie viele Briefumschläge für diese Flächen eintreffen würden, also bietet man notgedrungen an der eigenen Schmerzgrenze. Und für die höchste Zahlungsbereitschaft gibt es bei den August-Ausschreibungen schon mal 60 von 100 Punkten, während erfahrene Projektierer bei den qualitativen Kriterien ohne besondere Kraftakte alle restlichen 40 Punkte erlangen können.

Vier Großkonzerne und ein Vermögensverwalter

Damit sind jetzt seit Juni 2023 vier deutsche Offshore-Ausschreibungen vorüber, bei denen die höchste Zahlungsfreude entweder komplett (Juni) oder vornehmlich (August) über den Zuschlag entscheidet. Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie Offshore (BWO), beklagte in einer Reaktion auf die jüngsten Zuschläge erneut, dass die Zahlungskomponente nach oben offen ist und es keine Vorgaben zur „Akteursvielfalt“ gibt, zum Beispiel dass kein Bieter zwei Flächen zugleich übernehmen darf.

Angesichts des geringen Wettbewerbsniveaus sind das – isoliert betrachtet für August 2024 – fragwürdige Argumente. Gleichwohl schält sich in der Gesamtschau der bisher vier Ausschreibungen im neuen Format seit 2023 eine Projektiererlandschaft aus nur vier Großkonzernen und einem Vermögensverwalter heraus, die jeweils Gigawatt-Parks entwickeln dürfen: Beide August-Ausschreibungen seit 2023 entschieden RWE und Luxcara für sich. Im Juni 2023 hatten Total Energies und BP insgesamt 7.000 MW zugeschlagen bekommen, darunter die letzte auszuschreibende Ostsee-Fläche, und im Juni 2024 teilten sich Total und EnBW die Zuschläge. Und RWE prüft schon, seine aktuellen 4.000-MW-Flächen zum relativen Discountpreis zusammen mit Total zu entwickeln.

Auch die eher kleinen Flächen vom August 2023, die RWE behalten darf − 420 MW und 480 MW −, baut der Konzern zusammen mit dem seit 2017 produzierenden Park „Nordsee One“ und dem Zuschlag für „Nordsee Two“ zu einem Gigawatt-Park aus. Size matters, Größe zählt, das kann man offshore mit doppeltem Recht sagen: beim Zuschnitt der künftigen Windparkflächen, die laut Windenergie-auf-See-Gesetz möglichst 2.000 MW betragen sollen (siehe auch Interview mit dem BSH-Präsidenten auf den Seiten 14/15), während alte Windparks sich im dreistelligen MW-Bereich bewegen, als auch bei der Kapitalkraft der Bieter. 
 

Georg Eble
Redakteur
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Montag, 02.09.2024, 10:21 Uhr

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