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Quelle: E&M
E&M VOR 20 JAHREN:
Eine sexy Commodity
Während hierzulande viel über den Emissionshandel vor dessen Einführung gejammert wurde, schauten einige europäische Player durchaus mit Vorfreude auf das neue Geschäftsfeld.
 
EGL Austria war eine Tochtergesellschaft der Elektrzitäts-Gesellschaft Laufenburg. Die österreichische Tochter war wie die Mutter aus der Schweiz vor 20 Jahren sehr aktiv im Energiehandel und zeigte so manchem alteingesessenen Energieversorger, was in einem neuen Geschäftsfeld mit Futures, Optionen, Puts und Calls so alles möglich ist.

Als schweizerischer Konzern, der noch dazu seine Eigenerzeugung ausschließlich mit Wasser- und Kernkraft betreibt, war die Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg in Dietikon selbst nicht zum Emissionshandel verpflichtet. Mit den Erzeugungskapazitäten der italienischen Tochtergesellschaft, änderte sich dies jedoch. Der Strom- und der Gashandel waren in der Schweiz angesiedelt, das Geschäft mit „grünen Zertifikaten“ wurde von Wien aus betrieben.

Mit regelrechter Vorfreude hatten die Verantwortlichen damals die Vorbereitungen für den Einstieg in den Handel mit EU-Emissionsrechten getroffen und waren dann sehr offensiv in den Markt gegangen.

E&M-Redakteur Fritz Wilhelm sprach damals mit Josef Zöchling, dem Geschäftsführer der EGL Austria.



E&M: Herr Zöchling, warum will EGL so offensiv in den Emissionshandelsmarkt gehen?

Zöchling: CO2 ist handelbar, und wir verstehen etwas vom Handel, also mischen wir im Markt mit.

E&M: So einfach ist das?

Zöchling: Fast. Ein Emissionsrecht ist eine Commodity – wie Gas, Kohle oder Strom – mit sehr interessanten Eigenschaften. Emissionsrechte sind sehr sexy. Es ist ein völlig neues Produkt. Einerseits ist es ein Faktor in der Stromproduktion. Andererseits wird der CO2-Preis durch die Preise anderer Produktionsfaktoren beeinflusst und schließlich durch den Strompreis selbst. Ist der Strompreis hoch, lasse ich meine Kraftwerke laufen und brauche entsprechend viele Emissionsrechte. Umgekehrt kann ich möglicherweise Zertifikate verkaufen, wenn ich meine Kraftwerke zurückgefahren habe. Dieses Dreieck aus Strommarkt, Brennstoffmarkt und CO2-Markt ist ungeheuer spannend. Dazu kommt, dass der Markt noch ganz am Anfang steht. Es herrscht eine Aufbruchstimmung, und auf dem Spielfeld gibt es noch keine eingefahrenen Gleise. Das macht die Sache natürlich noch zusätzlich interessant.

E&M: Wann wird man beim Emissionshandel tatsächlich von einem „Markt“ sprechen können?

Zöchling: Bei einer Million Tonnen pro Tag kann man durchaus von einem Markt sprechen. Im OTC-Handel haben wir solche Mengen aber schon gesehen.

E&M: Es werden zurzeit noch vorwiegend Terminkontrakte gehandelt. Welchen Stellenwert hat nach Ihrer Ansicht der Spotmarkt?

Zöchling: Der Spotmarkt ist sehr wichtig. Ich kann nicht darauf setzen, am 30. April eines jeden Jahres durch die Anfangszuteilung und ein paar Termingeschäfte alle benötigten Emissionsrechte beisammenzuhaben. Dann würde ich einen enormen Druck im Handel aufbauen. Um nicht voll in das Marktpreisrisiko zu laufen, muss ich mich immer wieder am Spotmarkt eindecken. Für einen Energieversorger bedeutet das beispielsweise: Für jede produzierte Megawattstunde müssen die entsprechenden Emissionsrechte vorhanden sein. Börsennotierten Unternehmen bleibt ohnehin keine andere Wahl. Da verlangt meist das Konzernrisikomanagement eine entsprechende Absicherung.

E&M: Wiegen die Chancen, die sich aus Preisbewegungen ergeben, geringer als die Risiken?

Zöchling: Das ist eine grundsätzliche Diskussion. Natürlich ist das eine Frage der Risikokultur eines Unternehmens. Ich glaube aber, dass ein Vorstand seinen Mitarbeitern auf jeden Fall ein paar unangenehme Fragen stellen würde, wenn er Eventualverbindlichkeiten auf Grund einer – wenn auch vorübergehenden – Short-Position im Emissionshandel in der Bilanz veröffentlichen müsste.

E&M: Auf der anderen Seite liegen die Emissionsrechte als „totes Kapital“ auf den Konten der Anlagenbetreiber.

Zöchling: Zumindest für einige Anlagenbetreiber trifft das sicherlich zu. Deshalb entwickeln wir gerade auch Produkte, mit denen sich die Zertifikate intelligent nutzen lassen. Es wird darauf hinauslaufen, dass wir uns die Emissionsrechte über das Jahr ausleihen und dann dem Unternehmen mit Zinsen zurückgeben. Aber manche Anlagenbetreiber haben ja auch mehr bekommen als sie tatsächlich benötigen. Erst kürzlich kam ein Papierhersteller auf uns zu, der zehn Millionen Tonnen zugeteilt bekommen hat und eine beträchtliche Menge davon verkaufen kann. Einem solchen Unternehmen können wir dann beispielsweise den Weg an die Börse ebnen.

E&M: Wie sehen Sie die Entwicklung der Emissionshandelsbörsen?

Zöchling: Im Moment sind die Volumina, die an den Börsen gehandelt werden, noch sehr gering. Einige Börsen, zum Beispiel die EEX (European Energy Exchange in Leipzig; die Red.), die EXAA (Energy Exchange Austria; die Red.) oder die Nord Pool (Norwegische Energiebörse; die Red.) bieten bereits den Handel von Emissionsrechten an, andere wie die Powernext in Frankreich oder die IPE (International Petroleum Exchange in London; die Red.) bereiten ihn vor. Die EGL AG ist an der EXAA und der EEX aktiv, der Handel an der Powernext wird gerade vorbereitet. Unsere Tochterfirma EGL Nordic kann Emissionen schon an der Nord Pool handeln. Trotz der geringen Mengen wurde durch die Börsen in den letzten Wochen schon eine größere Transparenz im Emissionsmarkt erzeugt.

E&M: … und auch schon ein Referenzpreis für den europäischen Markt geliefert?

Zöchling: Bis dahin dauert es noch ein bisschen. Fünf-, zehn- oder zwanzigtausend Tonnen, die derzeit täglich gehandelt werden, sind noch ein schwaches Fundament. Aber die EEX hatte am Anfang auch nur geringe Mengen beim Stromhandel. Heute zweifelt niemand mehr am EEX-Preis als Referenzwert.

E&M: Eine ganze Reihe von Handelsplätzen beziehungsweise Börsen ist beim Emissionshandel angetreten. Für wie viele von ihnen ist Platz im Markt?
Zöchling: Im Gegensatz zum Strom- oder Gasmarkt ist der CO2-Markt ein einheitlicher europäischer Markt. Deshalb werden sich sicherlich auch nicht mehr als zwei Börsen durchsetzen. Eigentlich brauchen wir nur eine. Die EEX hat früh mit dem Spothandel angefangen und jetzt gegenüber den anderen sicher einen Vorsprung. Generell wird meiner Meinung nach aber die Börse überleben, die den Händlern die geringsten Kosten abverlangt. Dort wird sich die Liquidität konzentrieren und das wird die Börse dann noch attraktiver machen.
 
 

Fritz Wilhelm
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