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Quelle: Shutterstock / Blue Planet Studio
WINDKRAFT ONSHORE:
Eine Delle und drei Rekorde bei Wind an Land
2024 wurden weniger Windräder an das landseitige Stromnetz angeschlossen als 2023. Für deren Produktion schwenkt der VDMA Power Systems jetzt völlig auf europäischen Protektionismus.
Das Jahr 2024 hat der deutschen Onshore-Windkraft einen Rekord bei Genehmigungen und Subventionszuschlägen beschert, aber
nicht einmal annähernd an Zubauzahlen angeknüpft, wie sie noch 2017 herrschten. Der Bundesverband Windenergie (BWE) und der
Anlagenbau-Fachverband VDMA Power Systems erwähnten zwar am 15. Januar die Delle beim Ausbau, auch gegenüber 2023, bei der Vorstellung der Jahresstatistik. Aber das Reden über Rekorde, die
die nächste Bundesregierung verstetigen müsse, stand im Vordergrund.
Dass die Ausbaudynamik nachließ, ist schon eine Woche lang bekannt, die Bundesnetzagentur hatte die Zahlen verkündet (wir berichteten). Zur Rekapitulation das, was jetzt Jürgen Quentin von der Fachagentur Wind & Solar (FA Wind) präsentierte: Die installierte Leistung wuchs 2024 brutto auf etwa 3.250 MW. Im Vorjahr waren es noch 3.580 MW gewesen, im Rekordjahr 2017 vor dem politisch in Kauf genommenen Fadenriss der Windkraft, waren es gut 5.500 MW und 2016 fast 4.500 MW.
Vom Bruttozubau müssen die rückgebauten Windräder abgezogen werden, dann kommt man auf netto plus 2.550 MW im vorigen Jahr. „Mit Abstand die Nase vorn“ hatte NRW mit netto gut 600 MW, so Quentin (wir berichteten).
Den langsameren bundesweiten Ausbau begründeten Bärbel Heidebroek vom BWE und Dennis Rendschmidt vom VDMA damit, dass die Fertigstellungen von 2024 im Wesentlichen die Genehmigungen von 2022 waren, dass damals die Beschleunigung der Energiewende und von Genehmigungsverfahren unter der Ampel erst anfing und dass es Lieferschwierigkeiten bei Komponenten gab. Unter anderem war der Windkraft-Produktionsstandort Cuxhaven (Siemens Gamesa und andere) monatelang durch eine unterspülte Straße von Schwertransporten abgeschnitten. Bei Trafos dauere der Lieferengpass noch an, so Rendschmidt.
Trotz Zubau wurde weniger Onshore-Windstrom produziert als 2023, nämlich 112 Milliarden kWh, was an einem schwachen Windjahr lag. Immer noch war das gut jede vierte in Deutschland erzeugte kWh.
Genehmigungen: „einzigartig“
Gleichwohl wollte der VDMA-Mann die Gesamtlage „klar als Erfolg der politischen Maßnahmen der letzten Jahre verbuchen“. Das stimmt so weit für die Genehmigungen, die die Ampel erleichtert hat: Sie legten 2024 einen Rekord hin: gut 14.000 MW installierte Windleistung oder 2.400 Windenergieanlagen. Das war 85 Prozent mehr als im Vorjahr. Jürgen Quentin von der FA Wind, der jede Genehmigung und jeden Neueintrag ins Marktstammdatenregister prüft, nannte die 24er-Zahlen „einzigartig“.
Auch das Zuschlagsvolumen in den vier Subventions-Ausschreibungen von 2024 war ein Rekord - mit 11.000 MW oder einem Fünftel dessen, was schon Windstrom produziert. Das Plus gegenüber 2023 betrug 70 Prozent.
Und da die letzte Ausschreibung im November 2024 stark überzeichnet war (wir berichteten) und allein im Dezember 2024 2.500 MW genehmigt worden seien, rechnet Fachreferent Jürgen Quentin damit, dass sich das in der nächsten Ausschreibung am 1. Februar wiederholen wird.
Den großen Effekt des ausgeweiteten Ausschreibungsvolumens sieht man nach Quentins Erfahrung erst zwei Jahre danach, wenn die bezuschlagten Anlagen im Wesentlichen genehmigt und errichtet sind. 90 Prozent der Subventions-Zuschläge würden erfahrungsgemäß realisiert, so der FA-Wind-Experte.
Und der dritte Rekord: Das war der Repowering-Anteil im Zubau von 2024: 37 Prozent der installierten Leistung ersetzten alte Anlagen, die rückgebaut wurden. Laut Jürgen Quentin wird die Quote noch „deutlich“ steigen: Seit Jahresanfang 2025 sind ihm zufolge 11.700 MW aus der EEG-Förderung gefallen und damit mindestens 20 Jahre alt, im Schnitt hat der Anlagenpark 15,2 Jahre auf dem Buckel.
VDMA: „Boom-and-Bust-Zyklus“ vermeiden
Für das laufende Jahr wären angesichts der Genehmigungsleistung für 2023 5.000 MW Zubau zu „erreichen“, sagte Quentin weiter. Da käme Deutschland dann langsam ins vergangene Spitzenniveau. Dennis Rendschmidt vom VDMA rechnet mit 4.800 bis 5.300 MW jährlichem Zubau in den nächsten Jahren, der durch mehr Zuschläge weiter wachsen werde. Jetzt, zum Jahreswechsel, ist man bei 63.500 MW oder 28.700 Anlagen im Bestand, 2030 sollen es laut EEG-Zwischenziel 115.000 MW sein.
Natürlich haben die Branchenvertreter Sorge, dass die künftige Bundesregierung die Entwicklung zurückdreht, man denke an die Hoffnungen von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, Windräder rückzubauen, und eine entsprechende Forderung von AfD-Kandidatin Alice Weidel, auch wenn er mit ihr nicht koalieren will. „Aus der Politik kommen derzeit schwierige Statements“, sagte Dennis Rendschmidt, ohne Namen zu nennen.
Rendschmidt forderte, dass „der Ausbau ungebremst weitergehen kann“, um in der Herstellerbranche, die 120.000 Arbeitsplätze habe, einen Boom-and-Bust-Zyklus zu vermeiden, also ein Hin und Her von Wachstum und Schrumpfen. Dies sei auch für Deutschlands Energieunabhängigkeit, niedrige Strompreise und die Klimaziele entscheidend.
„Wir brauchen keine Außereuropäischen“
Und der VDMA Power Systems verschärfte am 15. Januar seinen industriepolitischen Kurs: Hatte Rendschmidt früher, etwa während der Messe Hamburg Energy 2023, lediglich die Berücksichtigung des CO2-Fußabdrucks bei Ausschreibungen gefordert, was natürlich europäische Lieferanten besserstellen würde, sagte er jetzt zweimal hintereinander: „Wir brauchen keine außereuropäischen Zulieferer!“ Um es hinterher etwas abzuschwächen: sofern der Rahmen stimme.
Auf der Hamburg Energy hatte Rendschmidt noch den damaligen Werksleiter des Herstellers GE Vernova beim Pressegespräch mit dabei. Der schätzte, dass 60 Prozent der Komponenten westlicher Hersteller aus China stammen.
Dass die Ausbaudynamik nachließ, ist schon eine Woche lang bekannt, die Bundesnetzagentur hatte die Zahlen verkündet (wir berichteten). Zur Rekapitulation das, was jetzt Jürgen Quentin von der Fachagentur Wind & Solar (FA Wind) präsentierte: Die installierte Leistung wuchs 2024 brutto auf etwa 3.250 MW. Im Vorjahr waren es noch 3.580 MW gewesen, im Rekordjahr 2017 vor dem politisch in Kauf genommenen Fadenriss der Windkraft, waren es gut 5.500 MW und 2016 fast 4.500 MW.
Vom Bruttozubau müssen die rückgebauten Windräder abgezogen werden, dann kommt man auf netto plus 2.550 MW im vorigen Jahr. „Mit Abstand die Nase vorn“ hatte NRW mit netto gut 600 MW, so Quentin (wir berichteten).
Den langsameren bundesweiten Ausbau begründeten Bärbel Heidebroek vom BWE und Dennis Rendschmidt vom VDMA damit, dass die Fertigstellungen von 2024 im Wesentlichen die Genehmigungen von 2022 waren, dass damals die Beschleunigung der Energiewende und von Genehmigungsverfahren unter der Ampel erst anfing und dass es Lieferschwierigkeiten bei Komponenten gab. Unter anderem war der Windkraft-Produktionsstandort Cuxhaven (Siemens Gamesa und andere) monatelang durch eine unterspülte Straße von Schwertransporten abgeschnitten. Bei Trafos dauere der Lieferengpass noch an, so Rendschmidt.
Trotz Zubau wurde weniger Onshore-Windstrom produziert als 2023, nämlich 112 Milliarden kWh, was an einem schwachen Windjahr lag. Immer noch war das gut jede vierte in Deutschland erzeugte kWh.
Genehmigungen: „einzigartig“
Gleichwohl wollte der VDMA-Mann die Gesamtlage „klar als Erfolg der politischen Maßnahmen der letzten Jahre verbuchen“. Das stimmt so weit für die Genehmigungen, die die Ampel erleichtert hat: Sie legten 2024 einen Rekord hin: gut 14.000 MW installierte Windleistung oder 2.400 Windenergieanlagen. Das war 85 Prozent mehr als im Vorjahr. Jürgen Quentin von der FA Wind, der jede Genehmigung und jeden Neueintrag ins Marktstammdatenregister prüft, nannte die 24er-Zahlen „einzigartig“.
Auch das Zuschlagsvolumen in den vier Subventions-Ausschreibungen von 2024 war ein Rekord - mit 11.000 MW oder einem Fünftel dessen, was schon Windstrom produziert. Das Plus gegenüber 2023 betrug 70 Prozent.
Und da die letzte Ausschreibung im November 2024 stark überzeichnet war (wir berichteten) und allein im Dezember 2024 2.500 MW genehmigt worden seien, rechnet Fachreferent Jürgen Quentin damit, dass sich das in der nächsten Ausschreibung am 1. Februar wiederholen wird.
Den großen Effekt des ausgeweiteten Ausschreibungsvolumens sieht man nach Quentins Erfahrung erst zwei Jahre danach, wenn die bezuschlagten Anlagen im Wesentlichen genehmigt und errichtet sind. 90 Prozent der Subventions-Zuschläge würden erfahrungsgemäß realisiert, so der FA-Wind-Experte.
Und der dritte Rekord: Das war der Repowering-Anteil im Zubau von 2024: 37 Prozent der installierten Leistung ersetzten alte Anlagen, die rückgebaut wurden. Laut Jürgen Quentin wird die Quote noch „deutlich“ steigen: Seit Jahresanfang 2025 sind ihm zufolge 11.700 MW aus der EEG-Förderung gefallen und damit mindestens 20 Jahre alt, im Schnitt hat der Anlagenpark 15,2 Jahre auf dem Buckel.
VDMA: „Boom-and-Bust-Zyklus“ vermeiden
Für das laufende Jahr wären angesichts der Genehmigungsleistung für 2023 5.000 MW Zubau zu „erreichen“, sagte Quentin weiter. Da käme Deutschland dann langsam ins vergangene Spitzenniveau. Dennis Rendschmidt vom VDMA rechnet mit 4.800 bis 5.300 MW jährlichem Zubau in den nächsten Jahren, der durch mehr Zuschläge weiter wachsen werde. Jetzt, zum Jahreswechsel, ist man bei 63.500 MW oder 28.700 Anlagen im Bestand, 2030 sollen es laut EEG-Zwischenziel 115.000 MW sein.
Natürlich haben die Branchenvertreter Sorge, dass die künftige Bundesregierung die Entwicklung zurückdreht, man denke an die Hoffnungen von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, Windräder rückzubauen, und eine entsprechende Forderung von AfD-Kandidatin Alice Weidel, auch wenn er mit ihr nicht koalieren will. „Aus der Politik kommen derzeit schwierige Statements“, sagte Dennis Rendschmidt, ohne Namen zu nennen.
Rendschmidt forderte, dass „der Ausbau ungebremst weitergehen kann“, um in der Herstellerbranche, die 120.000 Arbeitsplätze habe, einen Boom-and-Bust-Zyklus zu vermeiden, also ein Hin und Her von Wachstum und Schrumpfen. Dies sei auch für Deutschlands Energieunabhängigkeit, niedrige Strompreise und die Klimaziele entscheidend.
„Wir brauchen keine Außereuropäischen“
Und der VDMA Power Systems verschärfte am 15. Januar seinen industriepolitischen Kurs: Hatte Rendschmidt früher, etwa während der Messe Hamburg Energy 2023, lediglich die Berücksichtigung des CO2-Fußabdrucks bei Ausschreibungen gefordert, was natürlich europäische Lieferanten besserstellen würde, sagte er jetzt zweimal hintereinander: „Wir brauchen keine außereuropäischen Zulieferer!“ Um es hinterher etwas abzuschwächen: sofern der Rahmen stimme.
Auf der Hamburg Energy hatte Rendschmidt noch den damaligen Werksleiter des Herstellers GE Vernova beim Pressegespräch mit dabei. Der schätzte, dass 60 Prozent der Komponenten westlicher Hersteller aus China stammen.
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© 2025 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 15.01.2025, 17:49 Uhr
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