• Genuss auf Rädern
  • Energiemärkte zum Wochenschluss ohne Dynamik
  • EU hängt bei Seltenen Erden an geopolitischen Rivalen
  • Start für drittgrößten deutschen Solarthermie-Park
  • Tiefengeothermie-Projekt in Bremen wird konkreter
  • Stromnetzentgelte könnten deutlich sinken
  • Stadt heizt Wohnungen mit Wasserstoff
  • Kostal wird Systemanbieter für Energiespeicherung
  • Die zweite HGÜ von Nord nach Süd hat Baurecht
  • Induktives Laden im Praxistest
Enerige & Management > F&E - Dynamische Netzentgelte für sinkende Systemkosten
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
F&E:
Dynamische Netzentgelte für sinkende Systemkosten
Die Wissenschaft präsentiert Vorschläge, wie der Netzausbau kosteneffizient und sozial verträglich erfolgen kann. Sie empfiehlt dynamische Entgelte, befristet und örtlich gestaffelt.
 
Eine übergreifende Arbeitsgruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Kopernikus-Netzwerkes erweitert die Diskussion um die Netzentgelte der Zukunft. Rabatte auf die Entgelte für besondere Nutzergruppen lehnen die Forschenden ab. Hilfen sollte eher über Förderprogramme oder soziale Ausgleichsmaßnahmen erfolgen.

Die wichtigste Aussage des Kurzpapiers „Ausgestaltung der Netzentgeltsystematik: Perspektiven für die Energiewende“ der Arbeitsgruppe „Regulierung“ lautet: Um Belastungsspitzen abzufedern und netzdienliches Verhalten zu fördern, seien dynamische Netzentgelte erforderlich.

Das Manko des derzeitigen Entgeltsystems benennt die Gruppe deutlich. Die pauschalen und statischen Arbeits- und Leistungspreise berücksichtigten die konkrete Netzsituation beim Strombezug nicht. Dazu schafften sie keine Anreize für systemdienliche Flexibilität.

Flexible und systemdienliches Vorgehen hilft beim Sparen

Dynamische Entgelte würden ein Umdenken nötig machen. Preise sollten temporär und räumlich unterschiedlich ausfallen können. Dies rege an, die Stromnetze flexibler und effizienter zu nutzen. Die Annahme der Forschungsgruppe: Wenn Verbrauchende, Erzeugende und Speicher flexibel und systemdienlich agieren, ließen sich die Kosten für den Ausbau und Betrieb der Stromnetze senken.

Netzknappheiten sollten durch die dynamischen Entgelte zu einem zeitlich differenzierten, lokalen und Spannungsebenen-spezifischen Preissignal führen. Je weiter die Digitalisierung fortschreitet, desto mehr Möglichkeiten bestehen aus Sicht der Wissenschaft. So könnte aus dynamischen Tarifstufen dann ein „System vollständig dynamischer, zeitlich und örtlich differenzierter Netzentgelte“ werden. Dies wäre ein Anreiz für ein systemdienliches Verhalten der Letztverbraucher.

Auch den zunehmenden Eigenverbrauch von (privat) erzeugtem Strom hat die Arbeitsgruppe beleuchtet. Für diese Strommengen falle derzeit kein Netzentgelt an. Die tatsächlichen Netzkosten fallen jedoch zum Großteil unabhängig vom Verbrauch an. Hier entstehe also eine Finanzierungslücke, wofür andere Netznutzende mit höheren Abgaben einstünden. Auch hier wären dynamische Netzentgelte von Vorteil, weil sie die Grenzkosten des verbleibenden Netzbezugs besser abbildeten.

Den Ruf nach niedrigen Netzentgelten etwa für die Industrie haben auch die Forschenden wahrgenommen. Rabatte seien zwar „politisch wünschenswert“, um die Elektrifizierung zu fördern oder die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Wenn diese vergünstigten Konditionen aber nicht die verursachten und zurechenbaren Netzkosten widerspiegelten und kein spezieller Rechtfertigungsgrund greife, liege regelmäßig ein Verstoß gegen die Vorgaben der EU-Netzentgeltsystematik vor. Außerdem stehe die Prüfung gemäß EU-Beihilferecht aus.

Die Forschenden empfehlen letztlich eine Verteilung der Kosten, die auch soziale Ausgleichsmechanismen beinhaltet. Ihr Papier verstehen sie als „belastbare Grundlage“ für weitere Diskussionen und Entscheidungsprozesse.

In die Arbeitsgruppe „Regulierung“ entsenden alle Kopernikus-Projekte Mitglieder. Sie umfassen die Perspektiven des Energiesystems (Projekt Ariadne), der Industrie („SynErgie“), des Stromnetzes (Ensure) und der Synthetischen Energieträger und -stoffe („P2X“). Den Rahmen für Korpernikus setzt das Bundesministerium für ­Forschung, Technologie und Raumfahrt über den Projektträger Jülich.

Das Kurzpapier „Ausgestaltung der Netzentgeltsystematik: Perspektiven für die Energiewende “ ist im Internet verfügbar.
 

Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 15.09.2025, 16:46 Uhr

Mehr zum Thema