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Enerige & Management > Bilanz - Die Normalität kehrt (langsam) zurück
Das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Konstanz. Quelle: SW Konstanz
BILANZ:
Die Normalität kehrt (langsam) zurück
Die Stadtwerke Konstanz sind auf einem guten Weg das Vor-Corona-Niveau wieder zur erreichen. Nun warten neue Herausforderungen.
 
Zu Beginn des vergangenen Winters hätten die Stadtwerke noch ein Erdgaskrisenteam installiert, sagte der Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz, Norbert Reuter, bei der Vorstellung der Geschäftszahlen 2023 vor Journalisten. Das Unternehmen wollte vorbereitet sein auf mögliche Turbulenzen.

„Anfang 2024 haben wir aber eine deutliche Entspannung bei den Preisen gesehen“, so Reuter weiter. Generell hätten sich die hektischen Zeiten im Zuge der Corona-Pandemie und der Energiekrise wieder beruhigt. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider, die im Großen und Ganzen an das Niveau von Vor-Corona anschließen.

Vor allem die Bereiche ÖPNV und Bäder sowie bei den Gesellschaften für den Schiffsbetrieb auf dem Bodensee, die ebenfalls von den Stadtwerken betrieben werden, sind die Zahlen wieder auf dem Weg zum Stand von vor 2020. Im Energiebereich war 2023 der Absatz von Wärme mit 71,1 Millionen kWh zum Vorjahr (71,1 Millionen kWh) ebenfalls stabil, gleiches gilt für den Stromabsatz mit 176 Millionen kWh (179 Millionen kWh).

​Wieder mehr Discounter unterwegs

Wie Reuter sagte, mache sich bei letzterem aber ein verstärkter Wettbewerb bemerkbar. Im Strommarkt seien zunehmend wieder Discounter zu finden, die nach der ausgestandenen Energiekrise auf Neukundenakquise zulasten der etablierten Versorger gehen würden.

Auch wenn beim Erdgasabsatz die Zahlen auf den ersten Blick anders aussehen, sehen sich die Stadtwerke ebenfalls wieder auf dem Weg in die Normalität. Der Verkauf ging von 741 Millionen kWh auf 518 Millionen kWh binnen eines Jahres zurück. „Der Grund war der Wegfall eines Großkunden, der auch wenig Marge gebracht hat“, sagte Reuter. Der Gasversorger im Schweizer Nachbarort Kreuzlingen habe in Absprache mit den Konstanzern beschlossen, den Einkauf selbst in die Hand zu nehmen.

Das Ergebnis für dieses Segment lag 2022 bei 4,96 Millionen Euro, ein Jahr später waren es 3,84 Millionen Euro. Das lag an den Sparbemühungen der Kundschaft, aber auch daran, dass die hohen Einkaufspreise nicht sofort an die Endkunden weitergereicht werden konnten, was sich ebenfalls in einem niedrigen Gewinn bemerkbar machte.

Der Gesamtumsatz der Stadtwerke Konstanz betrug im abgelaufenen Jahr 297 Millionen Euro (2022: 223 Millionen Euro). Der Umsatz beim Strom stieg im Vergleich zum Vorjahr auf 70,82 Millionen Euro (2022: 41,73 Millionen Euro). Beim Erdgas gab es trotz der Verbrauchsrückgänge eine Steigerung auf 72,03 Millionen Euro (2022: 51,59 Millionen Euro). „Dies lag an den deutlich höheren Beschaffungspreisen und wird sich in den Folgejahren absehbar umkehren.“ 
Das Ergebnis im Energiebereich lag 2023 bei 3,83 Millionen Euro; das Jahr zuvor waren es 4,70 Millionen Euro. Unterm Strich reichten die Überschüsse aus dem Energiebereich zusammen mit dem Fährbetrieb und dem Wassergeschäft aus, um vor allem die Verluste beim ÖPNV auszugleichen, heißt es.

Telekommunikation läuft gut

Die Stadtwerke Konstanz sind ein klassisches Querverbundunternehmen. Von daher war dem Geschäftsführer wichtig zu betonen: „Wir konnten im Kerngeschäft der Stadtwerke das Defizit des ÖPNV, des Fahrradmietsystems und des Glasfaserausbaus vollständig erwirtschaften und sind angesichts der Rahmenbedingungen mit diesem Ergebnis zufrieden.“

Ausgeglichen wurden auch die Verluste aus dem Telekommunikationsbereich, hier ist die Lage aber eine andere als beim ÖPNV. Denn der Bereich befindet sich auf Wachstumskurs. Die Neuverträge standen Ende 20023 bei 8.917 (2022: 6.984). „Aktuell sind es bereits über 10.000, das ist eine sehr schöne Entwicklung“, so Reuter. Ende des Jahres sollen es 12.000 Verträge sein. Der Umsatz betrug 6,4 Millionen Euro (2022: 5,3 Millionen Euro).

Positiv für die Stadtwerke wirkt sich dabei aus, dass sich Mieter seit dem 1. Juli selbst ihren Anbieter bei TV-Angeboten aussuchen dürfen. Für das laufende Jahr geht die Geschäftsführung davon aus, das erste Mal eine schwarze operative Null im Bereich Telekommunikation zu erwirtschaften.

Die Wärmewende steht in den kommenden Jahren auch in Konstanz im Mittelpunkt. Der Fernleitungsnetzbetreiber Terranets BW habe angekündigt, 2040 kein Erdgas mehr liefern zu wollen und das Netz auf Wasserstoff umzustellen.

Im Mittelpunkt stehe daher der Ausbau der Fernwärme, sagte Geschäftsführerkollege Gordon Appel. Die Kommunale Wärmeplanung für Konstanz sei abgeschlossen. „Wir sind damit insgesamt auf einem guten Weg, um die von der Stadt angestrebte Klimaneutralität möglichst schnell und effizient zu erreichen“, so Appel.
 
 

Stefan Sagmeister
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