GEOTHERMIE:
Das tiefste Bohrloch der Welt: Grundlagenforschung in Bayern
Vor 30 Jahren stoppte die Tiefbohrung in Ostbayern bei 9.101 Metern: Das Erdgestein wurde mit 265 Grad zu heiß. Bis heute wird in diesem Geo-Zentrum geforscht.
Zwischen Hügelketten, Wiesen und Feldern in der Nähe der Stadt Windischeschenbach in der nördlichen Oberpfalz findet sich
das tiefste Forschungs-Bohrloch der Welt. Vier Jahre lang haben die Wissenschaftler gebohrt, bis sie 1994 die stolze Tiefe
von genau 9.101 Metern erreichten. Bis heute dient die kontinentale Tiefbohrung (KTB) im Geo-Zentrum in Windischeschenbach vor allem als Testlabor
für geologische Experimente.
Neben aktueller Forschungsarbeit sollen an der KTB vor allem Schülerinnen und Schüler für das Thema Geowissenschaften sensibilisiert werden. Das Schülerlabor wird den Angaben nach jedes Jahr von etwa 200 Klassen besucht, die Dauerausstellung hat jährlich rund 20.000 Besucher. Das Geo-Zentrum an der KTB ist eine staatlich anerkannte Umweltstation. Insofern ist es für die Region bis heute ein touristischer Anziehungspunkt.
Der markante, 83 Meter hohe Bohrturm ist von weithin sichtbar und prägt seit Jahrzehnten das Landschaftsbild der Region. Ein architektonisches Schmuckstück sei der Bohrturm nicht, sagte Bürgermeister Karlheinz Budnik (CSU) am 18. Oktober zum „Nachmittag der offenen Tür“ anlässlich des 30-jährigen Bestehens, aber ein Symbol für den menschlichen Forscherdrang. Dieser Standort wurde damals gewählt, da hier im Untergrund eine Nahtstelle zwischen zwei Erdplatten vorliegt: Hier treffen die ureuropäische und die urafrikanische Kontinentalplatte aufeinander.
Die Geophysikerin Susanne Buiter, wissenschaftliche Vorständin des Helmholtz-Geoforschungszentrums (GFZ) Potsdam, blickte beim Festakt zurück auf die Entstehung des Projektes, das im September 1987 mit einer eineinhalbjährigen Vorbohrung bis in 4 Kilometer Tiefe begann. Die Hauptbohrung begann im Oktober 1990. Das Projekt sei für die Forschenden ein Abenteuer und völliges Neuland gewesen, sagte Buiter. Spannend sei auch das Verfahren der vertikalen Tiefbohrung gewesen. Eine Erkenntnis war, dass es schneller wärmer geworden war als erwartet. In 9,1 Kilometern Tiefe herrschten 265 Grad Celsius. Deswegen habe leider nicht weiter gebohrt werden können.
Bis heute werde das Bohrloch für geologische Untersuchungen genutzt, zum Beispiel in der Geothermie. Dabei verjüngt sich das Bohrloch nach Informationen des Helmholtz-Zentrums zu seinem Ende hin. Während es an der Erdoberfläche noch einen Durchmesser von 71 Zentimetern hat, misst es am tiefsten Punkt nur noch 17 Zentimeter. Dort unten herrschen Temperaturen bis zu 280 Grad Celsius und Drücke bis zu 940 Bar.
Das Wissen, in welcher Tiefe das Gestein weich werde, helfe zum Beispiel bei der Erdbebenforschung, erläuterte Frank Holzförster, der wissenschaftliche Leiter des Geo-Zentrums. Etwa, wenn es um die Entstehung und Ausbreitung von Erdbebenwellen gehe. Diese Erkenntnisse könnten dann beispielsweise herangezogen werden, wenn es um die Suche nach möglichen Standorten für ein Atommüll-Endlager gehe.
Noch tiefer in die Erde gebohrt wurde nur noch auf der Halbinsel Kola im Nordwesten Russlands: Die Kola-Bohrung erreichte 1989 nach Informationen von Helmholtz eine Tiefe von 12.262 Metern. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde 1992 Betrieb der Forschungsstation eingestellt; seitdem unterliegt das Bohrloch dem natürlichen Verfall.
Mehr Informationen bekommen Interessierte auf der Internetseite des Geo-Zentrums an der KTB .
Neben aktueller Forschungsarbeit sollen an der KTB vor allem Schülerinnen und Schüler für das Thema Geowissenschaften sensibilisiert werden. Das Schülerlabor wird den Angaben nach jedes Jahr von etwa 200 Klassen besucht, die Dauerausstellung hat jährlich rund 20.000 Besucher. Das Geo-Zentrum an der KTB ist eine staatlich anerkannte Umweltstation. Insofern ist es für die Region bis heute ein touristischer Anziehungspunkt.
Der markante, 83 Meter hohe Bohrturm ist von weithin sichtbar und prägt seit Jahrzehnten das Landschaftsbild der Region. Ein architektonisches Schmuckstück sei der Bohrturm nicht, sagte Bürgermeister Karlheinz Budnik (CSU) am 18. Oktober zum „Nachmittag der offenen Tür“ anlässlich des 30-jährigen Bestehens, aber ein Symbol für den menschlichen Forscherdrang. Dieser Standort wurde damals gewählt, da hier im Untergrund eine Nahtstelle zwischen zwei Erdplatten vorliegt: Hier treffen die ureuropäische und die urafrikanische Kontinentalplatte aufeinander.
Die Geophysikerin Susanne Buiter, wissenschaftliche Vorständin des Helmholtz-Geoforschungszentrums (GFZ) Potsdam, blickte beim Festakt zurück auf die Entstehung des Projektes, das im September 1987 mit einer eineinhalbjährigen Vorbohrung bis in 4 Kilometer Tiefe begann. Die Hauptbohrung begann im Oktober 1990. Das Projekt sei für die Forschenden ein Abenteuer und völliges Neuland gewesen, sagte Buiter. Spannend sei auch das Verfahren der vertikalen Tiefbohrung gewesen. Eine Erkenntnis war, dass es schneller wärmer geworden war als erwartet. In 9,1 Kilometern Tiefe herrschten 265 Grad Celsius. Deswegen habe leider nicht weiter gebohrt werden können.
Bis heute werde das Bohrloch für geologische Untersuchungen genutzt, zum Beispiel in der Geothermie. Dabei verjüngt sich das Bohrloch nach Informationen des Helmholtz-Zentrums zu seinem Ende hin. Während es an der Erdoberfläche noch einen Durchmesser von 71 Zentimetern hat, misst es am tiefsten Punkt nur noch 17 Zentimeter. Dort unten herrschen Temperaturen bis zu 280 Grad Celsius und Drücke bis zu 940 Bar.
Das Wissen, in welcher Tiefe das Gestein weich werde, helfe zum Beispiel bei der Erdbebenforschung, erläuterte Frank Holzförster, der wissenschaftliche Leiter des Geo-Zentrums. Etwa, wenn es um die Entstehung und Ausbreitung von Erdbebenwellen gehe. Diese Erkenntnisse könnten dann beispielsweise herangezogen werden, wenn es um die Suche nach möglichen Standorten für ein Atommüll-Endlager gehe.
Noch tiefer in die Erde gebohrt wurde nur noch auf der Halbinsel Kola im Nordwesten Russlands: Die Kola-Bohrung erreichte 1989 nach Informationen von Helmholtz eine Tiefe von 12.262 Metern. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde 1992 Betrieb der Forschungsstation eingestellt; seitdem unterliegt das Bohrloch dem natürlichen Verfall.
Mehr Informationen bekommen Interessierte auf der Internetseite des Geo-Zentrums an der KTB .
Heidi Roider / dpa
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Montag, 21.10.2024, 11:24 Uhr
Montag, 21.10.2024, 11:24 Uhr
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