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Enerige & Management > Stromspeicher - Das größte Batterie-PPA auf dem Kontinent
Quelle: Fotolia / Dark Vectorangel
STROMSPEICHER:
Das größte Batterie-PPA auf dem Kontinent
PPA sind etablierte Finanzierungsinstrumente für Erneuerbaren-Anlagen. Nun sind vermutlich Flexibilitäten aus einem künftigen großen Batteriespeicher langfristig zum Fixpreis verkauft.
 
Womöglich ist in Kontinentaleuropa sind in Deutschland physische Stromflexibilitäten aus dem bisher größten Batteriespeicher-Projekt langfristig zum Festpreis verkauft worden. Sie refinanzieren damit die Planungs-, Errichtungs- und Betriebskosten. Die Vertragsklasse ähnelt langfristigen Ökostrom-Direktlieferverträgen (Power Purchase Agreements, PPA) für Photovoltaik-Freiflächenanlagen oder Offshore-Windparks, die noch gar nicht errichtet sind, aber dadurch finanziert werden. Sie nennt sich „Flexibility Purchase Agreement“, kurz, FPA, oder auf Deutsch „Flexibilitätskaufvertrag“. Sie ähneln aber genauso Miet- oder Leasingverträgen.

Verkäufer des FPA ist nach eigenen Angaben der in Europa und Nordamerika tätige israelische PV-Hybridpark-Entwickler und -Betreiber Nofar Energy. Das in Tel Aviv börsennotierte Unternehmen möchte in Stendal (Sachsen-Anhalt) einen Batteriespeicher (BESS) mit 104,5 MW Leistung und 209 MWh Arbeit errichten (wir berichteten). Dies wäre Nofars erster in Deutschland.

Spätestens Anfang 2027 soll die Batterie laufen, denn dann soll Nofar gemäß dem Flexibilitätskaufvertrag über sieben Jahre hinweg, also bis Ende 2033, dem Käufer nach dessen Gutdünken im Rahmen der Leistungskennlinie mal Strom liefern, mal Strom abnehmen. Nofar rechnet mit Einnahmen aus dem FPA von 85 bis 95 Millionen Euro. Eine Option auf einen früheren Lieferbeginn „auf Handelsbasis“ − also zunächst nicht zum Festpreis − sei ebenfalls vereinbart, hieß es am 12. Dezember.

Wer hat die Flexibilitäten gekauft?

Wer der Käufer ist, das verschweigt Nofar. Der Projektentwickler und Betreiber umschreibt ihn als „einen der größten und angesehensten Energiekonzerne“ überhaupt, weltweit tätig und „mit einem starken Investment-Grade-Rating“ (also zum Beispiel bei Standard & Poor‘s oder Fitch mindestens BBB ohne Minus). Er sei entlang der gesamten Wertschöpfungskette tätig. Der Schwerpunkt liege auf Entwicklung und Betrieb von Erneuerbaren-Hybridparks sowie von konventionellen Kraftwerken mit flexibler Stromerzeugung und umfangreichen Strom- und Gashandelsaktivitäten.

Nach Meinung von Nofar stecken Festpreis-Vereinbarungen für Speicherprojekte weltweit „noch in den Kinderschuhen“, daher feiert sie das FPA als „bahnbrechend“ und einen „Präzedenzfall“ für den Batteriespeicher-Markt. Dem Vernehmen nach lässt aber im Markt nur die Größe des Vorhabens in Kombination mit einem Festpreis statt eines indizierten Preises aufhorchen. Das FPA, so Nofar, mache große BESS-Vorhaben bankfähig, indem es dem Verkäufer stetige, stabile Einnahmen in schwankenden (Strom-)Märkten sichert. Man sichere sich so günstige Konditionen in der Projektfinanzierung und somit einen Wettbewerbsvorteil. 
Nofar sieht sich als Marktführer

Nofar Energy hat nach eigenen Angaben ein PV-Entwicklungsportfolio von 10.000 MW und eine Speicherpipeline von 10.000 MWh in zehn Ländern − Tendenz wachsend. Davon sind 2.400 MW beziehungsweise 1.200 MWh am Netz oder im Bau. Das Unternehmen sieht sich als Marktführer in der Energiespeicherung.

Auch technologisch neue Wege

Bei dem Speicherprojekt in Stendal liegt Nofar dem Vernehmen nach nicht nur kaufmännisch, sondern auch technologisch vorne: Der Hersteller Sungrow soll mit seiner neuen Systemversion „Power Titan 2.0“ nur einen einzigen statt hunderter 20-Fuß-Container benötigen. Eine neuartige Flüssigkeitskühlung und ein KI-gestütztes Zellüberwachungssystem soll die Anschaffungs- und Betriebskosten, vor allem für Lüfter-Hilfsstrom, senken und Kapazität sowie Lebensdauer erhöhen. Die Gesamt-Systemkosten (LCOS) sollen um etwa 20 Prozent niedriger liegen als bisher.
 

Georg Eble
Redakteur
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Donnerstag, 12.12.2024, 14:55 Uhr

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