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Enerige & Management > Strom - Bundesnetzagentur ermittelt wegen Strompreisen
Quelle: Fotolia / animaflora
STROM:
Bundesnetzagentur ermittelt wegen Strompreisen
Nach dem massiven Preisanstieg an der Strombörse geht die Bundesnetzagentur Hinweisen auf missbräuchliches Verhalten nach.
 
Man prüfe Vorwürfe auf marktmissbräuchliches Verhalten in enger Abstimmung mit den Strombörsen und werde „bei Vorliegen entsprechender Anhaltspunkte weitere Ermittlungsmaßnahmen einleiten“, teilte die Behörde mit. Wegen einer sogenannten Dunkelflaute waren die Preise in den vergangenen Tagen emporgeschnellt, am Donnerstag erreichten sie in der Spitze 936 Euro/MWh. Grund war vor allem die sehr geringe Einspeisung von Windstrom. Als eine der Ursachen der Preisspitzen gilt der Mangel an sicher verfügbaren Kraftwerken in Deutschland.

Leidtragende der Preisspitzen sind Unternehmen mit hohem Stromverbrauch wie die Gießerei Siempelkamp in Krefeld, die kurzfristig Strom beschaffen müssen. Dem Handelsblatt sagte Gießerei-Geschäftsführer Dirk Howe: „Die Preisspitze am Donnerstag hat uns hart getroffen. Wir mussten unsere Produktion um 30 Prozent runterfahren, eine Schicht kürzen und die Leute nach Hause schicken.“

Die Gießerei kaufe einen großen Teil ihres Strombedarfs am Spotmarkt ein, sagte Howe. „Langfristige Stromlieferverträge schützen zwar vor kurzfristigen Preissauschlägen. Doch diese Sicherheit erkauft man sich mit einem Preisaufschlag.“ Dieser Preisaufschlag sei wegen der wachsenden Volatilität des Strommarktes in den vergangenen Jahren größer geworden.

Auch das Feralpi-Elektrostahlwerk im sächsischen Riesa hat wie berichtet wegen der hohen Strompreise seine Produktion angehalten. Bereits Anfang Juli 2024 hatte das sächsische Stahlwerk wegen hoher Strompreise vorübergehend die Produktion einstellen müssen.

Howe sagte dem Handelsblatt, seine Gießerei passe sich immer stärker der schwankenden Preisentwicklung an, etwa indem man die Produktion zeitlich verlagere. „Aber dieses Vorgehen stößt an Grenzen.“ Es widerspreche zudem jeder betriebswirtschaftlichen Vernunft, Anlagen nicht auszulasten. Howes Resümee: „Unser aktuelles Stromsystem zwingt uns dazu, ineffizient zu arbeiten. Das ist der reine Irrsinn.“

Von der Politik werde die schwankende Abnahme von Strom ausdrücklich gefordert, auch wenn sie nicht zur Logik vieler industrieller Produktionsprozesse passe, heißt es in dem Zeitungsbericht. So arbeitet die Bundesnetzagentur an Regelungen, die flexibles Nutzungsverhalten honorieren, und zwar in Form von Entlastungen bei den Netzentgelten.

Im Moment ist es noch umgekehrt: Industrieunternehmen, die besonders konstant Strom verbrauchen, erhalten Rabatte bei den Netzentgelten. Das passe aber nach Überzeugung der Bundesnetzagentur nicht mehr in eine Welt mit wachsendem Anteil schwankender Stromerzeugung mittels Windkraft und Photovoltaik.

Der Thinktank Agora Energiewende verweist auf ein ungewöhnliches Geschehen am Markt: So hätten am Donnerstag Kohle- und Gaskraftwerke mit mehr als acht Gigawatt Kapazität keinen Strom erzeugt - obwohl sie laut Daten der Strombörse EEX eigentlich verfügbar waren, sagte Philipp Godron, Programmleiter Strom bei Agora. „Und obwohl sich die Erzeugung zu diesen Hochpreiszeiten sehr gelohnt hätte.“ Über die Gründe wolle man nicht spekulieren.
 

Heike Gillis
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 16.12.2024, 16:14 Uhr

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