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Enerige & Management > Wärme - Borkumer Hafenwasser für die Wärme auf der Insel
Über Wärmetauscher im Hafen kommt Energie auf die Insel Borkum. Quelle: Kuhr GmbH
WÄRME:
Borkumer Hafenwasser für die Wärme auf der Insel
Einmal ins Hafenbecken tauchen und damit einen ganzen Häuserblock erwärmen: Das ist in Kurzform die Funktionsweise der neuen Heizlösung der Stadtwerke auf der Insel Borkum.
 
Das Nordseewasser spielt eine immer größere Rolle für Borkum. Natürlich wegen der Erreichbarkeit mit Fähren und dem Badespaß an den Stränden, nun kommt allerdings noch ein Mosaikstein für die Wärmeversorgung auf der Insel hinzu.

Die Stadtwerke Borkum haben Wärmetauscher im Hafenbecken installieren lassen, um daraus die Energie für den Betrieb einer Wärmepumpe und zweier Pufferspeicher zu beziehen. Die Beteiligten − auch das Planungsbüro Bohse und Eulitz aus Rhede und das Papenburger Handwerksunternehmen Kuhr zählen dazu − sehen das Konzept als wegweisend an.

Dafür spricht auch, dass die Europäische Union Fördermittel aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizont 2020“ für das Vorhaben lockergemacht hat. Ein Merkmal der Borkumer Anlage ist, dass sie es nicht mit Süßwasser zu tun hat, wie dies etwa bei Flusswärmepumpen der Fall ist. „Wir mussten auf resistentes Rohrmaterial zurückgreifen, weil Salz Metalle angreift“, erklärt der für das Konzept zuständige Planer Albert Bohse im Gespräch mit der Redaktion.

115 Wohneinheiten lassen sich mit der Lösung versorgen

Sechs Wärmetauscher aus dem Hafenbecken entziehen der Nordsee Wärme, ohne das Wasser selbst zu entnehmen. Die umspülten Leitungen sind verbunden mit einer Technikzentrale auf der Insel, die alte Ölanlagen der Marine nutzt. Darin befinden sich eine Wärmepumpe, die 110 kW leistet, und eine Hochtemperatur-Wärmepumpe (80 kW), die Wasser auf 70 Grad Celcius erhitzen kann. Bei den Pufferspeichern handelt es sich um zwei Schichtenspeicher, die das Wasser effizient nach Temperatur speichert.

Die Anlage begann Ende 2024 den Probebetrieb und ist seit Frühjahr die Wärmequelle für ein Wohnquartier am früheren Marinehafen. An der Anlage hängen 115 Wohneinheiten. Die ersten Leistungsdaten bestätigen die Macher. Durch Wassertemperaturen von 18 bis 19 Grad Celcius habe mehr Nutzenergie zur Verfügung gestanden als gedacht, so Bohse. Dadurch musste die Anlage selbst weniger Energie aufwenden, um die Heizlast zu decken. 
Auch gibt es positive Erkenntnisse für die Wartung. Da allerlei Pflanzen und Lebewesen aus dem Meer sich auf und an den Wärmetauschern niederlassen können, gingen die Partner von engen Prüfintervallen aus. „Es hat sich allerdings gezeigt, dass Muscheln, Algen oder Plankton sich deutlich weniger am Material festsetzen“, so Bohse. Eine eigens entwickelte Konstruktion zum Säubern der Anlage, eine Art technischer Bademeister, wacht über die Funktionstüchtigkeit.

Die Insel Borkum will bis 2030 klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, treiben die kommunalen Stadtwerke diverse Erneuerbaren-Projekte voran, zum Beispiel Tiefengeothermie und Quartierskonzepte. Über die Wärmetauscher-Anlage sollen perspektivisch weitere Gebäude ihre Wärme und Warmwasser erhalten.
 

Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 25.08.2025, 15:02 Uhr

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