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Enerige & Management > Bilanz - Bielefelder „Übergangsjahr“ mit 9 Millionen Euro Verlust
Quelle: Pixabay / Bruno Germany
BILANZ:
Bielefelder „Übergangsjahr“ mit 9 Millionen Euro Verlust
Erster Verlust seit Jahrzehnten, doch die Stadtwerke Bielefeld grämen sich nicht. Das Minus von 9,1 Millionen Euro für 2023 sei nicht überraschend, in Summe sogar zufriedenstellend.
 
Von einem „Übergangsjahr“ spricht Geschäftsführer Rainer Müller angesichts der negativen Bilanz der Stadtwerke Bielefeld (SWB) für 2023. Erstmals seit Jahrzehnten haben die Ostwestfalen rote Zahlen geschrieben: Am Ende steht ein Minus von 9,1 Millionen Euro, nach einem bereits auf 1,6 Millionen Euro geschrumpften Gewinn im Jahr 2022.

Das Unternehmen gibt in einer Mitteilung im Wesentlichen höhere Verluste der Nahverkehrssparte „moBiel“ und der Bädertochter „Bielefelder Bäder“ als Gründe für den Verlust an. Hier mussten die Stadtwerke zusammen 42 Millionen Euro Defizit ausgleichen.

Hinzu komme eine „notwendige Risikovorsorge“ als Belastung der Bilanz. Bereits Mitte des Jahres 2024 war klar, dass die Stadtwerke für ihre Beteiligung an dem abzuwickelnden Pannen-Kernkraftwerk in Hamm-Uentrop hohe Rückstellungen vornehmen müssen (wir berichteten). Die Führung sei von den Zahlen nicht überrascht, das Ergebnis „in Summe zufriedenstellend“.

Mehr Kunden bei Erdgas und Fernwärme verbrauchen weniger

Rainer Müllers Vorstandskollege Martin Uekmann betont, mit dem Jahresergebnis sogar „über Plan“ gelegen zu haben. Schließlich kämen zu dem vorgenommenen Verlustausgleich bei Verkehr und Bädern auch noch Konzessionsabgaben von über 20 Millionen Euro an die Stadt. Der Umsatz der Stadtwerke stieg auf 933,2 Millionen Euro (2022: 681,3 Millionen Euro), im SWB-Konzern kletterte er auf über 1 Milliarde Euro (zuvor: 818,8 Millionen Euro).

Operativ sei das Jahr zudem besser gewesen als erwartet. Der Stromabsatz stieg leicht um 2,4 Prozent auf rund 1,55 Milliarden kWh. Den Zuwachs erklären die Stadtwerke mit mehr Kunden. Insgesamt liefert der Versorger aber nach wie vor weniger Energie an die Haushalte und Betriebe als vor der Krise.

Bei Erdgas und Fernwärme verzeichnen die Ostwestfalen jeweils leichte Absatzrückgänge, obwohl sie auch hier Kundschaft hinzugewannen. Hier hätten sich das Sparbewusstsein der Menschen und der milde Winter bemerkbar gemacht. Beim Erdgas setzte Bielefeld 3 Millionen kWh weniger ab und landete bei 3,78 Milliarden kWh, bei der Fernwärme war es ein Minus von rund 93 Millionen kWh bei insgesamt 676,6 Millionen kWh.

Stadt fängt künftig Defizite der Töchter teilweise auf

Bielefeld müsse sich im Wettbewerb um Kunden weiter behaupten und die Position im Markt stärken, sagte Rainer Müller. Die stark schwanken Preise hätten 2023 wieder zu einem intensiveren Wettbewerb geführt. Die Stadtwerke könnten sich aber im Vergleich mit anderen Grundversorgern sehen lassen. Schließlich habe ihr Marktanteil im Stromsektor bei Haushalts- und Gewerbekunden 84 Prozent betragen, beim Gas 85 Prozent.

Ein besseres Ergebnis erwartet die Geschäftsführung für das laufende Jahr. Nicht zuletzt, weil die Stadtwerke wohl einen Teil der Belastungen der defizitären Töchter loswerden können. Rainer Müller verweist auf eine Finanzierungsvereinbarung mit der Konzernmutter, der Stadt Bielefeld. Die Verluste aus defizitären Geschäftsfeldern sollen die Stadtwerke demnach nicht mehr komplett tragen. Dies schaffe „Kapazitäten für notwendige Investitionen“, so Rainer Müller.

Beim Blick auf das „Übergangsjahr“ heben die Stadtwerke nicht ganz überraschend auf positive Entwicklungen ab, etwa auf die Investitionstätigkeit. Die lagen mit 69 Millionen Euro nicht viel niedriger als im Jahr zuvor (73,2 Millionen Euro), in der Stadtwerke-Gruppe bei rund 120 Millionen Euro. Darunter entfiel ein großer Anteil mit 50 Millionen Euro auf die Erneuerung der Netze, etwa für ein 110-kV-Kabel im Bielefelder Westen, wo die Universität ihre Medizinische Fakultät baut.

Ferner erwarben die Stadtwerke zwei bestehende Windenergieanlagen im Stadtteil Brönninghausen und setzten dabei auch eingesammeltes Geld von 650 Privatleuten ein. Ferner ist der Bau einer Monoverbrennungsanlage für Klärschlamm in Vorbereitung, die 2027 den Betrieb aufnehmen soll.
 

Volker Stephan
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Donnerstag, 26.09.2024, 16:20 Uhr

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