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Quelle: shutterstock
F&E:
Bergakademie unterstützt Geothermieprojekt in Erfurt
Die Stadtwerke Erfurt wollen mögliche Erdwärmequellen für die Versorgung erschließen. Wissenschaftlich begleitet werden die Seismikmessungen von der TU Bergakademie Freiberg. 
 
Unter der Stadt Erfurt liegt ein kaum bekannter Untergrund. Das soll sich im nächsten Jahr ändern. Die SWE Stadtwerke Energie GmbH plant die ersten großflächigen 3D-Seismik-Messungen. Ab März sollen Vibrationsfahrzeuge den Untergrund des gesamten Erfurter Stadtgebiets untersuchen. Die Stadtwerke wollen so unterirdische Quellen für die Fernwärmeversorgung finden.
 
Dafür planen die Stadtwerke die Vermessung des Untergrundes im gesamten Erfurter Stadtgebiet sowie in angrenzenden Gemeinden, ein Gebiet, das das insgesamt 136 Quadratkilometer umfasst (wir berichteten). Ziel ist die Potenzialerkundung für die Nutzung von Tiefengeothermie als Quelle für die Fernwärmeversorgung der thüringischen Landeshauptstadt. 

Geplant ist eine seismische Messkampagne mit bis zu 700 Kilometern Messstrecke. Dabei sollen 17 Vibrationsfahrzeuge zum Einsatz kommen, die seismische Wellen erzeugen. Rund 19.000 Geophone erfassen die reflektierten Signale, die in einem digitalen Modell des Untergrunds ausgewertet werden.

Es handelt sich laut den Forschenden um eine 3D-Weitwinkel-Seismik-Komponente, die speziell auf große Tiefen von fünf bis sieben Kilometern ausgerichtet ist. „Die Weitwinkelseismik in Erweiterung der 3D-Seismik trägt wesentlich dazu bei, die strukturgeologischen Modelle in großer Tiefe zu verfeinern“, erklärt Professor Stefan Buske, der das Projekt an der Akademie leitet. „Das ist eine wichtige Entscheidungshilfe, wenn es darum geht, den optimalen Standort für die Tiefbohrungen und letztendlich die Geothermiegroßanlage zu finden.“

Das große Ziel: eine Geothermiegroßanlage für Erfurt

Buske und sein Team werden die Messungen im ersten Halbjahr 2026 schwerpunktmäßig in den Gemeinden Erfurt, Riethnordhausen, Alperstedt, Großrudestedt, Nöda und Udestedt – ein Gebiet von etwa 136 Quadratkilometern - begleiten und anschließend auswerten. Dann sollten die notwendigen Daten für die weiteren Planungen der Geothermie-Tiefbohrungen vorliegen. Das große Ziel des Gesamtvorhabens „SeismikEFfizienz“ ist der Bau einer kommerziell nutzbaren Geothermiegroßanlage zur Fernwärmeversorgung der Stadt Erfurt. Es wäre das erste Tiefengeothermie-Großprojekt in Mitteldeutschland.

Mögliche weitere Standorte für Tiefengeothermie befinden sich in direkter Nähe zu einem bereits weit ausgebauten Fernwärmenetz, so die TU Bergakademie Freiberg. Das 3D-Weitwinkel-Verfahren kann ein wichtiger Baustein bei der seismischen Erkundung für Tiefengeothermie im Kristallin sein, auch gerade dort, wo sie bislang undenkbar war – und ist damit ein weiterer wichtiger Schritt für eine erfolgreiche Wärmewende, hoffen die Forschenden an der TU.

Erste Erkundungsbohrung frühestens 2028

Seitens der Stadtwerke sehen die Pläne zu den Messungen so aus, dass ab Mitte März insgesamt bis zu 70 Fachleute, aufgeteilt auf drei Teams, gleichzeitig vor Ort im Einsatz sein sollen. Gearbeitet wird in der Regel tagsüber, in Ausnahmefällen auch abends oder nachts. Geplant sind, je nach Witterung, 55 bis 65 Arbeitstage. Die Auswertung der Daten soll dann bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Den Auftrag für die seismische Messung selbst hat die polnische Geofizyka Torun S. A. erhalten.

Erst danach entscheiden die Stadtwerke über die nächsten Schritte, einschließlich möglicher Bohransatzpunkte und Technologien zur Wärmegewinnung. Eine erste Erkundungsbohrung könnte frühestens 2028 erfolgen. Das Projektvolumen liegt bei 5,8 Millionen Euro. Davon übernimmt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) über den Projektträger Jülich 2,4 Millionen Euro. Die restlichen 3,4 Millionen Euro werden aus Eigenmitteln der Stadtwerke finanziert.
 

Heidi Roider
Redakteurin und Chefin vom Dienst
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