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Enerige & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Bei den Daten noch vieles im Argen
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Bei den Daten noch vieles im Argen
Die Deutsche Energie-Agentur untersucht die Voraussetzungen und Hemmnisse für den sektorübergreifenden Datenaustausch. Die Erkenntnisse sollen beim Aufbau eines Dateninstituts helfen.
 
Die Rolle der IT und vor allem der Daten für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende ist eines der am stärksten diskutierten Themen in der Branche. Irgendwo müssen diese Daten herkommen, irgendwie müssen sie verknüpft werden und irgendwelche Regeln müssen dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht in Sachen Datenschutz und Datensicherheit.

Und es muss eine Instanz geben, die sich darum kümmert, dass Daten branchenübergreifend verfügbar und gleichzeitig angemessen geschützt sind und dass das wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenzial von Daten überhaupt erkannt und ausgeschöpft werden kann − so die Erkenntnis der Ampelparteien zu Zeiten ihrer Koalitionsverhandlungen. Diese Rolle haben sie dann im Koalitionsvertrag einem „Dateninstitut“ zugedacht und dessen „zügigen“ und „agilen“ Aufbau als Ziel formuliert.

„Das Dateninstitut soll ein schlagkräftiger nationaler Akteur werden“, heißt es in einer Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums, das gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium die Federführung in diesem Projekt innehat. Die neue Einrichtung soll die bestehenden Probleme im Datenökosystem sektoren- und ebenenübergreifend angehen und nachhaltig zu einer besseren Verfügbarkeit und Nutzung von Daten beitragen. Dazu gehören die Bündelung von Know-how und die „zielgerichtete Unterstützung beim Datenaustausch über Branchengrenzen hinweg“.

Wer sich in der Verkehrs- und Wärmewende engagiert, kann ein Lied davon singen, wie wichtig und doch oft noch holprig der Transfer von Daten von einem Sektor in den anderen ist. Im April erfolgte dann der offizielle Kick-off − wie könnte es im Jahr der heimischen Fußball-EM auch anders heißen − für die Gründung des Dateninstituts.

Dateninstitut soll Know-how bündeln

Bis das Dateninstitut seine Arbeit aufnimmt, werden noch einige Monate vergehen. Im Mai und Juni 2023 ging zunächst einmal der Teilnahmewettbewerb für das Modul „Konzeptionierung, Gründung und Betrieb“ über die Bühne. In zwei weiteren Modulen soll „jeweils ein Use Case aus unterschiedlichen Sektoren in unterschiedlichen Verfahren umgesetzt werden“, heißt es im gemeinsamen Konzeptpapier von Bundesinnen- und Bundeswirtschaftsministerium. Sie wollen auf diese Weise die Ermittlung des Bedarfs, den das Dateninstitut decken soll, auf ein möglichst breites Fundament stellen. Mit der Umsetzung eines der beiden Module wurde die Deutsche Energie-Agentur (Dena) dann 2023 beauftragt. Die Aufgabenstellung ist mit „Smarte Einbindung dezentraler Anlagen“ beschrieben.

Am 25. April dieses Jahres veröffentlichte die Dena einen Bericht mit dem Titel „Grundlagen und Bedeutung von Datenräumen für die Energiewirtschaft“, den das Future Energy Lab der Agentur erarbeitet hatte. Das wenig überraschende zentrale Ergebnis war, dass ein sicherer digitaler Ende-zu-Ende-Austausch von Energiedaten zunehmend zum Erfolgsfaktor für die sektorgekoppelte Energie-, Wärme- und Verkehrswende wird. Der Mehrwert von Datenräumen müsse den Branchenakteuren aber erst noch klargemacht werden. Die Potenziale für das Monitoring, die Steuerung und eine digitale Nachweisführung in den Netzgebieten durch automatisierte Prozesse mithilfe von Datenräumen seien groß, erklärte Philipp Richard.

Der betrachtete Anwendungsfall „Redispatch 3.0“ richte den Blick in die Zukunft, um heute schon den Lösungsraum und die Herausforderungen künftiger Entwicklungen abschätzen zu können, so der Bereichsleiter Digitale Technologien und Start-up-Ökosysteme bei der Dena. Die gewonnenen Erkenntnis seien auch eine gute Grundlage für aktuelle Projekte zu Daten-Ökosystemen, etwa dem Use Case Energie im Rahmen des Dateninstituts oder dem Energiedatenraum-Projekt „Energy Data-X“.

Aktuelles Projekt zum Datenaustausch: Redispatch 3.0

Vor wenigen Wochen hat dann das Future Energy Lab der Dena noch einmal in einem fünfseitigen Papier darauf hingewiesen, dass der Datenaustausch in der Energiebranche sowohl im Rahmen der regulierten Marktkommunikation (Mako) als auch darüber hinaus verbessert werden muss. In einer Online-Umfrage, an der 121 Energieunternehmen teilnahmen, gaben 85 Prozent an, beim standardisierten und automatisierten Datenaustausch zwischen verschiedenen Marktrollen, etwa beim Wechsel des Stromlieferanten, noch Verbesserungsbedarf zu sehen. Von den 137 anderen Teilnehmern, die nicht zur Gruppe der Energieversorger zählen, waren 91 Prozent dieser Ansicht.

Vor allem zahlreiche Anpassungen in den Prozessen der Marktkommunikation haben in der Vergangenheit zu einem hohen Aufwand bei ihrer Umsetzung geführt und dürften deshalb zur entsprechenden Einschätzung geführt haben. Vor allem die „komplexe Technologie“ (46 Prozent) und „mangelnde personelle Ressourcen“ (42 Prozent) werden von den Energieunternehmen als Hemmnisse gesehen.

Auch außerhalb der Marktkommunikation gibt es der Untersuchung zufolge Optimierungspotenzial. „Für rund 50 Prozent der teilnehmenden Unternehmen hemmt das Fehlen einer Digital- oder Datenstrategie im Unternehmen den unternehmensübergreifenden Datenaustausch außerhalb der Marktkommunikation“, sagt Philipp Richard. Dies sein ein gutes Beispiel dafür, dass es durchaus Punkte gebe, an denen die Branche direkt selbst ansetzen könne. Die fehlende Kompatibilität von Daten und rechtliche Unsicherheiten erschweren den Austausch zusätzlich.

Die Befragung der Dena zielt unter anderem darauf ab, den potenziellen Nutzen des von der Bundesregierung angestoßenen Dateninstituts zu verdeutlichen und Hinweise auf den Bedarf an Unterstützung in der Energiebranche zu geben. Deshalb sollen auch im weiteren Verlauf des Aufbaus des Dateninstituts einige nun zutage getretene Themen vertieft werden: etwa die Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses von Begrifflichkeiten und Prinzipien.

Aber auch anwendungsorientierte Fragen, die sich aus den Ergebnissen der Erhebung ergeben, sollen geklärt werden: Warum wird aktuell keine wirtschaftliche Grundlage im Datenaustausch gesehen? Und welche Anreize braucht es, um den Datenaustausch außerhalb der Marktkommunikation zu erhöhen?
 

Fritz Wilhelm
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