WIRTSCHAFT:
Baywa Re am Scheideweg
Der kriselnde Baywa-Konzern will sich laut Medienberichten weitgehend von seiner Tochter für grüne Energie trennen. Unterdessen hat der größte Aktionär finanzielle Hilfe angekündigt.
Die Tochter für erneuerbare Energien des Münchner Agrar- und Handelskonzerns Baywa ist offenbar Gegenstand von Verkaufsgesprächen.
Die Nachrichtenagentur Reuters will aus Unternehmenskreisen erfahren haben, dass weitere 20 bis 30 Prozent der Anteile an Baywa RE an die schweizerische Investmentgesellschaft Energy Infrastructure Partners (EIP) verkauft
werden könnten. Mit dem Deal wäre EIP Mehrheitseigner. Zuvor hatte die Wirtschaftswoche über die Verkaufspläne berichtet.
Im Frühjahr 2021 hatten Fonds der Investmentgesellschaft 49 Prozent der Anteile an Baywe Re übernommen, der Verkauf brachte dem Konzern 530 Millionen Euro ein. Auch ein Verkauf von mehr als weiteren 30 Prozent soll erwogen werden. Insgesamt könnte EIP auch mehr als 80 Prozent an Bawa Re besitzen, berichtet Reuters unter Berufung auf eine vertrauliche Quelle. Von Baywa war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu dem kolportierten Geschäft zu erhalten. Auch EIP äußerte sich nicht.
Mit dem neuen Deal würde sich Baywa Spielraum verschaffen, um aus seiner Schieflage zu kommen. Der Vorstand hat kürzlich ein „Sanierungsgutachten“ in Auftrag gegeben. „Damit reagiert die BayWa auf eine angespannte Finanzierungslage“, hieß es in einer Ad-hoc-Mitteilung (wir berichteten). Finanzielle Unterstützung hat unterdessen die Beteiligungsgesellschaft der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken als größter Aktionär angekündigt. „Wir werden uns da solidarisch zeigen, wir werden diesen Weg auch konstruktiv miteinander gehen“, sagte Gregor Scheller, scheidender Vorsitzender des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), in München gegenüber Medien. Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungsgesellschaft (BRB) hält gut 34 Prozent der Anteile des Mischkonzerns.
Erhebliche Probleme bereiten dem Konzern die seit 2021 gestiegenen Zinszahlungen für Kredite. „Der rasante Zinsanstieg belastet das Ergebnis über alle Geschäftsbereiche hinweg“, so der Konzern bei der Veröffentlichung des Jahresergebnisses für 2023. Nach Zinsen und Steuern ergab sich ein Konzernjahresfehlbetrag von 93,4 Millionen Euro. Ende März 2024 bilanzierte man Schulden in Höhe von mehr als 5 Milliarden Euro.
Solarhandelsgeschäft weiter bei Baywa?
Im ersten Quartal des laufenden Jahres landete der Konzern beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 61,3 Millionen Euro im Minus. Sorgenkind: die Erneuerbaren-Projekte. Das Ebit im Segment Regenerative Energien betrug im ersten Quartal minus 65,2 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum 2023 lag dieses Segment mit 53 Millionen Euro im Plus. Der Umsatz sank auf 904 Millionen Euro nach 1,5 Milliarden im ersten Quartal im Vorjahr.
Ursache für den Rückgang sei „die anhaltend schwache Nachfrage sowie der extreme Preisverfall bei Solarmodulen“, erklärte das Unternehmen. Die Rede war auch von einem „saisontypischen Start“ ins Jahr. Bis Ende März wurden Projektrechte mit einer Gesamtleistung von 230 MW verkauft. Für die folgenden Monate prophezeite man eine dynamischere Geschäftsentwicklung.
Durch den Verkauf weiterer Baywa Re-Anteile entfielen Risiken des Projektgeschäfts. Das Solarhandelsgeschäft wird laut der Informationen von Reuters bei Baywa bleiben, EIP ist dem Vernehmen nach daran nicht interessiert. Beide Partner hätten vorgehabt, den Handel mit Solarpaneelen und Wechselrichtern zu veräußern.
Personalmaßnahmen zur „Leistungssteigerung“ im Vorstand
Getrennt hat sich der Konzern von der bisherigen Finanzvorständin von Baywa Re, Mihaela Seidl. Das Handelsblatt berichtet über eine Meldung im Bawa-Intranet, wonach Seidl mit sofortiger Wirkung zurückgetreten sei. Im Webimpressum taucht ihr Name bei den Vorständen nicht mehr auf. „Wir bestätigen, dass auf Vorstandsebene der Baywa Re notwendige Personalmaßnahmen zur Leistungssteigerung durchgeführt werden“, erklärte ein Unternehmenssprecher der Zeitung. Seidls Aufgaben soll vorübergehend Vorstandsvorsitzender Matthias Taft übernehmen.
Aktionärsschützer kritisieren die Expansionsstrategie des Konzerns. Die Führung habe die Expansion überzogen, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz dem Handelsblatt. Vorstand und Aufsichtsrat wirft sie vor, was Zinsentwicklung angeht, blauäugig gewesen sein. „Jetzt steckt man in einer riesigen Zinsfalle.“
Ex-Chef rechnet mit Nachfolger medial ab
Expandiert hatte Baywa vor allem unter Klaus Josef Lutz. Er war bis 2023 rund 15 Jahre lang CEO. „Jetzt können wir die Wachstumsstrategie für die Baywa Re noch schneller umsetzen und gemeinsam mit dem Investor EIP in neue Dimensionen bei den erneuerbaren Energien vorstoßen, kommentierte Lutz etwa den Verkauf der 49 Prozent 2021. Im Januar dieses Jahres musste Lutz seinen Posten als Aufsichtsratschef abgeben. Vorangegangen war ein Dissens mit Vorstandschef Marcus Pöllinger.
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung weist Lutz Vorwürfe zurück, die Krise bei Baywa rühre von der Expansion zu seiner Zeit als Chef her. „Ich bin überrascht und entsetzt zugleich von der aktuellen Situation der Baywa“, so Lutz. Und er zweifelt an der Eignung seines Nachfolgers als CEO. „Der aktuelle Vorstandschef ist vielleicht nicht der richtige Vorstand für die aktuellen Herausforderungen“, sagt über er Marcus Pöllinger. Als er noch Chef war, so Lutz, seien Zinsänderungsrisiken über Langfristdarlehen und ausreichende Kreditlinien abgesichert worden.
Im Frühjahr 2021 hatten Fonds der Investmentgesellschaft 49 Prozent der Anteile an Baywe Re übernommen, der Verkauf brachte dem Konzern 530 Millionen Euro ein. Auch ein Verkauf von mehr als weiteren 30 Prozent soll erwogen werden. Insgesamt könnte EIP auch mehr als 80 Prozent an Bawa Re besitzen, berichtet Reuters unter Berufung auf eine vertrauliche Quelle. Von Baywa war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu dem kolportierten Geschäft zu erhalten. Auch EIP äußerte sich nicht.
Mit dem neuen Deal würde sich Baywa Spielraum verschaffen, um aus seiner Schieflage zu kommen. Der Vorstand hat kürzlich ein „Sanierungsgutachten“ in Auftrag gegeben. „Damit reagiert die BayWa auf eine angespannte Finanzierungslage“, hieß es in einer Ad-hoc-Mitteilung (wir berichteten). Finanzielle Unterstützung hat unterdessen die Beteiligungsgesellschaft der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken als größter Aktionär angekündigt. „Wir werden uns da solidarisch zeigen, wir werden diesen Weg auch konstruktiv miteinander gehen“, sagte Gregor Scheller, scheidender Vorsitzender des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), in München gegenüber Medien. Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungsgesellschaft (BRB) hält gut 34 Prozent der Anteile des Mischkonzerns.
Erhebliche Probleme bereiten dem Konzern die seit 2021 gestiegenen Zinszahlungen für Kredite. „Der rasante Zinsanstieg belastet das Ergebnis über alle Geschäftsbereiche hinweg“, so der Konzern bei der Veröffentlichung des Jahresergebnisses für 2023. Nach Zinsen und Steuern ergab sich ein Konzernjahresfehlbetrag von 93,4 Millionen Euro. Ende März 2024 bilanzierte man Schulden in Höhe von mehr als 5 Milliarden Euro.
Solarhandelsgeschäft weiter bei Baywa?
Im ersten Quartal des laufenden Jahres landete der Konzern beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 61,3 Millionen Euro im Minus. Sorgenkind: die Erneuerbaren-Projekte. Das Ebit im Segment Regenerative Energien betrug im ersten Quartal minus 65,2 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum 2023 lag dieses Segment mit 53 Millionen Euro im Plus. Der Umsatz sank auf 904 Millionen Euro nach 1,5 Milliarden im ersten Quartal im Vorjahr.
Ursache für den Rückgang sei „die anhaltend schwache Nachfrage sowie der extreme Preisverfall bei Solarmodulen“, erklärte das Unternehmen. Die Rede war auch von einem „saisontypischen Start“ ins Jahr. Bis Ende März wurden Projektrechte mit einer Gesamtleistung von 230 MW verkauft. Für die folgenden Monate prophezeite man eine dynamischere Geschäftsentwicklung.
Durch den Verkauf weiterer Baywa Re-Anteile entfielen Risiken des Projektgeschäfts. Das Solarhandelsgeschäft wird laut der Informationen von Reuters bei Baywa bleiben, EIP ist dem Vernehmen nach daran nicht interessiert. Beide Partner hätten vorgehabt, den Handel mit Solarpaneelen und Wechselrichtern zu veräußern.
Personalmaßnahmen zur „Leistungssteigerung“ im Vorstand
Getrennt hat sich der Konzern von der bisherigen Finanzvorständin von Baywa Re, Mihaela Seidl. Das Handelsblatt berichtet über eine Meldung im Bawa-Intranet, wonach Seidl mit sofortiger Wirkung zurückgetreten sei. Im Webimpressum taucht ihr Name bei den Vorständen nicht mehr auf. „Wir bestätigen, dass auf Vorstandsebene der Baywa Re notwendige Personalmaßnahmen zur Leistungssteigerung durchgeführt werden“, erklärte ein Unternehmenssprecher der Zeitung. Seidls Aufgaben soll vorübergehend Vorstandsvorsitzender Matthias Taft übernehmen.
Aktionärsschützer kritisieren die Expansionsstrategie des Konzerns. Die Führung habe die Expansion überzogen, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz dem Handelsblatt. Vorstand und Aufsichtsrat wirft sie vor, was Zinsentwicklung angeht, blauäugig gewesen sein. „Jetzt steckt man in einer riesigen Zinsfalle.“
Ex-Chef rechnet mit Nachfolger medial ab
Expandiert hatte Baywa vor allem unter Klaus Josef Lutz. Er war bis 2023 rund 15 Jahre lang CEO. „Jetzt können wir die Wachstumsstrategie für die Baywa Re noch schneller umsetzen und gemeinsam mit dem Investor EIP in neue Dimensionen bei den erneuerbaren Energien vorstoßen, kommentierte Lutz etwa den Verkauf der 49 Prozent 2021. Im Januar dieses Jahres musste Lutz seinen Posten als Aufsichtsratschef abgeben. Vorangegangen war ein Dissens mit Vorstandschef Marcus Pöllinger.
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung weist Lutz Vorwürfe zurück, die Krise bei Baywa rühre von der Expansion zu seiner Zeit als Chef her. „Ich bin überrascht und entsetzt zugleich von der aktuellen Situation der Baywa“, so Lutz. Und er zweifelt an der Eignung seines Nachfolgers als CEO. „Der aktuelle Vorstandschef ist vielleicht nicht der richtige Vorstand für die aktuellen Herausforderungen“, sagt über er Marcus Pöllinger. Als er noch Chef war, so Lutz, seien Zinsänderungsrisiken über Langfristdarlehen und ausreichende Kreditlinien abgesichert worden.
Manfred Fischer
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Mittwoch, 24.07.2024, 17:24 Uhr
Mittwoch, 24.07.2024, 17:24 Uhr
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