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Enerige & Management > E&M Vor 20 Jahren - Bayerngas: Wandel beim Handel?
Quelle: Shutterstock / marketlan
E&M VOR 20 JAHREN:
Bayerngas: Wandel beim Handel?
Im Jahr 2004 schrieb Redakteur Peter Focht über die Situation am Gasmarkt.
 
Im Jahr 2004 gestaltete sich der Gasmarkt bundesweit noch ganz anders als heute.
Bei der Münchener Bayerngas GmbH, der größten Gaseinkaufsgesellschaft für kommunale Unternehmen in Deutschland, spielten vor 20 Jahren Gasmengen, die außerhalb der traditionell langfristigen Lieferverträge im kurzfristigen Handelsgeschäft bezogen werden, mengenmäßig noch keine große Rolle
.
 
Grund dafür: „Gasmengen für den süddeutschen Markt, die kurzfristig am Markt gehandelt werden, gibt es derzeit noch sehr wenig“, sagt Gerd Obermeier, Bereichsleiter Handel der Ferngasgesellschaft. Doch das Unternehmen stellt sich darauf ein, dass sich die Anforderungen an die Beschaffung verändern werden und der Handel an Bedeutung zunimmt. „Wir schauen uns das an und bereiten uns aktiv vor“, so Obermeier weiter.

Im letzten Jahr hat Bayerngas deshalb zusammen mit der citiworks AG die actogas GmbH „für Beschaffungsaktivitäten auf neuen Märkten“ gegründet. Deren bislang sechs Mitarbeiter kümmern sich auch um die Handelsaktivitäten. Aufgrund des derzeit noch begrenzten Angebots an physischen Mengen liegt ihre Hauptaufgabe heute neben den Vorbereitungen für die künftigen Handelsaktivitäten durch Marktanalysen und den Aufbau eines EDV-Systems in finanziellen Geschäften wie Preisabsicherungen, erklärt Dr. Thomas Rupprich, Geschäftsführer der actogas.

Grundsätzlich geht man bei Bayerngas aber davon aus, dass der größte Teil der Beschaffung auch in Zukunft auf der Basis von längerfristigen Lieferverträgen abgewickelt wird. Die Kunden drängten zwar in zunehmendem Maße auf kürzere Vertragslaufzeiten, doch diese seien auf dem europäischen Beschaffungsmarkt für Erdgas kaum durchzusetzen, weil Produzenten und Importeure Sicherheit für ihre hohen Investitionen in Förderung und Pipelines brauchen.

Die Liquidität des Marktes werde sich auch deshalb in absehbarer Zeit nicht bemerkenswert verbessern, meint Bayergas-Chef Dr. Ulrich Mössner. „Der deutsche Gasmarkt ist – anders als der Strommarkt – ein Importmarkt, in dem es keine nennenswerten Überkapazitäten geben wird.“ Und ohne mehr Liquidität werde das Handelsgeschäft auch nicht zunehmen.

Im Moment gebe es in Südbayern nur eine begrenzte Anzahl von kurzfristig gehandelten Mengen, ergänzt Obermeier. So beispielsweise Mengen aus dem Ruhrgas-Gasrelease-Programm in Waidhaus, wo Bayerngas im Mai günstig eingekauft habe. Im norddeutschen Bereich um den Handelsplatz Bunde würde mitunter Gas aus Großbritannien angeboten. Doch die Britischen Inseln entwickelten sich wegen des langsamen Versiegens ihrer eigenen Gasquellen zunehmend zu einem Importmarkt. Aus Großbritannien gebe es im Sommer ab und an „ein Schnäppchen“. Doch größere Mengen seien in absehbarer Zeit aus dieser Richtung nicht zu erwarten. Ähnlich wie mit Großbritannien sehe es mit den Niederlanden aus.

Auch aus dem Osten ist nach Angaben von Bayerngas in absehbarer Zeit keine Liquidität für das Gashandelsgeschäft zu erwarten. Auch von dort sind keine freien Mengen verfügbar. Aus Russland sei seines Wissens nach bislang „noch kein Kubikmeter Gas über Händler in Richtung Deutschland geflossen“, sagt Gerd Obermeier. Das hänge ganz wesentlich damit zusammen, dass sämtliche Transporte aus Russland immer noch von der Gazprom kontrolliert werden. Und die Russen seien wie die Norweger vor allem an langfristigen Verträgen interessiert.

In welchen Größenordnungen wird sich dann künftig der Erdgashandel abspielen? „Die Spotmengen werden bestenfalls die Langfristmengen als Sahnehäubchen ergänzen“, so die Einschätzung von Mössner. Zur Optimierung der Portfolien kann der Erdgashandel eine zunehmend wichtige Rolle spielen, meint Gerd Obermeier.

Die Voraussetzungen bei Bayerngas für einen Ausbau der Handelsaktivitäten sind jedenfalls gut: Der unterirdische Speicher des Unternehmens in Wolfersberg, südöstlich von München, ist dafür von essentieller Bedeutung. Dort können über 300 Mio. m3 so genanntes Arbeitsgas eingelagert werden, ein Ausbau ist bereits geplant. „Er verschafft uns auch die notwendige Flexibilität, Gasmengen aus Kurzfristgeschäften einzuspeisen und zwischenzuspeichern“, erklärt Mössner. Das Unternehmen paare durch den Speicher Versorgungssicherheit mit der Fähigkeit, „zukünftig verstärkt an Gashandelsplätzen aktiv zu werden“, so der Geschäftsführer. „ Das hebt uns von reinen Gashändlern ab“. Ambitionen für das Handelsgeschäft sind also auch bei einem konservativen Ferngasunternehmen und Transportnetzbetreiber wie der Münchener Bayerngas durchaus vorhanden.
 

Peter Focht
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