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Enerige & Management > Gas - Baustart für Deutschlands erstes stationäres LNG-Terminal
Visualisierung des Terminals mit seinen großen Lagertanks. Quelle: HEH
GAS:
Baustart für Deutschlands erstes stationäres LNG-Terminal
Im Jahr 2027 soll es in Betrieb gehen: Das stationäre LNG-Terminal in Stade. Der Standort bietet beste Voraussetzungen − auch für weiterführende Projekte mit Wasserstoff.
 
Am 28. Juni trafen sich die Ehrengäste zum feierlichen ersten Spatenstich für das LNG-Terminal im niedersächsischen Stade. 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas, das von Tankern in flüssiger Form angeliefert wird, sollen hier regasifiziert und ins Netz eingespeist werden. Das Projekt wird von dem Konsortium Hanseatic Energy Hub (HEH) mit Sitz in Hamburg verantwortet, zu dem der Hafenlogistiker Buss-Gruppe, die Schweizer Private-Equity-Firma Partners Group, der spanische Netzbetreiber Enagas und der US-Chemiekonzern Dow gehören. Als Investitionskosten nennen die Partner einen Betrag von rund 1 Millliarde Euro.

Seit Ende 2022 werden in Deutschland zur Umwandlung und Einspeisung von LNG schwimmende Einheiten, FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) eingesetzt. Aktuell sind sie in Wilhelmshaven, Mukran und Brunsbüttel in Betrieb. In Stade ist schon die „Energos Force“ festgemacht, die – bis zur Fertigstellung der festen Anlage – LNG verarbeiten soll.

Gebaut wird das neue Terminal von dem spanischen Unternehmen Tecnicas Reunidas und Partnern. Den Betrieb soll der spanische Netzbetreiber Enagas übernehmen. Gebaut wird die Anlage bereits so, dass sie später für den Umschlag von Ammoniak als wasserstoffbasierter Energieträger genutzt werden kann. Zum Beispiel werden die Fundamente für die Lagertanks schon für die höhere Belastung ausgelegt, die eine Befüllung mit Ammoniak mit sich bringen würde.

Weil: „Deutschland kann schon schnell“

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) betonte zum Baustart: „Ich bin sehr froh darüber, dass man gerade im Bereich der Energieversorgung
zeigt, Deutschland kann schon schnell, wir müssen es nur machen.“ Der tschechische Energiekonzern CEZ hat in Stade LNG-Kapazitäten von 2 Milliarden Kubikmetern jährlich gebucht, weshalb der Industrieminister des Landes Jozef Sikela bei Baubeginn anwesend war. Auf Deutsch sagte er: „Jeder Kubikmeter Gas, den wir nicht aus Russland importieren müssen, ist ein Schritt zur Schwächung des russischen Einflusses in Europa.“ In drei Jahren werde es dazu beitragen, bis zu einem Drittel des heutigen tschechischen Verbrauchs zu decken. Kapazitäten von 6 und 4 Milliarden Kubikmeter haben sich EnBW und Sefe gesichert.

Jan Themlitz, CEO Hanseatic Energy Hub, verwies auf eine sechsjährige Planungs- und Genehmigungsphase, die jetzt abeschlossen ist. „Wir sind stolz darauf, dass in Stade Deutschlands erstes landbasiertes Terminal Gestalt annimmt – und dass wir hier nicht nur ein deutsches, sondern ein europäisches Großprojekt erfolgreich umsetzen.“
 
Beim offiziellen Spatenstich (von links): Jan Themlitz (Hanseatic Energy Hub), Julia S. Schlenz (Dow), Johann Killinger (Buss Gruppe), Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Tschechiens Industrie- und Handelsminister Jozef Sikela, David Daum (Partners Group), Arturo Gonzalo Aizpiri (Enagas)
Quelle: HEH

Der Standort Stade gilt – wie berichtet – aus mehreren Gründen als besonders attraktiv für das LNG-Projekt und für ebenfalls geplante Projekte im Zusammenhang mit Wasserstoff, Ammoniak und Elektrolyse:
  • Die Lage im Industriepark bietet den direkten Anschluss ans Gasfernleitungsnetz.
  • Abwärme aus einer Chemiefabrik von Dow kann zur Regasifizierung des LNG genutzt werden.
  • Über ein großes Umspannwerk des Übertragungsnetzbetreibers Tennet besteht Zugang zum Höchstspannungsnetz und zu genug Windkraftstrom für die Produktion von grünem Wasserstoff.
  • Es gibt schon vor Ort viele große Verbraucher, die Gas und Wasserstoff nutzen können.
  • Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur mit Hafen, Bahntrassen und Verbindungsstraßen ist vorhanden.
  • Die Bevölkerung steht den Entwicklungen positiv gegenüber und es gibt eine Menge Know-how vor Ort.

„Wenn es den Standort Stade nicht gäbe, man müsste ihn erfinden“, sagt deshalb auch HEH-Gesellschafter Johann Killinger immer wieder gerne. Kritik an dem Vorhaben kommt von Umweltverbänden, der BUND klagt beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig dagegen.

Auch in Wilhelmshaven (Niedersachsen) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) sollen feste Terminals entstehen und die FSRU-Einheiten ersetzen. Der Bau in Wilhelmshaven soll 2026 beginnen, die Inbetriebnahmen ist für Mitte 2028 vorgesehen. In Brunsbüttel laufen seit März vorbereitende Baumaßnahmen, die Fertigstellung ist für Anfang 2027 geplant.

 

Günter Drewnitzky
Redakteur
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Freitag, 28.06.2024, 15:39 Uhr

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