
Dominik Hübler während seiner Analyse. Quelle: E&M / Georg Eble
WINDKRAFT OFFSHORE:
Ausschreibungsdesign treibt womöglich die Preise
Berater Dominik Hübler fühlt sich durch das Ergebnis der deutschen Offshorewind-Ausschreibung vom Juni bestätigt: Das Design reize zu künstlicher Nachfrage an und sei riskant.
Der auf Offshore-Ausschreibungen weltweit spezialisierte Volkswirt Dominik Hübler sieht sich durch die deutschen Ergebnisse
vom Juni in seiner Kritik bestätigt. Das Ausschreibungsdesign habe bisher eine künstliche Nachfrage angereizt und übe Preisdruck
nach oben auf die Power Purchase Agreements aus, die die Windparks finanzieren, sagte der Direktor bei Nera Consulting. Er
äußerte sich am 26. Juni bei einer öffentlichen Analyse der vergangenen und bevorstehenden Ausschreibung, die vom Bundesverband Windenergie Offshore
(BWO) organisiert worden war.
Hübler kündigte für die nächsten Wochen an, eine Studie zum deutschen Offshore-Ausschreibungsdesign zusammen mit Agora Energiewende vorzulegen. Die europäischen Offshore-Projektierer wollten durchaus europäisch einkaufen, würden aber durch den Preisdruck auf den Rückwärtsauktionen damit ausgebremst, sagte Hübler.
Der Senior Economist kritisierte nicht die Ausschreibung an und für sich, sondern die deutsche Bestimmung, dass Bieter bei mehreren ausgeschriebenen Flächen nicht während der dynamischen Rückwärtsauktion von einer Fläche, die sie aufgeben, zu einer anderen Fläche wechseln dürfen, deren Auktionierung noch läuft.
Dies habe Projektierer im Juni 2023, als vier Flächen in der deutschen See für insgesamt 7.000 MW meistbietend je zur Hälfte an BP und Total gingen (wir berichteten), dazu gezwungen, an allen gleichzeitig beginnenden Auktionen teilzunehmen, um am Ende wenigstens eine Fläche zu bekommen. Hübler nannte das Wechselverbot einen (Fehl-)Anreiz, der eine „künstliche Nachfrage“ schaffe.
Bieter steigt mit höherem Gebot ganz aus
Auch nach genauer Betrachtung der Ausschreibung im Juni 2024, als Total mit weiteren 1.500 MW in der Nordsee bezuschlagt wurde und die EnBW dort 1.000 MW ersteigerte (wir berichteten), sieht sich Hübler bestätigt: So zahlte Total für die Fläche N-11.2 gut 1,3 Millionen Euro/MW. Aber der drittstärkste, naturgemäß unbekannt gebliebene Bieter um dieselbe Fläche stieg erst bei 1,23 Millionen Euro/MW aus.
Für die andere Fläche, N-12.3, zahlte EnBW aber letztlich nur knapp 1,1 Millionen Euro/MW. Der unbekannte Bieter auf N-11.2 hatte also eine höhere Zahlungsbereitschaft, durfte sie aber nicht für N-12.3 nutzen, wenn er bei ihrer Auktionierung nicht ebenfalls von Anfang an dabei war.
Den Aktienmarkt habe der neuerliche Erfolg von Total offenbar kaltgelassen. Der Aktienkurs des französischen Öl-und-Gas-Majors kletterte am Tag der Bekanntgabe, dem 21. Juni, nur um 0,26 Prozent. Die Akquisition war von den Aktionären offenbar bereits eingepreist. Auch andere Aktien von üblichen Offshore-Bietern, die im Juni nicht zum Zuge kamen (und von denen natürlich auch nicht bekannt ist, ob sie teilnahmen), wie etwa BP, RWE und Orsted, bewegten sich nur im Promille-Bereich.
Realisierungsrisiken könnten steigen
Neben der Verzerrung der tatsächlichen Marktnachfrage durch das Wechselverbot sieht Hübler auch Konzentrationsrisiken und damit auch Realisierungsrisiken durch die parallele Auktionierung mehrerer Gigawatt-Riesenflächen. Die Konzentration des deutschen Offshorewind-Ausbaus bei wenigen großen Energiekonzernen sei zwar jetzt „vielleicht noch nicht besorgniserregend“, könne dies aber mit der weiteren Ausschreibung am 1. August werden.
Im August kommen weitere 5.500 MW unter den Hammer, unterteilt in drei Lose zwischen 1.500 MW und 2.000 MW. Hier wird zwar keine dynamische elektronische Rückwärtsauktion stattfinden, die höchste Zahlungsbereitschaft für die Flächen auf einem papierenen Gebot gibt aber 60 von 100 möglichen Punkten. Die anderen Punkte sind zwar qualitativer Natur, aber für erfahrene Projektierer und Direktvermarkter leicht zu erfüllen.
Realisierungsrisiken und damit Risiken für die nationale Energiewende sieht Hübler für den Fall, dass ein erfolgreicher Bieter von einem oder mehreren Gigawatt-Zuschlägen zurücktritt. Hierfür gebe es zwei realistische Motive: einen Strategiewechsel oder aber, dass die Flächen „fundamental nicht entwickelbar“ seien, weil sich die Konditionen für die Stromvermarktungs-Chancen als zu teuer erweisen. Zumal in fallenden Strommärkten.
Hübler erinnerte erneut an eine Offshore-Ausschreibung im US-Bundesstaat New York, bei der sogar alle Bieter von ihren Zuschlägen zurückgetreten waren und damit eine Folgeauktion zu besseren Konditionen durchsetzten.
Hübler kündigte für die nächsten Wochen an, eine Studie zum deutschen Offshore-Ausschreibungsdesign zusammen mit Agora Energiewende vorzulegen. Die europäischen Offshore-Projektierer wollten durchaus europäisch einkaufen, würden aber durch den Preisdruck auf den Rückwärtsauktionen damit ausgebremst, sagte Hübler.
Der Senior Economist kritisierte nicht die Ausschreibung an und für sich, sondern die deutsche Bestimmung, dass Bieter bei mehreren ausgeschriebenen Flächen nicht während der dynamischen Rückwärtsauktion von einer Fläche, die sie aufgeben, zu einer anderen Fläche wechseln dürfen, deren Auktionierung noch läuft.
Dies habe Projektierer im Juni 2023, als vier Flächen in der deutschen See für insgesamt 7.000 MW meistbietend je zur Hälfte an BP und Total gingen (wir berichteten), dazu gezwungen, an allen gleichzeitig beginnenden Auktionen teilzunehmen, um am Ende wenigstens eine Fläche zu bekommen. Hübler nannte das Wechselverbot einen (Fehl-)Anreiz, der eine „künstliche Nachfrage“ schaffe.
Bieter steigt mit höherem Gebot ganz aus
Auch nach genauer Betrachtung der Ausschreibung im Juni 2024, als Total mit weiteren 1.500 MW in der Nordsee bezuschlagt wurde und die EnBW dort 1.000 MW ersteigerte (wir berichteten), sieht sich Hübler bestätigt: So zahlte Total für die Fläche N-11.2 gut 1,3 Millionen Euro/MW. Aber der drittstärkste, naturgemäß unbekannt gebliebene Bieter um dieselbe Fläche stieg erst bei 1,23 Millionen Euro/MW aus.
Für die andere Fläche, N-12.3, zahlte EnBW aber letztlich nur knapp 1,1 Millionen Euro/MW. Der unbekannte Bieter auf N-11.2 hatte also eine höhere Zahlungsbereitschaft, durfte sie aber nicht für N-12.3 nutzen, wenn er bei ihrer Auktionierung nicht ebenfalls von Anfang an dabei war.
Den Aktienmarkt habe der neuerliche Erfolg von Total offenbar kaltgelassen. Der Aktienkurs des französischen Öl-und-Gas-Majors kletterte am Tag der Bekanntgabe, dem 21. Juni, nur um 0,26 Prozent. Die Akquisition war von den Aktionären offenbar bereits eingepreist. Auch andere Aktien von üblichen Offshore-Bietern, die im Juni nicht zum Zuge kamen (und von denen natürlich auch nicht bekannt ist, ob sie teilnahmen), wie etwa BP, RWE und Orsted, bewegten sich nur im Promille-Bereich.
Realisierungsrisiken könnten steigen
Neben der Verzerrung der tatsächlichen Marktnachfrage durch das Wechselverbot sieht Hübler auch Konzentrationsrisiken und damit auch Realisierungsrisiken durch die parallele Auktionierung mehrerer Gigawatt-Riesenflächen. Die Konzentration des deutschen Offshorewind-Ausbaus bei wenigen großen Energiekonzernen sei zwar jetzt „vielleicht noch nicht besorgniserregend“, könne dies aber mit der weiteren Ausschreibung am 1. August werden.
Im August kommen weitere 5.500 MW unter den Hammer, unterteilt in drei Lose zwischen 1.500 MW und 2.000 MW. Hier wird zwar keine dynamische elektronische Rückwärtsauktion stattfinden, die höchste Zahlungsbereitschaft für die Flächen auf einem papierenen Gebot gibt aber 60 von 100 möglichen Punkten. Die anderen Punkte sind zwar qualitativer Natur, aber für erfahrene Projektierer und Direktvermarkter leicht zu erfüllen.
Realisierungsrisiken und damit Risiken für die nationale Energiewende sieht Hübler für den Fall, dass ein erfolgreicher Bieter von einem oder mehreren Gigawatt-Zuschlägen zurücktritt. Hierfür gebe es zwei realistische Motive: einen Strategiewechsel oder aber, dass die Flächen „fundamental nicht entwickelbar“ seien, weil sich die Konditionen für die Stromvermarktungs-Chancen als zu teuer erweisen. Zumal in fallenden Strommärkten.
Hübler erinnerte erneut an eine Offshore-Ausschreibung im US-Bundesstaat New York, bei der sogar alle Bieter von ihren Zuschlägen zurückgetreten waren und damit eine Folgeauktion zu besseren Konditionen durchsetzten.
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Donnerstag, 27.06.2024, 12:39 Uhr
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