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Quelle: Pixabay / akitada31
WASSERSTOFF:
Aus Plastikmüll wird Wasserstoff
Ein Projektkonsortium sieht großes Potenzial für eine dezentrale und preiswerte H2-Produktion aus nicht recycelbaren Kunststoffabfällen. Eine Pilotanlage soll 2025 in Betrieb gehen.
Zwei oder gar drei Fliegen mit einer Klappe schlagen, das will das Greentech-Startup Green Hydrogen Technology (GHT): die
CO2-Emissionen senken, gleichzeitig die Abfallkrise minimieren und zudem nachhaltigen Wasserstoff herstellen. Geschehen soll
das mit einer im Oktober in den Bau und im ersten Quartal kommenden Jahres in Betrieb gehenden Pilotanlage, in der Plastikabfälle,
die ansonsten nicht mehr recycelbar wären und nur noch einer Verbrennung zugeführt werden könnten, in einem von GHT entwickelten
Verfahren zur Herstellung von nachhaltigem Wasserstoff genutzt werden.
Als Projektpartner stehen GHT hierbei der Kölner Energieversorger Rheinenergie, der Wasserstoff-Lkw-Vermieter Hylane und das mittelständische Recyclingunternehmen ETG aus dem baden-württembergischen Ebersbach zur Seite, wo bei letzterem auch die Umsetzung erfolgen wird.
Herzstück der Anlage, die gerade einmal eine Fläche von 500 Quadratmetern benötigt, wie Robert Nave, CEO des Startups, betonte, ist ein Flurstromreaktor, der die Plastikabfälle bei bis zu 1.600 Grad in ein Synthesegas umwandelt, aus dem dann flüssiges CO2 als Kreislaufprodukt und Wasserstoff in Brennstoffzellenqualität gewonnen werde. Aus der Anlage, die quasi mit lokal anfallenden Abfällen gefüttert wird, sollen dann pro Jahr rund 100 Tonnen klimaneutraler Wasserstoff kommen – genug, um den Jahresbedarf einer Wasserstofftankstelle zu decken, wie Nave betonte. Fünf bis sechs Millionen Euro werden wohl in das Pilotprojekt gesteckt – alles ohne staatliche Fördergelder, wurde unterstrichen.
Den Mittelstand mit sinnvoller Technologie unterstützen
„Wir können damit Wasserstoff lokal erzeugen, sind also nicht davon abhängig, dass eine H2-Infrastruktur aufgebaut sein muss“, so Nave weiter. Mit dem Projekt strebe man natürlich nicht an, die Stahlwerke in Deutschland mit Wasserstoff zu versorgen. Vielmehr sei es eher eine Nische, es gehe darum, den dezentralen Mittelstand, der zukünftig nicht am Backbone des großen H2-Kernnetzes hängen werde, bei der Dekarbonisierung zu helfen. So etwa den Transportsektor.
Nave sieht in der Technologie eine neue Lösung und eine komplett neue Lieferkette im Wasserstoffsektor, bei der sich die Nachhaltigkeit mit der Wirtschaftlichkeit verbinde. „Wir sind wirtschaftlich, weil wir aus ansonsten wertlosen Reststoffen Produkte im Gegenwert von 200 bis 400 Euro die Tonne erzeugen.“ Und nachhaltig sei das Projekt, „weil wir die CO2-Emissionen, die alternativ bei einer Verbrennung entstehen würden, effektiv vermeiden“. Pro Tonne verbranntem Plastik würden 2,9 Tonnen CO2 in die Umwelt gelangen. „Wir machen daraus eine Kreislaufwirtschaft, bei der das Treibhausgas an anderer Stelle eingesetzt wird“, indem es als Rohstoff an die örtliche Getränkeindustrie geliefert werde.
Das Projekt Ebersbach sei erst Anfang der Reise, betonte der CEO, In den nächsten fünf Jahren sollen mindestens fünf weitere Projekte in Angriff genommen und dabei durch Skalierungseffekte der Wasserstoffausstoß deutlich hochgefahren werden. Aus heutiger Sicht könnten dann jährlich rund 2.000 Tonnen erzeugt werden. Das erspare der Umwelt gleichzeitig 7.000 Tonnen CO2. Er verwies darauf, dass bei weiteren Skalierungsschritten in dieser Technologie durchaus auch eine staatliche Unterstützung eine Rolle spielen könnte.
Rohstoff wird an Getränkeindustrie geliefert
Bei den Herstellungspreisen pro Kilogramm Wasserstoff schwebt dem Projektkonsortium letztendlich eine Marke von 1,50 Euro vor. Anfänglich, also mit dem ersten Projekt „schiele man auf Produktionskosten von etwa 5 Euro an der Tankstelle“. Man werde aber die zukünftigen Standardanlagen auf eine Größenordnung von 400 bis 500 Tonnen statt der jetzt geplanten 100 Tonnen auslagen. Damit werde es wohl möglich sein, auf einen Preis von 1,50 Euro pro Kilogramm zu kommen.
Der Markt, aus Plastikreststoffen einen nachhaltigen Energieträger zu erzeugen, sei „gigantisch groß“, so der GHT-Mann. In Deutschland seien rund 1.000 Recycler und Entsorgungsunternehmen an über 2.500 Standorten aktiv. Und mit im Schnitt rund 237 Kilogramm Verpackungsmüll pro Einwohner und Jahr sei man hierzulande einer der Spitzenreiter im EU-Abfallgeschehen.
Um Wasserstoff als zentralen Baustein einer klimaneutralen Zukunft zu etablieren, müsse die Herstellung in den kommenden Jahren auch über diese Technologie deutlich zulegen.
Abnehmer des ab dem kommenden Jahr produzierten Wasserstoffs aus Ebersbach wird der Projektpartner Hylane sein. Das Unternehmen ist mit rund 120 Fahrzeugen hierzulande einer der größten Flottenbetreiber von Wasserstoff-Lkw, die vermietet werden. Hylane hat aktuell bereits einen jährlichen Wasserstoffbedarf von rund 1.000 Tonnen im Jahr. Und Projektbeteiligter Rheinenergie will seinen Kunden zukünftig diese Technologie als Contracting-Lösung für einen einfachen Zugang zu Wasserstoffanlagen anbieten. Mit dieser innovativen Wasserstofflösung würden die Kunden dann nicht nur von der nachhaltigen Versorgung, sondern auch von der „einzigartigen Wirtschaftlichkeit der Technologie profitieren“, so der Energieversorger.
Als Projektpartner stehen GHT hierbei der Kölner Energieversorger Rheinenergie, der Wasserstoff-Lkw-Vermieter Hylane und das mittelständische Recyclingunternehmen ETG aus dem baden-württembergischen Ebersbach zur Seite, wo bei letzterem auch die Umsetzung erfolgen wird.
Herzstück der Anlage, die gerade einmal eine Fläche von 500 Quadratmetern benötigt, wie Robert Nave, CEO des Startups, betonte, ist ein Flurstromreaktor, der die Plastikabfälle bei bis zu 1.600 Grad in ein Synthesegas umwandelt, aus dem dann flüssiges CO2 als Kreislaufprodukt und Wasserstoff in Brennstoffzellenqualität gewonnen werde. Aus der Anlage, die quasi mit lokal anfallenden Abfällen gefüttert wird, sollen dann pro Jahr rund 100 Tonnen klimaneutraler Wasserstoff kommen – genug, um den Jahresbedarf einer Wasserstofftankstelle zu decken, wie Nave betonte. Fünf bis sechs Millionen Euro werden wohl in das Pilotprojekt gesteckt – alles ohne staatliche Fördergelder, wurde unterstrichen.
Den Mittelstand mit sinnvoller Technologie unterstützen
„Wir können damit Wasserstoff lokal erzeugen, sind also nicht davon abhängig, dass eine H2-Infrastruktur aufgebaut sein muss“, so Nave weiter. Mit dem Projekt strebe man natürlich nicht an, die Stahlwerke in Deutschland mit Wasserstoff zu versorgen. Vielmehr sei es eher eine Nische, es gehe darum, den dezentralen Mittelstand, der zukünftig nicht am Backbone des großen H2-Kernnetzes hängen werde, bei der Dekarbonisierung zu helfen. So etwa den Transportsektor.
Nave sieht in der Technologie eine neue Lösung und eine komplett neue Lieferkette im Wasserstoffsektor, bei der sich die Nachhaltigkeit mit der Wirtschaftlichkeit verbinde. „Wir sind wirtschaftlich, weil wir aus ansonsten wertlosen Reststoffen Produkte im Gegenwert von 200 bis 400 Euro die Tonne erzeugen.“ Und nachhaltig sei das Projekt, „weil wir die CO2-Emissionen, die alternativ bei einer Verbrennung entstehen würden, effektiv vermeiden“. Pro Tonne verbranntem Plastik würden 2,9 Tonnen CO2 in die Umwelt gelangen. „Wir machen daraus eine Kreislaufwirtschaft, bei der das Treibhausgas an anderer Stelle eingesetzt wird“, indem es als Rohstoff an die örtliche Getränkeindustrie geliefert werde.
Das Projekt Ebersbach sei erst Anfang der Reise, betonte der CEO, In den nächsten fünf Jahren sollen mindestens fünf weitere Projekte in Angriff genommen und dabei durch Skalierungseffekte der Wasserstoffausstoß deutlich hochgefahren werden. Aus heutiger Sicht könnten dann jährlich rund 2.000 Tonnen erzeugt werden. Das erspare der Umwelt gleichzeitig 7.000 Tonnen CO2. Er verwies darauf, dass bei weiteren Skalierungsschritten in dieser Technologie durchaus auch eine staatliche Unterstützung eine Rolle spielen könnte.
Rohstoff wird an Getränkeindustrie geliefert
Bei den Herstellungspreisen pro Kilogramm Wasserstoff schwebt dem Projektkonsortium letztendlich eine Marke von 1,50 Euro vor. Anfänglich, also mit dem ersten Projekt „schiele man auf Produktionskosten von etwa 5 Euro an der Tankstelle“. Man werde aber die zukünftigen Standardanlagen auf eine Größenordnung von 400 bis 500 Tonnen statt der jetzt geplanten 100 Tonnen auslagen. Damit werde es wohl möglich sein, auf einen Preis von 1,50 Euro pro Kilogramm zu kommen.
Der Markt, aus Plastikreststoffen einen nachhaltigen Energieträger zu erzeugen, sei „gigantisch groß“, so der GHT-Mann. In Deutschland seien rund 1.000 Recycler und Entsorgungsunternehmen an über 2.500 Standorten aktiv. Und mit im Schnitt rund 237 Kilogramm Verpackungsmüll pro Einwohner und Jahr sei man hierzulande einer der Spitzenreiter im EU-Abfallgeschehen.
Um Wasserstoff als zentralen Baustein einer klimaneutralen Zukunft zu etablieren, müsse die Herstellung in den kommenden Jahren auch über diese Technologie deutlich zulegen.
Abnehmer des ab dem kommenden Jahr produzierten Wasserstoffs aus Ebersbach wird der Projektpartner Hylane sein. Das Unternehmen ist mit rund 120 Fahrzeugen hierzulande einer der größten Flottenbetreiber von Wasserstoff-Lkw, die vermietet werden. Hylane hat aktuell bereits einen jährlichen Wasserstoffbedarf von rund 1.000 Tonnen im Jahr. Und Projektbeteiligter Rheinenergie will seinen Kunden zukünftig diese Technologie als Contracting-Lösung für einen einfachen Zugang zu Wasserstoffanlagen anbieten. Mit dieser innovativen Wasserstofflösung würden die Kunden dann nicht nur von der nachhaltigen Versorgung, sondern auch von der „einzigartigen Wirtschaftlichkeit der Technologie profitieren“, so der Energieversorger.
Klaus Lockschen
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 13.09.2024, 17:10 Uhr
Freitag, 13.09.2024, 17:10 Uhr
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