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AUS DER AKTUELLEN ZEITUNG:
Aus dem Mess- in den Steuer-Rollout
Eine Smart-Grid-Infrastruktur setzt die Steuerbarkeit von Anlagen voraus. Das wurde bei den jüngsten Metering Days deutlich.
Bei den Metering Days, die der Verband der Elektro- und Digitalindustrie
(ZVEI) jährlich in Fulda veranstaltet, fiel dem Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller die Rolle des Party Crashers zu. Er mahnte mehr Effizienz bei der Energiewende und dem Smart Meter Rollout an und machte deutlich, dass er die Zahl der bisher von den Messstellenbetreibern installierten intelligenten Messsysteme für unzureichend hält.
Er sei sich sicher, dass im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung beim Thema Energiewende, wenn man das Zieldreieck Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit betrachte, „das Pendel in Richtung der Bezahlbarkeit“ ausschlagen werde. Man müsse jetzt darüber nachdenken, ob es noch günstiger geht, um Antworten zu haben, wenn die künftige Bundesregierung diese Frage an die Behörde und die Branche stellt.
Sören Patzack zeigte sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion bei den Metering Days deutlich optimistischer als Müller. „Mein Glas ist deutlich voller“, sagte der Leiter des Kompetenzteams Netzinfrastruktur bei der Beratungsgesellschaft BET. „Wir haben die Standards und Technik nicht nur für das Messen, sondern auch für das Steuern“, so Patzack. Viele IT-Systeme seien angepasst worden und die Prozesse „massengeschäftstauglich“ ausgerichtet. Er sei überzeugt, dass 2025 die Marke von 2,5 Millionen intelligenten Messsystemen im Netz erreicht werden kann.
Nach seiner Erfahrung wollen alle Messstellenbetreiber den Smart Meter Rollout vorantreiben. Niemand wolle jetzt abwarten. Daher zweifle er auch daran, ob es gut sei, wie von Müller vorgeschlagen, nun alternative Technik zu verbauen. „Dies wirft uns zurück“, warnte Patzack.
Bundesnetzagentur erhebt quartalsweise Zahlen zum Rollout
Bundesnetzagenturpräsident Müller hatte zunächst Zahlen zum Stand des Smart Meter Rollouts nach dem zweiten Quartal 2024 präsentiert. Die Meldungen der Messstellenbetreiber hatten eine Rollout-Quote bei den Pflichteinbaufällen von 9,25 Prozent ergeben. Ein solcher Durchschnittswert sei aber nur begrenzt aussagefähig. Denn während große Messstellenbetreiber im Zeitplan liegen und zum Teil schon die 20-Prozent-Marke geknackt haben, liege eine „sehr beträchtliche Zahl“ an kleineren Messstellenbetreibern weit hinter den Zielen zurück, so Müller bei den Metering Days.
Etwa 500 Messstellenbetreiber hatten nach Erkenntnissen der Bundesnetzagentur weniger als 3 Prozent der Pflichteinbaufälle abgearbeitet. Bei einem Blick auf die Installationen bei allen Messlokationen, also nicht nur bei den gesetzlich vorgeschriebenen Gruppen, stehen lediglich 1,5 Prozent zu Buche. „Das ist mehr als bisher. Aber es ist wenig − viel zu wenig“, betonte Müller.
Nach dem dritten Quartal 2024 hatte sich die Situation leicht gebessert. Die über alle grundzuständigen Messstellenbetreiber erreichte Ausstattungsquote der Pflichteinbaufälle bei Verbrauchern zwischen 6.000 und 100.000 kWh sowie Erzeugern zwischen 7 und 100 kW lag zum 30. September 2024 mit 748.771 intelligenten Messsystemen − gegenüber dem vorausgegangenen Quartal ein Zuwachs um rund 110.000 Einheiten − bei 11,04 Prozent. Die Gesamtzahl der quotenrelevanten Pflichteinbaufälle ist in dieser Zeit von 5,8 auf 6,9 Millionen gestiegen.
Etwa 30 der größeren Messstellenbetreiber hätten bereits 20 Prozent der Pflichteinbaufälle abgearbeitet, 521 Unternehmen dagegen weniger als 2 Prozent. Die Messstellenbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, bis zum 31. Dezember 2025 mindestens 20 Prozent ihrer jeweiligen Pflichteinbaufälle erledigt zu haben. Eine Zielgröße, die auch Müller für durchaus „ambitioniert“ hält, zumal mit zunehmendem Ausbau der erneuerbaren Energien und der wachsenden Zahl an steuerbaren Verbrauchern die Zahl der Pflichteinbaufälle für intelligente Messsysteme kontinuierlich steigt.
Aus dem Digitalisierungsbericht des Bundeswirtschaftsministeriums vom Juli 2024 war hervorgegangen, dass bei der Datenlage zum Smart Meter Rollout noch viel Luft nach oben ist. Deshalb erhebt die Bundesnetzagentur seit dem 1. Juli 2024 quartalsweise die entsprechenden Zahlen bei jedem Messstellenbetreiber. Diese Erhebung erfolge trotz einiger Proteste. „Und wenn Sie das als Druck verstanden haben in der Branche, dann war das auch genauso gemeint“, sagte Müller.
Die Bundesnetzagentur wolle Transparenz erzeugen. Wenn es dann in dem einen oder anderen Aufsichtsrat Diskussionen darüber gebe, dann sei das durchaus beabsichtigt. „Wir wollen Klarheit schaffen, damit die Politik auf Grundlagen von Fakten entscheiden kann“, betonte der Behördenchef.
Angesichts dürftiger Rollout-Zahlen hatte er in Fulda dafür geworben, „pragmatische Denkräume zu eröffnen“. Schnell, pragmatisch und kostengünstig müssten Transparenz und Steuerbarkeit im Netz erreicht werden, sonst drohe „Stress“. Deshalb empfahl er, für eine Übergangszeit über sogenannte Dedicated Measurement Devices nachzudenken, also Geräte, die noch nicht alle Anforderungen an die intelligenten Messsysteme erfüllen, aber beispielsweise über Updates nachgerüstet werden können.
Klarer Fokus in diesem Jahr auf dem Steuern
Lösungen, die hinter den Anforderungen an intelligente Messsysteme zurückbleiben, treffen bei Dennis Laupichler auf wenig Gegenliebe. Der Leiter des Referats Cyber-Sicherheit für die Digitalisierung der Energiewende beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) verwies auf die aktuelle geopolitische Lage sowie den Bericht des BSI zur Cybersicherheit in Deutschland und betonte, Cybersicherheit sei elementar. „Wir brauchen eine sichere Digitalisierung und arbeiten hier auch eng mit der Bundesnetzagentur zusammen. Und natürlich wollen wir keine Parallellösungen“, so Laupichler in Fulda.
Im Jahr 2025 liege der Fokus der Messstellen- und Netzbetreiber klar auf dem Steuern. Von intensiven Vorbereitungen berichtete der Referatsleiter, der die Marktteilnehmer dafür bereit sieht, nun in die Feldtests zu gehen und dann das Steuern im Netz auch zügig umzusetzen. „Geräte und Standards sind da. Jetzt kommen die Backend-Systeme und die Prozessanpassung in den Fokus“, betonte der BSI-Referatsleiter.
(ZVEI) jährlich in Fulda veranstaltet, fiel dem Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller die Rolle des Party Crashers zu. Er mahnte mehr Effizienz bei der Energiewende und dem Smart Meter Rollout an und machte deutlich, dass er die Zahl der bisher von den Messstellenbetreibern installierten intelligenten Messsysteme für unzureichend hält.
Er sei sich sicher, dass im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung beim Thema Energiewende, wenn man das Zieldreieck Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit betrachte, „das Pendel in Richtung der Bezahlbarkeit“ ausschlagen werde. Man müsse jetzt darüber nachdenken, ob es noch günstiger geht, um Antworten zu haben, wenn die künftige Bundesregierung diese Frage an die Behörde und die Branche stellt.
Sören Patzack zeigte sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion bei den Metering Days deutlich optimistischer als Müller. „Mein Glas ist deutlich voller“, sagte der Leiter des Kompetenzteams Netzinfrastruktur bei der Beratungsgesellschaft BET. „Wir haben die Standards und Technik nicht nur für das Messen, sondern auch für das Steuern“, so Patzack. Viele IT-Systeme seien angepasst worden und die Prozesse „massengeschäftstauglich“ ausgerichtet. Er sei überzeugt, dass 2025 die Marke von 2,5 Millionen intelligenten Messsystemen im Netz erreicht werden kann.
Nach seiner Erfahrung wollen alle Messstellenbetreiber den Smart Meter Rollout vorantreiben. Niemand wolle jetzt abwarten. Daher zweifle er auch daran, ob es gut sei, wie von Müller vorgeschlagen, nun alternative Technik zu verbauen. „Dies wirft uns zurück“, warnte Patzack.
Bundesnetzagentur erhebt quartalsweise Zahlen zum Rollout
Bundesnetzagenturpräsident Müller hatte zunächst Zahlen zum Stand des Smart Meter Rollouts nach dem zweiten Quartal 2024 präsentiert. Die Meldungen der Messstellenbetreiber hatten eine Rollout-Quote bei den Pflichteinbaufällen von 9,25 Prozent ergeben. Ein solcher Durchschnittswert sei aber nur begrenzt aussagefähig. Denn während große Messstellenbetreiber im Zeitplan liegen und zum Teil schon die 20-Prozent-Marke geknackt haben, liege eine „sehr beträchtliche Zahl“ an kleineren Messstellenbetreibern weit hinter den Zielen zurück, so Müller bei den Metering Days.
Etwa 500 Messstellenbetreiber hatten nach Erkenntnissen der Bundesnetzagentur weniger als 3 Prozent der Pflichteinbaufälle abgearbeitet. Bei einem Blick auf die Installationen bei allen Messlokationen, also nicht nur bei den gesetzlich vorgeschriebenen Gruppen, stehen lediglich 1,5 Prozent zu Buche. „Das ist mehr als bisher. Aber es ist wenig − viel zu wenig“, betonte Müller.
Nach dem dritten Quartal 2024 hatte sich die Situation leicht gebessert. Die über alle grundzuständigen Messstellenbetreiber erreichte Ausstattungsquote der Pflichteinbaufälle bei Verbrauchern zwischen 6.000 und 100.000 kWh sowie Erzeugern zwischen 7 und 100 kW lag zum 30. September 2024 mit 748.771 intelligenten Messsystemen − gegenüber dem vorausgegangenen Quartal ein Zuwachs um rund 110.000 Einheiten − bei 11,04 Prozent. Die Gesamtzahl der quotenrelevanten Pflichteinbaufälle ist in dieser Zeit von 5,8 auf 6,9 Millionen gestiegen.
Etwa 30 der größeren Messstellenbetreiber hätten bereits 20 Prozent der Pflichteinbaufälle abgearbeitet, 521 Unternehmen dagegen weniger als 2 Prozent. Die Messstellenbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, bis zum 31. Dezember 2025 mindestens 20 Prozent ihrer jeweiligen Pflichteinbaufälle erledigt zu haben. Eine Zielgröße, die auch Müller für durchaus „ambitioniert“ hält, zumal mit zunehmendem Ausbau der erneuerbaren Energien und der wachsenden Zahl an steuerbaren Verbrauchern die Zahl der Pflichteinbaufälle für intelligente Messsysteme kontinuierlich steigt.
Aus dem Digitalisierungsbericht des Bundeswirtschaftsministeriums vom Juli 2024 war hervorgegangen, dass bei der Datenlage zum Smart Meter Rollout noch viel Luft nach oben ist. Deshalb erhebt die Bundesnetzagentur seit dem 1. Juli 2024 quartalsweise die entsprechenden Zahlen bei jedem Messstellenbetreiber. Diese Erhebung erfolge trotz einiger Proteste. „Und wenn Sie das als Druck verstanden haben in der Branche, dann war das auch genauso gemeint“, sagte Müller.
Die Bundesnetzagentur wolle Transparenz erzeugen. Wenn es dann in dem einen oder anderen Aufsichtsrat Diskussionen darüber gebe, dann sei das durchaus beabsichtigt. „Wir wollen Klarheit schaffen, damit die Politik auf Grundlagen von Fakten entscheiden kann“, betonte der Behördenchef.
Angesichts dürftiger Rollout-Zahlen hatte er in Fulda dafür geworben, „pragmatische Denkräume zu eröffnen“. Schnell, pragmatisch und kostengünstig müssten Transparenz und Steuerbarkeit im Netz erreicht werden, sonst drohe „Stress“. Deshalb empfahl er, für eine Übergangszeit über sogenannte Dedicated Measurement Devices nachzudenken, also Geräte, die noch nicht alle Anforderungen an die intelligenten Messsysteme erfüllen, aber beispielsweise über Updates nachgerüstet werden können.
Klarer Fokus in diesem Jahr auf dem Steuern
Lösungen, die hinter den Anforderungen an intelligente Messsysteme zurückbleiben, treffen bei Dennis Laupichler auf wenig Gegenliebe. Der Leiter des Referats Cyber-Sicherheit für die Digitalisierung der Energiewende beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) verwies auf die aktuelle geopolitische Lage sowie den Bericht des BSI zur Cybersicherheit in Deutschland und betonte, Cybersicherheit sei elementar. „Wir brauchen eine sichere Digitalisierung und arbeiten hier auch eng mit der Bundesnetzagentur zusammen. Und natürlich wollen wir keine Parallellösungen“, so Laupichler in Fulda.
Im Jahr 2025 liege der Fokus der Messstellen- und Netzbetreiber klar auf dem Steuern. Von intensiven Vorbereitungen berichtete der Referatsleiter, der die Marktteilnehmer dafür bereit sieht, nun in die Feldtests zu gehen und dann das Steuern im Netz auch zügig umzusetzen. „Geräte und Standards sind da. Jetzt kommen die Backend-Systeme und die Prozessanpassung in den Fokus“, betonte der BSI-Referatsleiter.

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Montag, 10.02.2025, 10:42 Uhr
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