
Eine "beispiellose" und in ihrem Ausmaß "unerwartete" Steigerung und Schwankung der Rohstoff- und Frachtkosten hat auch die
Geschäfte des Hamburger Windenergieanlagen-Herstellers Nordex in den ersten neun Monaten 2021 "heftig" belastet. Laut einer
Mitteilung vom 8. November korrigiert die Nordex Group auch ihre Ertragsprognose nach unten.
Nordex-CEO Jose Luis Blanco erklärte demnach, selbst effizienterre Geschäftsprozesse und Initiativen zum weiteren Kapazitätsausbau hätten die steigenden Material- und Logistikkosten nicht ganz ausgeglichen, vor allem den Anstieg der Seefrachtraten im dritten Quartal.
Die Seefrachtraten seien "auf ein noch nie dagewesenes Niveau" gestiegen, hieß es.
Von Januar bis September erzielte Nordex nach vorläufigen Zahlen einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda)
von 101 Mio. Euro nach 71 Mio. Euro im selben Vorjahreszeitraum. Die Ebitda-Marge stieg von 2,2 auf 2,5 %. Die Erlöse nahmen von 3,2 auf 4,0 Mrd. Euro zu, ebenfalls stärker als erwartet. Das Umsatzwachstum stammt von einer hohen Anzahl von Installationen und in der
Herstellung im Segment "Projekte".
Ebitda-Prognose weitgehend kassiert
Die Stahl- und die Logistikkosten werden Nordex nach Blancos Einschätzung auch das Ergebnis im vierten Quartal und im Jahr
2022 belasten. Wegen des schlechten dritten Quartals passt das Unternehmen seine Ebitda-Prognose fürs Gesamtjahr 2021 von 4,0 bis 5,5 % auf 1,0 % drastisch nach unten an. Am mittelfristigen strategischen Ziel von 8 % hält Nordex fest. Umsatzmäßig rechnet man nun mit mindestens 5 Mrd. Euro. Das sind 300 Mio. Euro mehr als bisher.
Was Nordex dennoch zuversichtlich macht
Gleichwohl bleibt Nordex optimistisch, mittelfristig bessere Geschäfte zu machen, und das aus folgenden Gründen: Jose Luis
Blanco erwähnte die weltweite Dynamik für erneuerbare Energien, die niedrigen Stromgestehungskosten für Windkraft an Land, in der Nordex zuhause ist, und
die starke Nachfrage nach der "wettbewerbsfähigen" Delta-4000-Baureihe.
Zudem stehe Nordex nach der im ersten Halbjahr abgeschlossenen Kapitalerhöhung finanzkräftig da mit liquiden Mitteln von gut einer halben Milliarde Euro und einer hohen Eigenkapitalquote von 28,5 Prozent.
2021 | 2020 | |
---|---|---|
Umsatz (Mrd. Euro) | 4,0 | 3,2 |
Ebitda (Mrd. Euro) | 0,101 | 0,071 |
Ebitda-Marge (%) | 2,5 | 2,2 |
Erst am 5. November hatte der mit Nordex im Wettbewerb stehende Windturbinenbauer Siemens Gamesa für dessen bereits abgeschlossenes Geschäftsjahr 2020/21 ebenfalls die Kostenexplosion bei Rohstoffen und Frachten mit dafür
verantwortlich gemacht, dass er seinen Fehlbetrag nur von 918 auf 627 Mio. Euro reduzierte, bei 10,2 Mrd. Euro Umsatz. Siemens Gamesa hatte schon vor Monaten bestätigt, neuerdings in die Verkaufspreise Preisgleitklauseln für
bestimmte Rohstoffe einzubauen.

Dienstag, 09.11.2021, 15:45 Uhr