
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Als Partner bauen, als Konkurrenten anbieten
Auch wenn Marktanalysen noch eine verhaltene Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen feststellen, das Engagement der Stadtwerke beim Breitbandausbau ist eine Investition in die Zukunft.
Zum Breitbandausbau steht nicht viel in der Digital-Agenda, welche die Digitalminister der Länder bei ihrer Digitalministerkonferenz
Ende März beschlossen haben. Das Dokument ist aber auch nur acht Seiten lang. Es enthält allerdings die klare Forderung, die
Förderung für das Jahr 2025 und danach langfristig zu sichern, um das Ziel einer flächendeckenden Glasfaserversorgung bis
2030 auch zu erreichen.
Optimistisch zeigte sich der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom, als Union und SPD Anfang April ihren Koalitionsvertrag vorlegten. In dem darin vereinbarten „TK-Netzausbau-Beschleunigungsgesetz“ spiegele sich ein „echtes überragendes öffentliches Interesse“ für den Netzausbau wider. Mit der neuen Regelung könne das Glasfasernetz schneller ausgebaut werden, vorausgesetzt, dass der Ausbau nicht zu neuen Belastungen für die Telekommunikationsunternehmen führe.
Etwa zeitgleich bekräftigte das bisherige Bundesdigitalministerium von Volker Wissing (parteilos): „In Gebieten, in denen ein wirtschaftlicher Ausbau nicht möglich ist, unterstützen wir aktiv mit der Gigabitförderung 2.0, um gleichwertige Lebensverhältnisse in der gesamten Bundesrepublik zu schaffen.“
Open-Access-Ansatz verhindert Doppelausbau
Allerdings hat die Monopolkommission in ihrem letzten Gutachten zur Wettbewerbsentwicklung im Telekommunikationsmarkt im Dezember 2023 − das Gutachten wird im Zweijahresrhythmus erstellt − festgehalten, dass der Glasfaserausbau „ganz überwiegend“ auf Grundlage unternehmerischer Entscheidungen erfolgt, also privatwirtschaftlich und ohne Inanspruchnahme staatlicher Fördermittel. Eine Studie der Beratungsgesellschaft EY vom Februar 2025 spricht davon, ein eigenwirtschaftlicher Ausbau könne für rund 85 Prozent der Haushalte hierzulande erfolgen. Der Stand im Oktober 2024: 44 Prozent. Das entspricht einer absoluten Zahl von 20,8 Millionen Haushalten.
Welche Anzahl an Glasfasernetzen in einem bestimmten Gebiet dauerhaft wirtschaftlich betrieben werden kann, könne sich jedoch erst im Wettbewerbsprozess herausstellen, schrieb die Monopolkommission. Sie betonte aber, ein frei verhandelter offener Netzzugang könne dazu beitragen, einen Doppelausbau zu vermeiden.
Eine sogenannte Open-Access-Kooperation ermöglicht unterschiedlichen Anbietern den Zugriff auf ein bereits verlegtes Glasfasernetz. Kunden können ihren Anbieter frei wählen, während ein unwirtschaftlicher Doppelausbau von Glasfasernetzen in derselben Ortschaft vermieden wird. Open Access ist für Glasfasernetze gesetzlich zwar nicht geregelt, wird jedoch von zahlreichen Telekommunikations- und Netzanbietern freiwillig unterstützt.
Eine solche Open-Access-Partnerschaft hat kürzlich EWE angekündigt, gemeinsam mit der Deutschen Glasfaser Holding. Dadurch sollen Kunden in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mehr Auswahl erhalten und ein kostspieliger doppelter Ausbau von Glasfasernetzen soll vermieden werden.
Ruben Queimano betonte die Bedeutung offener Netze: „Fairer Wettbewerb auf einem Netz statt auf parallel verbauten Glasfasernetzen in einer Ortschaft − so funktioniert nachhaltige Digitalisierung und kommt letzten Endes dem Endkunden zugute.“ Open-Access-Partnerschaften und die daraus resultierenden Angebote sollen nach den Vorstellungen des Chief Commercial Officers von Deutsche Glasfaser das eigene Netz noch attraktiver machen.
Auch EWE würdigt die Zusammenarbeit. „Diese Kooperation erbringt nur Vorteile und ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer vollständig digitalisierten Infrastruktur“, sagte Norbert Westfal. Der Sprecher der Geschäftsführung der EWE TEL GmbH sieht den Glasfaserausbau als „Gemeinschaftsaufgabe“. Die Tochtergesellschaft des Energieversorgers EWE baut bereits Glasfaserinfrastruktur in Norddeutschland aus. Dies geschieht im Rahmen der Glasfaser Nordwest, einem Joint Venture der EWE-Tochter und der Telekom Deutschland.
Auch im unterfränkischen Schweinfurt arbeiten die örtlichen Stadtwerke mit der Deutschen Telekom beim Breitbandausbau zusammen. Die Partner planen, bis 2031 mehr als 27.000 Haushalte mit einem Glasfaseranschluss auszustatten. Das bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt das Breitbandnetz in der etwa 55.000 Einwohner zählenden Kommune vollständig auf Glasfaser umgestellt ist.
In einer Mitteilung heißt es, dass sich die Partner „dem Open-Access-Prinzip verpflichtet fühlen“. Daher könnten die Telekommunikationskunden ihre Tarife nicht nur bei der Stadtwerketochter Regio Net buchen, sondern auch bei der Telekom. Im März hat der kommunale Versorger dann auch bekannt gegeben, dass ein neu eröffneter Elektronikfachmarkt das Vertriebsnetz erweitert und Beratung und Verkauf von Telekommunikationsprodukten wie Paketen mit Internet und Telefonie sowie TV übernimmt.
Die Kooperationen, in denen Versorgungsunternehmen den Glasfaserausbau gemeinsam mit der Telekom vorantreiben, sind zahlreich. Schon seit rund fünf Jahren arbeiten die Stadtwerke Münster mit der Telekom zusammen. Bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung zur Kooperation hatte der kommunale Versorger bereits betont, dass der Ausbau der Glasfasernetze für die Stadtwerke eines der zentralen Zukunftsthemen „mit hoher strategischer Relevanz“ sei. Bis 2030 sollen alle Teile der Universitätsstadt mit gigabitfähigem Internet versorgt sein.
Und auch in der westfälischen 300.000-Einwohner-Kommune sollen die Kunden freie Hand bei der Wahl ihres Vertrags haben. Gleichgültig ob das Angebot der Stadtwerke selbst, die Tarife der Telekom oder die Produkte von Telefonica oder anderen Telekommunikationsdienstleistern − alle sollen nach dem Open-Access-Ansatz in den Wettbewerb zueinander treten können.
Wechselwille zur Glasfaser noch nicht sehr ausgeprägt
Dabei ist die Rollenverteilung zwischen Stadtwerk und Telekom klar: Die Stadtwerke errichten die passive Glasfaserinfrastruktur. Wie Vertreter des Münsteraner Versorgers bei Informationsveranstaltungen immer wieder betonen, bleibt das Netz auch bei den Stadtwerken und damit in kommunaler Hand. Die Telekom mietet die passive Infrastruktur langfristig an, verbaut aktive Technik und übernimmt den aktiven Netzbetrieb. Bei der Vermarktung der Telekommunikationsprodukte stehen dann beide Unternehmen im Wettbewerb, hatte die Deutsche Telekom von Anfang an betont und dass selbstverständlich auch Drittanbieter einen diskriminierungsfreien Zugang zum Netz erhalten und ihre Dienste darüber anbieten können.
Die Liste der Stadtwerke, die sich im Telekommunikationssektor mit einem eigenen Netz oder gar eigenen Endkundenprodukten engagieren, ist lang. Allerdings warnen wissenschaftliche Studien und Analysen von Beratungsgesellschaften davor, zu schnell zu viel vom Markt zu erwarten. So hat beispielsweise die Bearing-Point-Studie vom vergangenen Herbst die Erkenntnis zutage gefördert, dass viele Kunden derzeit noch mit den 100 Mbit/s oder 250 Mbit/s schnellen Anschlüssen mit der weitverbreiteten DSL-Technologie zufrieden sind. Im Verhältnis zum Preis bewerten sie den Nutzen überwiegend gut. Dagegen seien die Kosten eines Glasfaseranschlusses relativ zu hoch. Entsprechend sei auch kein Wechsel in die Glasfaserwelt geplant.
Gerade die Stadtwerke als lokaler Partner und Versorger haben jedoch durch ihren Zugang zu den Kunden gute Möglichkeiten, für die Vorteile beziehungsweise den Nutzen der Glasfaser zu werben. Der Wettbewerb auf Open-Access-Netzen und die Weiterentwicklung von Anwendungen, die auf hohe Bit-Raten angewiesen sind, wird allerdings die Attraktivität der Glasfaser ohnehin steigern.
Und auch wenn im Privatkundenbereich die Zurückhaltung noch spürbar ist, spielt die Verfügbarkeit von Breitbandkapazitäten als Standortfaktor für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben schon seit Jahren eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt deshalb forcieren die Stadtwerke als Partner der lokalen Wirtschaft den Ausbau der Glasfaserinfrastruktur.
Optimistisch zeigte sich der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom, als Union und SPD Anfang April ihren Koalitionsvertrag vorlegten. In dem darin vereinbarten „TK-Netzausbau-Beschleunigungsgesetz“ spiegele sich ein „echtes überragendes öffentliches Interesse“ für den Netzausbau wider. Mit der neuen Regelung könne das Glasfasernetz schneller ausgebaut werden, vorausgesetzt, dass der Ausbau nicht zu neuen Belastungen für die Telekommunikationsunternehmen führe.
Etwa zeitgleich bekräftigte das bisherige Bundesdigitalministerium von Volker Wissing (parteilos): „In Gebieten, in denen ein wirtschaftlicher Ausbau nicht möglich ist, unterstützen wir aktiv mit der Gigabitförderung 2.0, um gleichwertige Lebensverhältnisse in der gesamten Bundesrepublik zu schaffen.“
Open-Access-Ansatz verhindert Doppelausbau
Allerdings hat die Monopolkommission in ihrem letzten Gutachten zur Wettbewerbsentwicklung im Telekommunikationsmarkt im Dezember 2023 − das Gutachten wird im Zweijahresrhythmus erstellt − festgehalten, dass der Glasfaserausbau „ganz überwiegend“ auf Grundlage unternehmerischer Entscheidungen erfolgt, also privatwirtschaftlich und ohne Inanspruchnahme staatlicher Fördermittel. Eine Studie der Beratungsgesellschaft EY vom Februar 2025 spricht davon, ein eigenwirtschaftlicher Ausbau könne für rund 85 Prozent der Haushalte hierzulande erfolgen. Der Stand im Oktober 2024: 44 Prozent. Das entspricht einer absoluten Zahl von 20,8 Millionen Haushalten.
Welche Anzahl an Glasfasernetzen in einem bestimmten Gebiet dauerhaft wirtschaftlich betrieben werden kann, könne sich jedoch erst im Wettbewerbsprozess herausstellen, schrieb die Monopolkommission. Sie betonte aber, ein frei verhandelter offener Netzzugang könne dazu beitragen, einen Doppelausbau zu vermeiden.
Eine sogenannte Open-Access-Kooperation ermöglicht unterschiedlichen Anbietern den Zugriff auf ein bereits verlegtes Glasfasernetz. Kunden können ihren Anbieter frei wählen, während ein unwirtschaftlicher Doppelausbau von Glasfasernetzen in derselben Ortschaft vermieden wird. Open Access ist für Glasfasernetze gesetzlich zwar nicht geregelt, wird jedoch von zahlreichen Telekommunikations- und Netzanbietern freiwillig unterstützt.
Eine solche Open-Access-Partnerschaft hat kürzlich EWE angekündigt, gemeinsam mit der Deutschen Glasfaser Holding. Dadurch sollen Kunden in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mehr Auswahl erhalten und ein kostspieliger doppelter Ausbau von Glasfasernetzen soll vermieden werden.
Ruben Queimano betonte die Bedeutung offener Netze: „Fairer Wettbewerb auf einem Netz statt auf parallel verbauten Glasfasernetzen in einer Ortschaft − so funktioniert nachhaltige Digitalisierung und kommt letzten Endes dem Endkunden zugute.“ Open-Access-Partnerschaften und die daraus resultierenden Angebote sollen nach den Vorstellungen des Chief Commercial Officers von Deutsche Glasfaser das eigene Netz noch attraktiver machen.
Auch EWE würdigt die Zusammenarbeit. „Diese Kooperation erbringt nur Vorteile und ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer vollständig digitalisierten Infrastruktur“, sagte Norbert Westfal. Der Sprecher der Geschäftsführung der EWE TEL GmbH sieht den Glasfaserausbau als „Gemeinschaftsaufgabe“. Die Tochtergesellschaft des Energieversorgers EWE baut bereits Glasfaserinfrastruktur in Norddeutschland aus. Dies geschieht im Rahmen der Glasfaser Nordwest, einem Joint Venture der EWE-Tochter und der Telekom Deutschland.
Auch im unterfränkischen Schweinfurt arbeiten die örtlichen Stadtwerke mit der Deutschen Telekom beim Breitbandausbau zusammen. Die Partner planen, bis 2031 mehr als 27.000 Haushalte mit einem Glasfaseranschluss auszustatten. Das bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt das Breitbandnetz in der etwa 55.000 Einwohner zählenden Kommune vollständig auf Glasfaser umgestellt ist.
In einer Mitteilung heißt es, dass sich die Partner „dem Open-Access-Prinzip verpflichtet fühlen“. Daher könnten die Telekommunikationskunden ihre Tarife nicht nur bei der Stadtwerketochter Regio Net buchen, sondern auch bei der Telekom. Im März hat der kommunale Versorger dann auch bekannt gegeben, dass ein neu eröffneter Elektronikfachmarkt das Vertriebsnetz erweitert und Beratung und Verkauf von Telekommunikationsprodukten wie Paketen mit Internet und Telefonie sowie TV übernimmt.
Die Kooperationen, in denen Versorgungsunternehmen den Glasfaserausbau gemeinsam mit der Telekom vorantreiben, sind zahlreich. Schon seit rund fünf Jahren arbeiten die Stadtwerke Münster mit der Telekom zusammen. Bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung zur Kooperation hatte der kommunale Versorger bereits betont, dass der Ausbau der Glasfasernetze für die Stadtwerke eines der zentralen Zukunftsthemen „mit hoher strategischer Relevanz“ sei. Bis 2030 sollen alle Teile der Universitätsstadt mit gigabitfähigem Internet versorgt sein.
Und auch in der westfälischen 300.000-Einwohner-Kommune sollen die Kunden freie Hand bei der Wahl ihres Vertrags haben. Gleichgültig ob das Angebot der Stadtwerke selbst, die Tarife der Telekom oder die Produkte von Telefonica oder anderen Telekommunikationsdienstleistern − alle sollen nach dem Open-Access-Ansatz in den Wettbewerb zueinander treten können.
Wechselwille zur Glasfaser noch nicht sehr ausgeprägt
Dabei ist die Rollenverteilung zwischen Stadtwerk und Telekom klar: Die Stadtwerke errichten die passive Glasfaserinfrastruktur. Wie Vertreter des Münsteraner Versorgers bei Informationsveranstaltungen immer wieder betonen, bleibt das Netz auch bei den Stadtwerken und damit in kommunaler Hand. Die Telekom mietet die passive Infrastruktur langfristig an, verbaut aktive Technik und übernimmt den aktiven Netzbetrieb. Bei der Vermarktung der Telekommunikationsprodukte stehen dann beide Unternehmen im Wettbewerb, hatte die Deutsche Telekom von Anfang an betont und dass selbstverständlich auch Drittanbieter einen diskriminierungsfreien Zugang zum Netz erhalten und ihre Dienste darüber anbieten können.
Die Liste der Stadtwerke, die sich im Telekommunikationssektor mit einem eigenen Netz oder gar eigenen Endkundenprodukten engagieren, ist lang. Allerdings warnen wissenschaftliche Studien und Analysen von Beratungsgesellschaften davor, zu schnell zu viel vom Markt zu erwarten. So hat beispielsweise die Bearing-Point-Studie vom vergangenen Herbst die Erkenntnis zutage gefördert, dass viele Kunden derzeit noch mit den 100 Mbit/s oder 250 Mbit/s schnellen Anschlüssen mit der weitverbreiteten DSL-Technologie zufrieden sind. Im Verhältnis zum Preis bewerten sie den Nutzen überwiegend gut. Dagegen seien die Kosten eines Glasfaseranschlusses relativ zu hoch. Entsprechend sei auch kein Wechsel in die Glasfaserwelt geplant.
Gerade die Stadtwerke als lokaler Partner und Versorger haben jedoch durch ihren Zugang zu den Kunden gute Möglichkeiten, für die Vorteile beziehungsweise den Nutzen der Glasfaser zu werben. Der Wettbewerb auf Open-Access-Netzen und die Weiterentwicklung von Anwendungen, die auf hohe Bit-Raten angewiesen sind, wird allerdings die Attraktivität der Glasfaser ohnehin steigern.
Und auch wenn im Privatkundenbereich die Zurückhaltung noch spürbar ist, spielt die Verfügbarkeit von Breitbandkapazitäten als Standortfaktor für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben schon seit Jahren eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt deshalb forcieren die Stadtwerke als Partner der lokalen Wirtschaft den Ausbau der Glasfaserinfrastruktur.

© 2025 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 21.05.2025, 09:34 Uhr
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