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Enerige & Management > Bayern - Aiwanger sieht Volksfeste durch Strompreise bedroht
Quelle: Fotolia / saschi79
BAYERN:
Aiwanger sieht Volksfeste durch Strompreise bedroht
Der bayerische Wirtschaftsminister fordert kommunale Versorger auf, ihre Stromtarife für Bierzelte auf Volksfesten „zu überprüfen“. Er befürchtet, dass Wirte das Handtuch werfen.
 
Hubert Aiwanger blickt mit Sorge der Hochsaison der Volksfeste entgegen. 58 Einträge der Kategorie „Volksfest in Bayern“ listet Wikipedia. Rechnet man die Veranstaltungen vieler kleinen Gemeinde hinzu, dürfte sich eine weitaus höhere Zahl ergeben. Vor allem die kleinen Volksfeste sind es, die den bayerischen Wirtschaftsminister und Freie-Wähler-Chef auf den Plan rufen. Die Kosten für die Durchführung der Feste seien in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, heißt es in einer Mitteilung seines Hauses. Zentrales Anliegen des Ministers: „Entlastung bei den Energiepreisen“.

Minister: Festkultur könnte an Strompreisen scheitern

Bisher würden für Volksfeste die höchsten Stromtarife gelten, obwohl sie nur für kurze Zeit Strom beziehen. „Ich appelliere an die Kommunen und Stadtwerke, ihre Tarife zu überprüfen. Gerade dort, wo Stromversorger in kommunaler Hand sind, sollte es möglich sein, günstigere Tarife anzubieten“, wird Aiwanger in der Mitteilung zitiert. Er wisse um die angespannte finanzielle Situation vieler Kommunen. Es gelte aber auch, „die gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung dieser Veranstaltungen im Blick zu behalten“.

Gerade in kleineren Gemeinden sieht Aiwanger die Gefahr, „dass sich aufgrund der steigenden Kosten keine Festzeltbetreiber mehr finden lassen“. Dies würde nicht nur den Verlust eines wichtigen Teils unserer Kultur bedeuten, sondern auch den Wegfall eines bedeutenden Wirtschaftsfaktors vor Ort.

Die Befürchtung, dass die Festkultur, wie es sein Ministerium formuliert, an Strompreisen scheitert, teilt Martin Lechner nicht. „Billiger wäre besser“, sagt der Sprecher der Festzeltwirte des Gäubodenvolksfestes in Straubing im Gespräch mit der Reaktion. Doch die Energiepreise spielten keine so entscheidende Rolle. Der Anteil an den Gesamtkosten für Festzeltwirte liege etwa zwischen ein und zwei Prozent, sagt er. Gleichwohl habe man die Energiepreisentwicklung zu spüren bekommen. Von 2023 auf 2024 seien Energiepreise um etwa 15 bis 20 Prozent gestiegen, berichtet Lechner.

Stromlieferant des zweitgrößten Volksfestes in Bayern sind die Stadtwerke Straubing. Die Preise mit dem kommunalen Versorger handelt die Straubinger Ausstellungs- und Veranstaltungs-GmbH aus, die sich ebenfalls in städtischer Hand befindet.

Energiekosten machen nur geringen Anteil aus

Lechner ist hauptberuflicher Festwirt, betreibt aber noch ein weiteres Gastro-Unternehmen. Auch das bezieht den Strom von den Stadtwerken. Die Preise seien „so ähnlich“ wie die für das Festzelt, berichtet der niederbayerische Gastronom.

Auffällig ist, dass Aiwanger vor allem an kleine Kommunen und deren Energieversorgungsunternehmen appelliert. Im Freistaat beziehen viele Kommunen ihren Strom von privaten Unternehmen wie etwa den Lechwerken – eine Tochter von Eon. Ein Hinweis an solche Unternehmen findet sich in der Mitteilung des Wirtschaftsministeriums nicht.

Und was sich kommunale Versorger womöglich fragen, bevor sie einem Festwirt, der mit seinen anderen Gaststättenbetrieben bis dato kein Kunde ist, einen vergünstigten Tarif einräumen: Wird er nach dem Volksfest fester Kunde, oder bleibt seinem bisherigen Anbieter?

Offen lässt das Ministerium auch die Frage nach der rechtlichen Umsetzung eines speziellen Stromtarifs für weiß-blaue Volksfeste. Es wäre nicht das erste Mal, dass Brüsseler Wettbewerbshüter ein Grund sehen könnten, sich einzuschalten.
 

Manfred Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 02.06.2025, 09:30 Uhr

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